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TierweltKohlmeise ist ein häufiger Gast im Garten – Nabu Oberberg ruft zu Vogelzählung auf

Lesezeit 4 Minuten
Eine Kohlmeise sitzt auf einem Ast.

Ihrem schwarzen Kopf verdankt die Kohlmeise ihren Namen. Kohl frisst sie nicht, gern aber die Körner aus dem Futterhaus.

Mit Unterstützung der Biologischen Station stellen wir Arten vor, die uns im Oberbergischen aufgefallen sind.

Kohlmeisen zählen zu den Vögeln, die fast jeder kennt. Kein Wunder, konstatierte der Bergneustädter Ornithologe Heinz Kowalski schon Anfang der 1980er Jahre: „Sie ist eine der häufigsten Vogelarten überhaupt.“ Die Vogelkundler Jost und Thiede lieferten 1965 dafür eine Erklärung: „Von den Meisen ist sie diejenige, die sich am stärksten dem Menschen angeschlossen hat. Gleichzeitig ist sie die robusteste Meisenart. In Kämpfen um die Nisthöhle bleibt sie meistens Sieger.“

Bis heute ist die Kohlmeise auch im Bergischen Land eine sehr häufige Vogelart. Ihr Verbreitungsgebiet reicht über ganz Europa, durch Zentralasien bis kurz vor die Pazifikküste Ostasiens. Vergleicht man die Meldungen von Hobby-Ornithologen im Bergischen Land, wird sie zehn Prozent öfter beobachtet als die ebenfalls omnipräsente Blaumeise. Die allesamt kleineren Familienmitglieder namens Tannen-, Hauben-, Weiden- und Sumpfmeise rangieren weit dahinter.

Meisen fressen Kohlweißlingraupen

Der Wortteil „Kohl“ im Namen bedeutet nicht, dass der Vogel wie die Raupe des Kohlweißlings gern Kohlblätter fräße. Eher frisst die Meise die Kohlweißlingraupen. Es geht hier um die Kopfpartie, die schwarz wie Kohle ist. In anderen Sprachkreisen wird bei der Namenswahl eher auf ihre relativ stattlich Größe Bezug genommen, wie bei der wissenschaftliche Bezeichnung Parus major, oder der englischen Great Tit.

Viele Menschen bieten Vögeln künstliche Nisthilfen an, was auch in Fachkreisen befürwortet wird. Auf einen nistwilligen Trauerschnäpper oder Gartenrotschwanz müssen Häuslebauer aber im Bergischen Land meistens sehr lange warten. Auch Fledermäuse brauchen ewig, ehe sie eine artspezifisch optimierte Nisthilfe annehmen. Nicht so die Kohlmeise: Schnell mal einen Höhlenbrüterkasten mit dem richtigen Durchmesser für das Einflugloch (32 Millimeter) in den Garten gehängt und – zack! – eine Kohlmeise brütet. Notfalls nutzt sie auch eine Gießkanne, einen Briefkasten oder was auch immer sonst einen Einschlupf mit dahinterliegendem Hohlraum bietet.

Kohlmeisen mögen Futterhäuschen

Auch das Futterhäuschen nimmt die Kohlmeise gerne an. Das Anbieten von Nahrung wird unter Ornithologen hingegen weniger eindeutig befürwortet. In durchschnittlich kalten Wintern, wenden die Kritiker ein, störe das Zufüttern das ökologische Gleichgewicht und die natürliche Auslese. Von der Fütterung profitieren nur wenige, häufig vorkommende Vogelarten, die nicht nach Süden ziehen. Die von der Reise geschwächten Zugvögel bekommen später Probleme, sich beim Besetzen der Reviere und Brutplätze gegen die künstlich gestärkte Konkurrenz zu behaupten. Bei unsachgemäßer Fütterung besteht des Weiteren die Gefahr der Ausbreitung von Krankheitserregern. Einige Naturschutzorganisationen raten daher, nur bei anhaltendem Frost und geschlossener Schneedecke zu füttern.

Ganz anders sieht das der Ornithologe Peter Berthold, der dazu rät, schon im September anzufangen und dann mindestens sechs Monate durchzufüttern oder besser noch die „angepasste Ganzjahresfütterung“ anzuwenden. Diese Methode stützt sich auf Forschungen der Vogelwarte Radolfzell und Ergebnisse der Untersuchungen vom British Trust for Ornithology. Dabei wurde unter anderem nachgewiesen, dass Singvögel nicht von Futterstellen abhängig werden, eine ganzjährige sichere Nahrungsquelle sie aber in der kalten Jahreszeit vor dem Verhungern schützen kann, ohne dass eine eventuelle natürliche Selektion durch Zufütterung beeinflusst wird. Wenn die Winterfütterung bereits im September einsetzt, profitieren nicht nur dominante Arten.

Dazu kommen die umweltpädagogischen Effekte: Die Beobachtungsmöglichkeit beim Füttern kann der Einstieg in den Vogelschutz sein. Mit dem Fernglas durch das Fenster der Kohlmeise und ihren Kollegen an der Futterstelle zuzuschauen, ist nicht nur im Winter ein schöner Zeitvertreib.

Bald im Februar kommen die ersten warmen Tage. Das typische „tititü, titiü, tititüh“ und „zizidäh“ löst auch beim Menschen Frühlingsgefühle aus. Wem bei Dunkelheit, Schneematsch und Nieselregen die Decke auf den Kopf fällt, kann sich den Reviergesang der Kohlmeise schon jetzt im Internet (zum Beispiel unter www.deutsche-vogelstimmen.de) vorspielen lassen.


Stunde der Wintervögel

Der Naturschutzbund (Nabu) ruft wieder zu Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion auf. Am Wochenende gilt es, eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und zu melden. Im Mittelpunkt der Aktion stehen vertraute und oft weit verbreitete Vogelarten wie Meisen, Finken, Rotkehlchen und Spatzen.

Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller wirbt: „Wer sich fürs neue Jahr vorgenommen hat, mehr für den Naturschutz zu tun, kann den guten Vorsatz gleich in die Tat umsetzen und mitmachen.“ Die mit der Aktion gewonnenen Daten helfen den Naturschützern dabei, die Situation von Vögeln in Städten und Dörfern besser einzuschätzen: Wie wirken sich Witterungsbedingungen, die Klimakrise, Veränderungen in der Landwirtschaft auf die Vogelwelt aus? Mit Blick auf die Ergebnisse der vergangenen Jahre lassen sich Trends ablesen, sogar für bestimmte Vogelarten.

Wer teilnehmen möchte, sucht sich ein Plätzchen am Fenster, im Garten, auf dem Balkon oder im Park und beobachtet eine Stunde lang, was umherflattert. Wichtig: Notieren soll man von jeder Vogelart die höchste Anzahl, die während dieser Stunde gleichzeitig zu sehen ist. Andernfalls würde man Vögel, die zwischendurch wegfliegen, doppelt zählen. Beobachtet werden kann zu einer beliebigen Stunde vom 5. bis zum 7. Januar. Bis zum 15. Januar kann man seine Zahlen melden, per Telefon unter 0800/115 7 115 oder per Online-Formular.