Steigende Futterpreise und der BorkenkäferHarte Zeiten für Oberbergs Landwirte
Oberberg – Täglich blickt Franz Bellinghausen in die Wetterprognosen. Und stets graben sich die Sorgenfalten dabei tiefer in die Stirn des Vorsitzenden der Kreisbauernschaft. Gerade nämlich haben Oberbergs Landwirte zum ersten Mal in diesem Jahr ihre Weiden und Wiesen gemäht.
„Und schon heutzeichnet sich ab, dass die Mahd kaum reichen wird, um unsere Tiere damit satt zu bekommen“, schildert Bellinghausen, der selbst die Landwirtschaft auf Haus Ley in Engelskirchen betreibt. Er fürchtet, dass 2020 zum dritten trockenen Jahr in Folge geraten könnte – und dass viele seiner Kollegen ihre Viehbestände deswegen reduzieren oder die Landwirtschaft sogar aufgeben.
Giftstoffe sind heute auch im Honig nachweisbar
„Der erste Schnitt dieses Jahres hat gerade mal etwas mehr als die Hälfte von dem erbracht, was in früheren Jahren normal war“, berichtet der Kreislandwirt. Und weniger Heu und auch Stroh bedeute weniger Futter für den kommenden Winter. „Der erste Schnitt ist immer der wichtigste des Jahres“, erklärt Bellinghausen. Der zweite erfolge meist einen Monat später. „Und dann kann eben nur gemäht werden, was nach dem ersten Schnitt nachgewachsen ist.“
Weil aber nicht genügend Regen fällt, bleiben die Grünflächen eher karg und staubig. Und um diesen Mangel auszugleichen, müssen Oberbergs Landwirte ihre Futtervorräte durch Zukauf vergrößern, zum Beispiel mit Heusilage, Stroh und Kraftmischungen. „Da aber alle Regionen Europas inzwischen zu trocken sind, werden die auf dem Markt verfügbaren Futtermengen immer kleiner, aber wir zahlen dafür immer höhere, heute schon horrende Preise“, schildert der Engelskirchener, für den die Folgen des Klimawandels längst dramatisch sind.
Klima verändert die Landschaft
Zumal sich Oberbergs Landschaft gerade ebenso drastisch verändere: „Das giftige Jakobskreuzkraut liebt das neue Klima und vermehrt sich rasend schnell.“ Jene Giftstoffe lagerten sich nicht nur in den Körpern der Weidetiere ab, sondern erreichten am Ende dann auch den Menschen. „Selbst im Honig sind sie inzwischen nachzuweisen.“
Probleme machen nach Auskunft von Bellinghausen auch pflanzliche „Einwanderer“, darunter die Herkulesstaude. „Diese Staude hat in unserer Region keine Feinde, kommt mit dem Klima bestens klar und verdrängt die heimischen Gräser.“ Anlass für Franz Bellinghausens pessimistische Prognose ist die Regenbilanz aus der ersten Jahreshälfte. Ideal wäre eine Regenmenge im Monat von etwa 100 Millimetern auf einem Quadratmeter. „Die ersten Monate waren deutlich drüber, Mitte März setzte plötzlich die erste Dürre ein.“
Oberberger Landwirtschaft leidet
Die Tage danach seien zu heiß gewesen, während in den Nächten oft eisige Kälte geherrscht habe. Bellinghausen: „In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich Oberbergs Klima von Grund auf verändert – für die Landwirtschaft ganz klar zum Schlechten.“ Große Schuld tragen nach Ansicht von Franz Bellinghausen auch der Borkenkäfer und zuletzt das Coronavirus: Konnten er und viele seiner Kollegen in vergangenen Jahren durch die Bewirtschaftung von Waldflächen ihre Einkünfte etwas aufbessern, so fehle ihnen dieses Geld nun in der Kasse.
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„Der Holzhandel mit China etwa ist wegen des Virus ins Stocken gekommen.“ Und wer seine Bäume an den Käfer verloren habe, der zerbreche sich den Kopf: „Es geht um diese Fragen: Nehmen wir jetzt Neuanpflanzungen vor und was für Bäume setzen wir – oder lassen wir diese Flächen brach?“