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Abi in der PandemieOberbergs Abitur-Jahrgänge erzählen von Chaos-Schuljahr

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Abitur in der Pandemie: Schülerinnen und Schüler aus Oberberg haben von dieser Ausnahmesituation berichtet.

Marienheide – In die Prüfungen, von denen seine ganze Zukunft abhängen könnte, geht Linus Przewloka mit keinem guten Gefühl. Der 19-Jährige ist auf der Zielgeraden seiner Schullaufbahn, nach 13 Jahren wird er im April an der Gesamtschule Marienheide seine Abiturklausuren schreiben und die mündliche Prüfung ablegen. Die Unsicherheit, ob er sich dort beweisen kann, ist nicht nur bei Przewloka groß. Auch seine Mitschüler und Mitschülerinnen aus dem Abiturjahrgang sehen sich nicht gut vorbereitet – nach einem Schuljahr, das von der Corona-Pandemie auf den Kopf gestellt wurde.

Auswirkungen auf Abschlussnote?

So wie in Marienheide geht es derzeit in Oberberg vielen angehenden Abiturienten. Ihre Befürchtung: Der einjährige Mix aus Distanzunterricht, normalem Unterricht, Wechselunterricht und auch Quarantänen könnte sich böse in der Abi-Note niederschlagen.

Przewloka ist Schülersprecher der Gesamtschule, sein Kamerad Simon Hekler Stufensprecher der 13. Beide betonen, ihre Schule habe das Beste aus den gegebenen Möglichkeiten gemacht und die immer neuen Regeln aus dem Schulministerium umgesetzt. Auch die Technik habe beim Unterricht im Homeoffice mitgespielt. „Trotzdem war ein normales Lernen nicht möglich“, sagt Hekler. „Einige Themen haben wir nur angekratzt. Vieles mussten wir uns selbst beibringen.“ Es bleibe das zermürbende Gefühl, Prüfungsrelevantes verpasst zu haben.

Ein Jahr Chaos

Die Stufe war vor ziemlich genau einem Jahr in zuvor undenkbare Verhältnisse geschubst worden: Erst mussten die Schüler plötzlich von zu Hause dem Unterricht folgen, dann war wieder zwei Wochen normal Schule. Dann wurden die Klassen halbiert, nach den Sommerferien wurde die Stufe nach einem Corona-Fall zur Quarantäne verdammt – und nach den Weihnachtsferien setzte sich das Chaos fort.

In dieser Woche vor den Ferien hatte der Abiturjahrgang gemeinsam mit den Stufen 12 und 10 das große Schulgebäude für sich allein. Von den zu Normalzeiten gut 1100 Schülern fehlten die 750, die auf Distanz unterrichtet wurden – eine gespenstische Atmosphäre. Marwin Waßerfuhr aus der Schülervertretung musste mit seinem Bio-Kurs in einen Klassenraum ausweichen, der offenbar lange nicht mehr genutzt wurde: „Da stand noch ,Frohe Weihnachten’ an der Tafel!“

Mottowoche mit Maske

Obwohl ihnen nicht wirklich zum Feiern zumute ist, haben die 13er seit Montag ihre Mottowoche durchgezogen, jeden Tag eine andere Kostümierung – und immer mit Atemschutzmaske. Am Donnerstag waren sie als „Assis“ verkleidet, am Freitag kamen sie im noblen Dress. Zumindest ein bisschen Spaß, nachdem so viele Stufenkameraden ihren 18. Geburtstag nicht feiern durften. Zur Tradition der Mottowoche gehört es eigentlich auch, dass die 13er den jüngeren Schülern ein kleines Programm bieten. Das ging nicht. Schon vergangene Woche hat die Stufe ihren Plan für den Abiball im Juni in der Wipperfürther Drahtzieherei begraben. Das finanzielle Risiko ist zu groß, weil unsicher ist, wie viele Teilnehmer dann in die Halle dürfen. Auch ihre Abi-Pullover lassen die Schüler erstmal nicht drucken. Ob’s eine Abi-Zeitung geben wird? Ist noch unsicher.

Sarah Striebeck aus der Schülervertretung beschreibt, dass die Pandemie zumindest den Zusammenhalt in der Stufe 13 gestärkt habe. Nicht erst seitdem drei Stufenkollegen infiziert waren und einige die Folgen jetzt noch spüren, sei sich jeder des Ernstes der Lage bewusst. An der Schule habe sich jeder an die Maskenpflicht gehalten. Auch weil einige leidvolle Corona-Erfahrungen in der Familie machen mussten. Zu Wochenbeginn wurden die Schüler einem Corona-Test unterzogen. Marwin Waßerfuhr sagt, dass sich viele in der Stufe jetzt auch privat regelmäßig testen lassen: „Denn klar ist: Wenn es jetzt irgendeinen von uns trifft, gehen wir alle wieder in Quarantäne – das wäre fatal für unser Abi.“ Was die Charakterschule betrifft, haben die Jugendlichen ihre Reifeprüfung vielleicht schon bestanden – doch am Ende zählt allein das Schulwissen.

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Nach den Osterferien hat der Abi-Jahrgang noch zwei Wochen Unterricht, am 23. April ist die erste Abiklausur. Um den gebeutelten Corona-Jahrgängen etwas entgegenzukommen, wird das Schulministerium mehr Themen zur Auswahl stellen als üblich. Ob’s was nützt? Stufensprecher Hekler sorgt sich, dass seiner Generation der Makel „Abi light“ anhaften könnte: „Allen Unis und Firmen kann ich aber versichern: Unser Abitur wird das Gegenteil von leicht.“

Nach einem Jahr Corona-Schule herrscht bei den angehenden Abiturienten von Marienheide vor allem Enttäuschung und Wut auf die Regierungen in Land und Bund. Auch Schülersprecher Przewloka fühlt sich von der großen Politik allein gelassen: „Wir alle haben die Sorge, dass uns dieses versaute Schuljahr irgendwann einholen wird.“