Sorgen um die Menschen in der HeimatWie Oberberger den Krieg in der Ukraine verfolgen
Oberberg – Menschen, die ursprünglich aus der Ukraine stammen und dort noch Familie und Freunde haben, sind in großer Sorge, nachdem russische Truppen in der Nacht zu Donnerstag in ihr Heimatland einmarschiert sind und das Bombardement weiter fortsetzen.
Tetiana Kraina (50) lebt seit Oktober 2017 bei ihrem Mann Marc Kleineidam (52) in Gummersbach. Von „Panik und Chaos“ aus ihrer Heimatstadt Dnipro, einer Millionenstadt in der Ostukraine, berichtet Kraina am Donnerstagabend beim Treffen mit dieser Zeitung. Sie hat erfahren, ist der Flughafen der Stadt bombardiert worden.
Aus Sorge die Mutter geholt
Dass Wladimir Putin am Ende trotzt aller diplomatischen Bemühungen in ihre Heimat einmarschiert ist, wundert sie nicht. Aus Sorge vor so einer Aggression hatte die 50-Jährige ihre Mutter erst vor wenigen Wochen überreden können, mit ihr nach Deutschland zu kommen, um sie hier nach einer eigenen Corona-Infektion unterstützen zu können. Ihre Befürchtung, dass in der Ukraine ein Krieg ausbricht, sollte sich wenig später bewahrheiten.
Am liebsten sofort nach Hause
„Meine Mutter kann nicht glauben, was aktuell in der Ukraine passiert. Am liebsten würde sie wieder nach Hause fahren“, sagt Kraina. Doch das dürfte im Augenblick kein Thema sein. Schlimm findet es die 50-Jährige, dass der „Krieg in der Mitte zwischen den USA und Russland stattfindet“. Ihr Mann weiß aus vielen Reisen, dass sich die Menschen in der Ukraine vom Westen allein gelassen fühlten. „Nach dem Fall der Mauer vor 30 Jahren konnte sich der Westen nicht entscheiden, was mit der Ukraine wird. Hier ist viel zu lange gezögert worden“, findet auch Kraina. Sie selbst hat zu Zeiten der Sowjetunion Raketentechnik studiert und später in Dnipro, das auch als „Raketenstadt“ bekannt war, in einer Fabrik gearbeitet. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war sie dann in anderen Berufen tätig, wie sie berichtet.
Andrii Hrom sagt über den Kriegsausbruch in seiner Heimat: „Das ist alles ganz schlimm. “ Er ist Assistenzarzt in der Gefäßchirurgie Waldbröl am Kreiskrankenhaus Waldbröl. Aus Schilderungen seiner Familie weiß er, dass die Militärbasen in seiner alten Heimatstadt Krywyj Rih von den Russen angegriffen worden sind. Zu Opfern unter der Bevölkerung kann er nichts sagen.
Seit anderthalb Jahren in Waldbröl
Der 41-jährige Andrii Hrom ist seit anderthalb Jahren in Waldbröl. Mit ihm in den Westen übergesiedelt sind seine Mutter und seine drei Kinder. „Mein Vater und meine Schwester mit ihren kleinen Kindern leben aber noch in der Ukraine.“
Dass sie zeitnah ausreisen können, denkt der Mediziner nicht. „Ich würde sie gerne sofort dort abholen“, sagt Hrom.
Für Andrej Andriychenko (45) ging am Donnerstagmorgen die Nachtschicht in der Warenannahme der Wiehler Tapetenfabrik A.S. Création zu Ende, als er vom Überfall auf die Ukraine erfuhr. Er wusste nun: Dieser 16. Geburtstag seines Sohnes würde kein Freudentag werden.
Eskalation seit Wochen verfolgt
Auch für Andriychenko war es ein Schock, obwohl er die Eskalation der Lage seit Wochen intensiv verfolgt hatte. „Dass die Russen aus allen Richtungen angreifen, haben selbst viele Experten nicht erwartet.“ Er und seine Frau Tanja (45) kamen vor 25 Jahren in Deutschland und leben in Marienheide-Kalsbach. Er stammt aus Kropyvnytskyi in der Zentralukraine. Andriychenko sorgt sich um Freunde und Verwandte in der Ukraine. „Die Nichte meiner Frau berichtete, dass sie vom Lärm der Flugzeuge geweckt wurde, die über ihr Haus flogen. Alle sind sehr verängstigt.“
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Andrej Andriychenko nennt den russischen Präsidenten Putin einen Verbrecher. „Jetzt zeigt er sein wahres Gesicht. Die Welt darf nicht mehr zögern und muss ihn stoppen. Die Sanktionen müssen so hart sein, dass Putin und seine Umgebung sie auch spüren. Er muss merken, dass es so nicht geht.“