Liebeserklärung an Land und LeuteHeimatverein Nümbrecht erinnert an Otto Kaufmann
Nümbrecht – Vieles, was wir heute über die Menschen des alten Homburger Landes, ihre Lebensumstände und ihre Mundart wissen, verdanken wir Otto Kaufmann. Der gebürtige Nümbrechter (1900–1985) begann schon 1918, gezielt mit den Menschen über ihre Lebensweisen zu sprechen, ihre Geschichten zu notieren und – sozusagen als Nebenprodukt – ihre Mundart zu erforschen. Und er hörte Zeit seines Lebens damit nicht mehr auf.
Der Heimatverein Nümbrecht (HVN) hat dem fleißigen Heimatforscher in der neuen Ausgabe der „Heimat-Klänge“, die Ende 2020 erschienen sind, einen langen Artikel gewidmet. Die Bedeutung seiner Arbeit würdigten HVN-Vorsitzende Elke Holländer-Pracejus und Geschäftsführer Dieter Hüschemenger.
Geschrieben hat den Beitrag der Nümbrechter Publizist Ulrich Runkel, der Kaufmann persönlich gut kannte. Runkel hatte den Artikel im Jahr des 120. Geburtstages des Heimatforschers auch angestoßen.
Platt miteinander gesprochen
Die beiden hatten in der Vergangenheit öfter zusammengearbeitet, um heimatgeschichtliche Beiträge zu veröffentlichen, unterhielten ein gutes Verhältnis – und sprachen Platt miteinander. „Otto Kaufmann lässt sich nicht auf seine Mundartforschung reduzieren“, betont Runkel, obwohl seine Erkenntnisse die Grundlagen für weitere Forschung gelegt hätte. Doch darüber hinaus hätte sich Kaufmann, der im Hauptberuf als Sonderschullehrer arbeitete, für das Leben der Menschen im Homburgischen bis ins kleinste Detail interessiert und seine Erkenntnisse festgehalten – in unzähligen preisgekrönten Beiträgen, Aufsätzen und Büchern.
„Drölbotze“ und „Lappohr“
Wenn Otto Kaufmann die älteren Bewohner der Dörfer im Homburger Ländchen mit seinem BASF-Tonbandgerät besuchte, waren die oft erst skeptisch, weiß Runkel. So ein Ungetüm hatten sie noch nie gesehen. „Aber er wusste, wie man die Leute aushorcht“, sagt Runkel augenzwinkernd.
Später wurden die historischen Aufnahmen, ehe sie unwiederbringlich verloren gehen konnten, in unsere digitale Zeit gerettet, die Tonbänder, die nicht alle beschriftet waren, auf CDs überspielt, von denen heute rund 60 im Archiv des Oberbergischen Kreises lagern.
Der Artikel wird ergänzt um einige lesenswerte „Stöckelcher“, um eine Liste alter Weisheiten auf Platt – und um eine lange Liste alter Schimpfnamen: Da wird die zänkische Frau zum „Fäfü’er“ (Fegefeuer) oder zur „Destel“, der träge Arbeiter zu „Drölbotze“ oder „Lappohr“.
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Dass die neuen Heimat-Klänge in den Räumen der Nümbrechter Volksbank vorgestellt wurden, ist kein Zufall: Bereits in den 1960er Jahren begann die Bank, jedes Jahr zu Weihnachten Glückwunschhefte drucken zu lassen, die dank der informativen und unterhaltsamen Beiträge aus der Feder Otto Kaufmanns und illustriert mit Bildern des Ründerother Künstlers Otto Seeligmann, zu begehrten Sammlerstücken wurden. Henning Jung, Leiter der Nümbrechter Niederlassung, kennt die Arbeiten von Kaufmann und sagt: „Wenn man hier groß geworden ist, hat man die Menschen, über die Kaufmann schreibt, genau vor Augen.“ Die Volksbank finanzierte einer CD, die jeder Ausgabe der Heimat-Klänge beiliegt (siehe Artikel). Dieter Hüschemenger und Ulrich Runkel wählten dafür verschiedene Originalaufnahmen aus.
Die Heimat-Klänge 2020 (48 S., zwölf Beiträge, zahlreiche Abb.) gibt es für fünf Euro plus Versandkosten in Coronazeiten bei Dieter Hüschemenger, (02293) 67 19, E-Mail: dieter.hueschemenger@t-online.de