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Corona in OberbergInfodefizite im Kampf gegen das Virus

Lesezeit 3 Minuten

Positiv auf das Coronavirus getestet – und was dann? In einer Flüchtlingsunterkunft entstand wegen unklaren Infos Unruhe. Symboldbild

Wiehl – In einer Wiehler Flüchtlingsunterkunft herrscht Unruhe. Inzwischen sollen dort fünf der 17 Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden sein. Vor anderthalb Wochen sei jemand bei einem routinemäßigen Schnelltest in einer Apotheke positiv getestet worden, berichtet Angela Nikola, die sich ehrenamtlich um die Geflüchteten kümmert.

Zwei Tage später habe die betreffende Person die Aufforderung erhalten, zum PCR-Test nach Gummersbach zu kommen. „Weil sie kein Auto hat, hätte sie sich fast in den Bus gesetzt, obwohl sie bereits Symptome hatte“, so Nikola: „Nicht auszudenken, wie viele Menschen sie dabei hätte anstecken können!“ Zum Glück habe sich die Person zunächst bei Nikola gemeldet. Und weil sich die Person nicht gut fühlte, habe Nikola selbst dann Druck gemacht, dass die Erkrankte mit dem Krankenwagen abgeholt wurde.

Vorschlag: Leicht verständliches Infoblatt

Wenige Tage später wurde dann eine weitere Person aus dem Haus bei einem Schnelltest positiv getestet. „Weil schon ein Fall in der Unterkunft aufgetreten war, hat sich unsere ganze Familie vorsorglich testen lassen“, erzählt der Sohn der positiv getesteten Person. „Wir wussten danach nicht, wie wir uns verhalten sollten, ob wir alle in Quarantäne müssen oder nur das positiv getestete Familienmitglied.“ Auch hier kam der Bescheid vom Gesundheitsamt, dass diese nach Gummersbach zum PCR-Test kommen solle.

„Weil die Person keinen Führerschein hat, hätten wir jemanden bitten müssen, sie zu fahren.“ Angela Nikola bat daraufhin das Gesundheitsamt, jemanden zu schicken, um den Test im Haus vorzunehmen. „Das hat auch geklappt“, sagt der Sohn (21). „Aber auch bei diesem Termin hat niemand gesagt, ob ich arbeiten darf und wer von uns wie lange in Quarantäne muss.“

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Inzwischen hat der Sohn eine Information bekommen: Mit Absendedatum 6. August hat ihn das Gesundheitsamt darüber informiert, dass er sich seit 1. August in Quarantäne zu befinden habe. Auf Nikolas Nachfrage hatte man gegenüber der Familie lediglich auf die Quarantäneordnung von NRW verwiesen. „Damit sind die Geflüchteten aber völlig überfordert“, kritisiert sie. „Da gibt es nicht nur sprachliche Hürden, sondern sogar mancher Deutsche ist überfordert damit, die Bestimmungen im Internet zu finden und zu verstehen.“ Sie regt an, ein einfaches Infoblatt in mehreren Sprachen zu erstellen, das den Betroffenen im Fall eines positiven Testergebnisses sofort ausgehändigt wird, mit Anweisungen, wie sie und ihre Angehörigen sich zu verhalten haben.

Aufklärung gegen die sich ausbreitende Unsicherheit

„Auch ein Anruf hätte uns geholfen“, sagt der 21-Jährige, „oder eine Erklärung durch die Person, die den PCR-Test durchgeführt hat.“ Mehr, schnellere und effektivere Aufklärung könne helfen gegen die verbreitete Unsicherheit unter den Geflüchteten, meint auch Nikola. Auch sollte darüber informiert werden, was Betroffene, die zum PCR-Test müssen, tun können, wenn sie selbst kein Auto zur Verfügung haben. Denn das betreffe schließlich nicht nur Geflüchtete. „Es geht doch darum, zu verhindern, dass noch mehr Menschen sich anstecken!“