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Lieferengpässe in OberbergGutscheine anstatt Geschenke zu Weihnachten

Lesezeit 3 Minuten

Wer ein Rad verschenken will, darf nicht wählerisch sein – oder muss sich gedulden, sagt Thomas Klein.

Oberberg – Vorgestern standen sie noch im Regal, die Tiere von Schleich, die sich ihre Enkelin zu Weihnachten wünscht. Da wollte die alte Dame aber zur Sicherheit bei dem Mädchen noch mal nachfragen, ob die Pferde oder lieber das Farmset unterm Tannenbaum liegen sollen. Jetzt steht die Kundin ratlos vor dem Regal und schaut sich um. Alles weg. „Schleich-Tiere bekommen wir vor Weihnachten nicht mehr rein, frühestens irgendwann im Januar. Wenn überhaupt“, seufzt Florian Richter, Inhaber des Waldbröler Spielwarengeschäfts Kinderland.

„Wir telefonieren pausenlos mit Lieferanten“

Ähnlich düster sieht es aus mit den beliebten Betonmischern, Tiefladern oder Bulldozern der Firma Bruder. Da bleibt wohl in diesem Jahr mancher kindliche Herzenswunsch unerfüllt. „Wir telefonieren pausenlos mit Lieferanten, aber manche Artikel sind einfach nicht mehr zu haben. Wer etwas entdeckt, was er haben möchte, dem kann ich nur raten, es sofort zu kaufen, ehe es weg ist“, sagt Richter und seufzt.

Rohstoffmangel, Logistikprobleme und coronabedingt geschlossene Häfen in China macht er dafür verantwortlich. Lego und Playmobil stünden ganz oben auf den Wunschzetteln. Wenn es ein ganz bestimmtes Set sein soll, könnte es aber eng werden. „Wir sind froh, dass wir noch Ware haben, und Lieferanten aus Deutschland können zum Teil weiterhin liefern. Aber in diesem Jahr ist das Weihnachtsgeschäft schwierig.“

Die Highlights im Weihnachtsgeschäft? Dennis Schreiner muss nicht lange nachdenken: „Die neuesten Modelle der X-Box oder der Playstation könnten die absoluten Renner sein – wenn wir denn welche bekämen.“ Der Leiter eines Elektronik- und Elektromarkts im Südkreis ist frustriert. „Wir haben über 60 Vorbestellungen, und dann kommen nur zehn hier an.“ Lieferengpässe machten sich besonders krass bemerkbar, auch der Chipmangel bei der Produktion von Elektrogeräten. „Da muss man auf eine Waschmaschine drei Monate warten.“ Im vergangenen Jahr sei die Situation vor Weihnachten trotz des Lockdowns noch besser gewesen. Obendrein reagierten manche Kunden verunsichert auf die 2G-Regel.

Auch bei Zweirad Klein in Bielstein ist es ruhig. Kunden, die jetzt ein E-Bike abholen, haben es meist schon im Sommer bestellt. „Wir haben zwar immer eine Auswahl da, aber sieben von zehn Kunden haben ein bestimmtes Modell im Sinn“, sagt Thomas Klein,

Fahrrad hätte im Sommer bestellt werden müssen

„Die Hersteller haben nach dem Fahrradboom der vergangenen anderthalb Jahre keine Kapazitäten und kommen mit der Produktion nicht hinterher“, so Klein. Hinzu kämen extrem lange Lieferzeiten aus Asien und gestiegene Rohstoff- und Containerkosten. Da heißt es warten – und sich zum Fest mit einem Gutschein im sternengeschmückten Umschlag begnügen. Aber was bedeutet das für den Kindertraum vom neuen Fahrrad unterm Weihnachtsbaum? „Den gibt es noch. Aber die Zeiten haben sich geändert“, beobachtet Klein. „Wurden vor sechs, sieben Jahren in der Woche vor Heiligabend noch über 50 Kinderräder abgeholt, so verteilt sich das jetzt übers Jahr.“

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Immerhin: Wer auf Schmuck setzt, kommt noch zum Zuge. Andreas Dörre will sich jedenfalls nicht beklagen. Geschmeide aus Gold, Silber oder Titan sei immer noch ein beliebtes Weihnachtsgeschenk. Ein Klassiker, auch wenn der Goldpreis zur Zeit sehr hoch sei, sagt der Bergneustädter Juwelier. In diesem Jahr habe das Weihnachtsgeschäft außergewöhnlich früh begonnen. „Oft kommen Damen in den Wochen vor Weihnachten und schauen sich im Geschäft um, damit es an Heiligabend keine Enttäuschung gibt“, schmunzelt Dörre. Der Ring sollte passen, die Halskette den Geschmack treffen.

Vor allem Herren ließen sich auch gerne beraten. Sie selbst bekommen von ihren Partnerinnen vorzugsweise Uhren geschenkt. „Gar nicht unbedingt eine Smartwatch, mit der man auch telefonieren kann, auch ganz normale Uhren.“ Der Renner im Schmuckgeschäft: Sogenannte Bettelarmbänder von Pandora. „Da kommen auch Kunden, die bestimmte Modelle online nicht mehr bekommen.“

Aber Achtung: Impfnachweis nicht vergessen!