OberbergEinen Schneemann zu bauen macht immer Spaß
Oberberg – Dem Tauwetter der vergangenen Tage folgte am Sonntag ein erneuter Wintereinbruch. Und wohl erstmals seit der Bildung des Kreises in seiner heutigen Form hatten die Oberberger ihre hügelige Landschaft fast ganz für sich alleine. Der massive Anstieg der Coronafälle hatte zwischenzeitlich ja sogar dafür gesorgt, dass sie das Kreisgebiet nicht verlassen und auswärtige Touristen nicht einreisen durften.
Ältere Semester fühlten sich an die Zeiten erinnert, als auch ohne Lift und Gastronomie jeder Hügel im Handumdrehen von der Dorfjugend in einen Schlittenhang verwandelt wurde. Schneemänner von hünenhafter Größe bewachten damals die Talstationen, und die weißen Schneemassen lieferten das Baumaterial für stolze Trutzburgen und elegante Schneetheken.
All das ist zum Bedauern der Schneebegeisterten in diesem Jahr wegen der Kontaktbeschränkung nicht möglich. Aber dennoch konnten sich die Schneekerle sehen lassen, die am Wochenende von einigen Unermüdlichen zur Freude aller Wanderer errichtet worden waren, so etwa in Reichshof-Blockhaus. So mancher blickte mit einer dicken Möhre im Gesicht zuversichtlich in die Zukunft.
Mittlerweile ist in den sozialen Medien die Verzwergung der Schneemenschen ein viel diskutiertes Thema, denn ob der Seltenheit und Knappheit des weißen Baumaterials seien deutschlandweit viele Schneemännchen nur noch. Vor mehr als 50 Jahren berichtete die Oberbergische Volkszeitung im Januar 1970 von einem über fünf Meter hohen Goliath, den zwei Schüler aus Eckenhagen errichtet hatten. Norbert Flitsch erinnert sich noch gut an den Bau des Riesen, der rund fünf Wochen über dem Dorf thronte.
Damals sei der Schnee nach einer kurzen Taulage Mitte Januar perfekt gewesen. Mit dem Nachbarsjungen Christoph Schneider habe er dann mehrere Tage lang „aus reinem Spaß an der Freude“ daran gebaut. In diesen Zeiten habe es allerdings auch sehr viel mehr Schnee gegeben, erinnert er sich. Und länger liegengeblieben sei er auch, erzählt der 65-Jährige. Dieser Riese war der wohl größte bis dahin jemals im Oberbergischen gebaute Schneemann.
Damit konnten es die eisigen Wächter zum diesjährigen Winterstart zwar nicht aufnehmen, aber auf rund zwei Meter schafften es einige der untersetzten Gestalten schon. Noch bevor mit einem Temperatursprung von fast zehn Grad vorige Woche die ganze Pracht während der letzten Schneefälle zu schmelzen begann, hatten sie genau die richtige Kulisse für vereinzelt vorüberziehende Wanderer geboten, sich mit einem der so selten gewordenen Schneemenschen auf einem Schnappschuss zu verewigen.
Wer Aufnahmen hat, die vielleicht sogar einen Größenvergleich erlauben, kann diese noch für die aktuelle Lesergalerie des Winters per E-Mail an redaktion.oberberg@ksta-kr.de einsenden. Auf jeden Fall sind das jetzt schon historische Aufnahmen, denn bis zum heutigen Tage hat keiner der hartgesottenen Winterstars von den vorigen Wochenenden überlebt.
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Doch nach ein paar „grünen Tagen“ sorgte neuerlicher Schneefall in der Nacht zum Sonntag für den passenden Nachschub. Da die Zufahrt zum Blockhaus nicht mehr gesperrt war, hatten sich einige Auswärtige auf den Weg in das nebelverhangene Wintersportgebiet gemacht. „Wir wollten Schnee und bei uns gab’s keinen“, freute sich Katharina Oetjen aus Bonn bei einer Rodeltour mit ihren Kindern Theo (2) und Greta (6).
Auch Yeliz Kutbay ist mit ihrer neunjährigen Tochter Duygu spontan auf den Reichshofer Hausberg gefahren: „Bei uns in Köln war heute morgen alles weiß, doch nach zwei Stunden war nichts mehr davon übrig.“ Begeistert bauten sie einen Schneemann und rieben sich die kalten Finger. Schade, dass die Panoramahütte nicht geöffnet hatte: „Es wäre schön gewesen, hier etwas Warmes zu bekommen.“