Kurt KokusWarum ein Oberberger bei der Beerdigung von Uwe Seeler Trompete spielte
Wipperfürth/Hamburg – Die Beerdigung von Fußball-Idol Uwe Seeler fand in der vorigen Woche im engsten Familienkreis auf dem Park-Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf statt. Ein Oberberger war mit dabei. Der gebürtige Wipperfürther Kurt Kokus, der als Musikproduzent, Entertainer und Trompeter in Marienheide lebt, spielte auf Wunsch der Familie bei der Beerdigung auf seiner Trompete „Il Silentio“, das alte englische Kirchenlied „Amazing grace“ und „Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise“ von Hans Albers.
Der Friedhof in Hamburg sei sehr groß, breite Straßen führten hindurch und er habe mit dem Auto gefühlt noch zwei Kilometer auf dem Friedhof fahren müssen. Das Grab von Uwe Seeler liege in der Nähe der Ruhestätte von Helmut Schmidt, und es sei eine sehr berührende Abschiedszeremonie am Grab gewesen. „Es war mir eine große Ehre“, sagt der HSV-Fan Kurt Kokus. Und erzählt, dass er 2007 mit Uwe Seeler nach der Beerdigung von Schlagersänger Peter Beil, auf der er Trompete gespielt hätte, zusammengesessen habe.
Seeler sei von dem Solo wohl sehr bewegt gewesen und habe sich erkundigt, welches Stück er gespielt habe und dann wohl eher im Scherz gesagt, „auf meiner Beerdigung musst Du auch spielen“. Darüber hätten sie beide noch gelacht und Witze gemacht. Nun sei es überraschend wahr geworden. Der Anruf der Familie, mit der Bitte, auf der Beerdigung Trompete zu spielen, habe ihn sehr gefreut, auch wenn der Anlass ein trauriger gewesen sei. Kurt Kokus weiß noch genau, wann er Uwe Seeler das erste Mal live gesehen hat.
Spiel gegen den 1. FC Köln machte Kokus 1964 zum HSV-Fan
„Das war am 30. April 1964, ich war sechs Jahre alt, beim Spiel des 1. FC Köln gegen den HSV, zu dem mich mein Vater mitgenommen hat.“ Der habe nicht etwa gesagt, da spielt der HSV, sondern „da spielt Uwe Seeler“, erinnert sich Kokus. Beim Stand von 3:0 für den FC habe Seeler nach einer Flanke von „Charlie“ Dörfel per Kopf das 3:1 erzielt. Von da an sei er HSV-Fan gewesen, wie sein Vater auch.
Und ein weiteres Datum hat sich in sein Gedächtnis eingebrannt: der 1. Mai 1972. Da habe er seinen Vater das erste Mal weinen sehen, beim offiziellen Abschiedsspiel von Uwe Seeler. Persönlich kennengelernt habe er Seeler im Dezember 2001 beim Lokalderby gegen St. Pauli, das der HSV mit 4:3 gewann. Seeler habe in der Loge auf einer Kiste gestanden, um besser sehen zu können und er auf Augenhöhe neben ihm.
2001 persönlich kennen gelernt
Schnell sei man ins Gespräch gekommen, und habe sich gut verstanden, der Hanseat und der Rheinländer. Danach habe man sich immer wieder mal getroffen. Seeler habe im übrigen bei Spielen ordentlich schimpfen und fluchen können, wenn er sich unbeobachtet gefühlt habe, berichtet Kokus. Den Vorschlag, dass er bei der Beerdigung von „Uns Uwe“ spielen solle, sei von seinem Freund Curt Gerritzen, dem ehemaligen Stadionsprecher des HSV, an die Familie Seeler herangetragen worden.
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Gerritzen habe damals mitbekommen, wie Uwe Seeler den Wunsch geäußert habe und als er für Beerdigung und Trauerfeier die Musikwünsche mit der Familie besprochen habe, die Kontaktdaten des „Kölschen Jung“, so habe Uwe Seeler ihn bezeichnet, weitergegeben.