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Oberberg bleibt jeckErinnerung an die legendären Karnevals-Hochburgen im Kreis

Lesezeit 6 Minuten

In Marienheide war das Pfarrheim viele Jahre lang Schauplatz des Pfarrkarnevals der Kfd.

Oberberg – Zu Karneval werden die Festsäle in der Region coronabedingt menschenleer sein und die Festzelte gar nicht erst aufgebaut. Wir sagen aber „Oberberg bliev jeck“ und erinnern heute an bisweilen legendäre Orte, an denen der oberbergische Karneval seinen Ursprung erlebte und wo bisweilen rauschende Feste gefeiert wurden. Andreas Arnold und Christoph Buchen haben sich umgeschaut, wo der Karneval gelebt wird.

Engelskirchen

Engelskirchen hat die mit Abstand älteste Karnevalsgesellschaft in der Region. Der Grundstein wurde bereits 1893 im Hotel „Guilleaume“, dem späteren „Kaiserhof“ gelegt. Aber nicht nur dort feierten die „Närrischen Oberberger“, wie deren Pressesprecher Reinhold Müller sagt. Den Saal von Café Hartmann, die Gastwirtschaft Baldus und nicht zuletzt Haus Reckenstein nennt er in diesem Zusammenhang. Büttenredner Jörg Runge („Tuppes vum Land“) geht sogar soweit, den Reckenstein als „Wiege des Engelskirchener Karnevals“ zu bezeichnen.

Vom Karneval in Wallefeld schwärmt Sänger Dirk Meierlücke: Die Frauen verwandelten das Dorfhaus immer wieder in einen „Hexenkessel“.

Mitte der 1970er Jahre ging es in die Aula des Gymnasiums, seit 2014 wird in der Grundschulturnhalle gefeiert. Mit den großen Sitzungen geht es seit Jahren ins Festzelt am Gymnasium. „Frauenkarneval in Perfektion“ hat Jörg Runge im Wallefelder Dorfhaus erlebt. Auch Sänger Dirk Meierlücke schwärmt vom „Hexenkessel von Wallefeld“. Ähnlich heiß sei es in der „Sessionssauna von Loope“, dem Schützenhaus, zugegangen.

Ründeroth

1975 wurde in der Gemeinde Engelskirchen mit dem Ründerother Verein eine weitere KG gegründet. Unvergessen sind bis heute die Sitzungen in der Aula am Schulzentrum Walbach. In der Gaststätte „Vier Linden“ wurde die Idee für einen Rosenmontagszug durch die Oststraße geboren. Der kam 1975 in Ründeroth so gut an, dass noch im selbem Jahr der RKV aus der Taufe gehoben wurde.

Bielstein

Weitere zehn Jahre vergingen, ehe 1985 in Bielstein die nächste KG ins Leben gerufen wurde. Die Aula des Schulzentrums war und ist der Bielsteiner Gürzenich. Bereits zehn Jahre zuvor hatte der BSV Bielstein in der gerade fertiggestellten Aula des Schulzentrums zum ersten Mal eine Karnevalsveranstaltung für die Öffentlichkeit initiiert.

Denklingen

Bereits im Jahr darauf wird in Denklingen eine weitere KG ins Leben gerufen. Am 11.11. 1986 ist die Gaststätte Entenhof in Sterzenbach der Ort der Vereinsgründung. Gastwirt Wolfgang „Köbes“ Köckerling, ein Karnevalist durch und durch, wird nicht nur Präsident der neuen KG, er ist zugleich über viele Jahre der Motor des Vereins.

In Denklingen wurde anfangs in der kleinen Turnhalle gefeiert, wo Kölner Größen wie die Drei Colonias auftraten.

Gefeiert wird in der kleinen Sporthalle im Ort, in der sich auf Grund der guten Drähte des Präsidenten nach Köln die dortigen Karnevalsgrößen die Türklinke in die Hand geben. Schon bald wird die Turnhalle um ein Zelt vergrößert. Doch der boomende Verein muss schon bald in ein noch deutlich größeres Zelt auf dem Platz neben dem Rathaus umziehen. Die Sitzungen in der Sporthalle bleiben derweil legendär.

Morsbach

Die Tradition des Morsbacher Karnevals ist zwar schon über 120 Jahre alt, richtiger Sitzungskarneval wurde aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg gefeiert. Leider brannten gleich vier Festsäle im Laufe der Jahrzehnte ab oder aus, und die Karnevalisten mussten sich immer wieder neue Veranstaltungsorte suchen.

In Morsbach organisierte die KG im Saal des „Hauses im Kurpark“ närrische Veranstaltungen, wie hier 1992.

Zunächst fanden ab Anfang der 1950er Jahre närrische Veranstaltungen im alten Gertrudisheim an der Seelhardt statt, ausgerichtet von kirchlichen Gruppen wie der Kolpingsfamilie oder von Morsbacher Gesangvereinen. Als das Heim 1960 abbrannte, wich man in die Säle der Gaststätte „Zur Seelhardt“ und des Hotels „Prinz Heinrich“ aus. Doch auch der Saal des Hotels brannte 1966 nieder.

Eine digitale Bühne an Weiberfastnacht

„Oberberg bliev jeck“: Unter diesem Motto steht für unsere Zeitung diese seltsame Session. Gemeinsam mit dem Sänger Dirk Meierlücke und Jörg Runge, auf den großen Bühnen des Karnevals und Fernsehen unterwegs als Redner unter dem Namen „Dä Tuppes vum Land“, suchen wir auch noch oberbergische Karnevalstalente, denen wir in dieser Session eine digitale Showbühne bieten wollen.

Die Suche nach Talenten dauert noch bis Freitag, 22. Januar: Wer sich für jeck genug hält, auf einer Bühne zu stehen – egal, ob als Büttenredner oder Karnevalsmusiker– kann mitmachen: Schicken Sie uns ein Video mit Ihrem Auftritt. Weil die Datenmenge groß sein dürfte, melden Sie sich bitte zuvor per E-Mail unter redaktion. oberberg@ksta-kr.de oder unter (0 22 61) 92 89-0. Dann klären wir die Details.

Oder kennen Sie jemand anderen, der Sie mit seinem Witz begeistert? Den Sie vielleicht sogar für den wirklich geborenen Büttenredner halten? Oder jemanden, der mit seiner Band und seiner Musik so viel Stimmung machen kann, dass er einfach auf die Bühne gehört? Dann seien Sie doch einfach so nett und verraten Sie ihn uns! Melden Sie sich einfach in unserer Redaktion.

Und dann geht es erst so richtig los. Erst tagt die Jury, dann wird die digitale Bühne vorbereitet. Denn die seltsame Session ist kurz, die Zeit drängt: Am Donnerstag, 12. Februar, 11.11 Uhr – an Weiberfastnacht, also genau dann, wenn in jedem anderen ganz normalen Karnevalsjahr die Jecken die Macht übernommen hätten, zeigen wir im Internet unter ovz-digital.de unsere große Karnevalsshow – streng corona-konform und trotzdem mit digitalen Auftritten, die einfach nur Spaß machen sollen.

Neben den Auftritten der Gewinner unseres kleinen Wettbewerbs gibt es ganz viele Überraschungen – von Wipperfürth bis „Mueschbesch“, von Engelskirchen bis „Wielbersch“.

Also: Bleiben Sie zu Hause, lehnen Sie sich zurück und feiern Sie mit uns Karneval – ausnahmsweise auf ganz andere Art. (r)

Es gingen ein paar Jahre ins Land, bis 1972 die Karnevalsgesellschaft Morsbach (KG) gegründet und das „Haus im Kurpark“ mit neuem Saal eingeweiht wurde. Dort fanden dann gut organisierte karnevalistische Veranstaltungen statt, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Als die Kartennachfrage aber immer größer wurde, wechselte die KG später für ihre Prunksitzungen in ein größeres Festzelt in den Wisserauen oder in die Sporthalle.

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Leider wurde 2006 auch das „Kurhaus“ ein Raub der Flammen, sodass kleinere Karnevalsveranstaltungen dort nicht mehr stattfinden konnten. Zum Glück gab es ja seit 1974 noch das neue Gertrudisheim, in dem kirchliche Vereine ihren Pfarrkarneval feierten. Doch richtete auch dort 2018 ein Brand großen Schaden an, so dass viele kleinere Karnevalsfeiern seitdem ausfielen. Das Gertrudisheim soll aber demnächst wieder für Veranstaltungen zur Verfügung stehen, neben der Kulturstätte an der Hahner Straße.

Waldbröl

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde die Waldbröler Karnevalsgesellschaft. Der Sitzungskarneval fand in Althoffs Saal, der heutigen Gaststätte „Zum Römer“ statt. Während der langjährige Motor der WKG, Herbert Salz, in den 1950er Jahren als Sitzungspräsident das Zepter schwang, gehörte Auftritte des späteren Bürgermeisters Hubert Wehling damals zum festen Programm der Sitzungen. Als die Sitzungen immer größer wurden, ging es unter anderem in die Räume der Roseggerschule. Inzwischen feiern die Waldbröler seit vielen Jahren in der Nutscheidhalle.

Wildberg

Bereits 1911 wurde in Wildberg Karneval gefeiert. Durch die beiden Weltkriege kamen die Aktivitäten aber zum Erliegen. 1972 ging es dann weiter mit der KG Tolle Elf, die bis heute eigentlich ein Schützenverein ist, was aber völlig in den Hintergrund gerückt ist. Gefeiert wird seit eh und je in der Glück-Auf-Halle, die der gesellschaftliche Mittelpunkt des Ortes und natürlich der KG Tolle Elf ist, wie Vereinschef Alexander Zielenbach sagt.

Vereins- und Pfarrkarneval

Tief verwurzelt in der Region ist zudem der Pfarr- und Vereinskarneval.

Auf der hohen Belmicke wird seit 1952 im St. Anna-Heim Vereinskarneval gefeiert.

Von Loope bis Belmicke oder von Marienheide bis in den Ellinger Grund bei Morsbach. Denn für Karneval ist selbst in der kleinsten Hütte Platz. Und das auch fernab der Türme des Kölner Doms.