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50 Jahre „Tatort“Viele Oberberger standen vor der Kamera

Lesezeit 4 Minuten
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Schauspieler Klaus J. Behrendt (v.l.), Harald Wirths und Christoph Eichner lauschen Regisseur Panzer. Vor ihnen hockt Udo Gaidosch.

Oberberg – Endlich ist er da, der große Moment. In einem Waldbröler Garten tummeln sich gerade 40 Freunde. Das Bier ist kalt, der Grill raucht, die Würstchen brutzeln. Und jeder blickt gebannt auf die Mattscheibe. Darauf zu sehen sind ein Sarg, Arme – und zwei Bäuche. Waldbröler Bäuche. „Und mehr nicht, der Kameramann hat unsere Köpfe nämlich abgeschnitten“, erzählt Christoph Eichner und lacht.

Es ist der 4. Juli 1999, und die ARD zeigt die 416. Episode der Kultreihe „Tatort“. Die Ermittler Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) jagen den Mörder des Gynäkologen Dr. Robert Muster (Regie: Wolfgang Panzer). „Licht und Schatten“ heißt das Werk des Westdeutschen Rundfunks, und Eichner (heute 53) ist dabei: Ihm gehört einer der beiden Bäuche.

Als Komparse vor der Kamera

Der andere aber ist der des Bestatters Harald Wirths aus Waldbröl-Hahn, der ebenfalls als Komparse vor der Kamera steht. „Ich war mit meinem Leichenwagen sogar bei vier oder fünf Produktionen unterwegs“, verrät der 68-Jährige. „Und am Set gab es immer gutes Essen.“

An die Rollen gekommen sind Wirths und Christoph Eichner – ihn kennen Waldbröler unter dem Spitznamen Hector – bei Eichners Polterabend. Damals führt Eichner in der Marktstadt einen Fahrradladen, in den flauen Wintermonaten geht er als Aushilfe dem Bestatter Wirths zur Hand: „Das war kein großes Ding.“ Unter den Gästen ist am Polterabend auch Freund Udo Gaidosch. Seit vielen Jahren bereits ist der als Innen- und Außendekorateur für „Tatort“-Produktionen im Einsatz.Eichner: „Und in Bierlaune kamen Harald und ich auf die Idee, dass wir doch mal mitspielen könnten.“

Ein Fachgeschäft für Wolle in Waldbröl

Zum ersten Mal gesendet worden ist ein „Tatort“ vor 50 Jahren, am 29. November 1970. Seit den 80er Jahren mischt Gaidosch hinter den Kulissen mit, Ehefrau Cordula (heute 69) arbeitet bei ungezählten „Tatort“-Drehs als Regieassistentin. Und 1990 eröffnet das Paar mitten in Waldbröl ein Fachgeschäft für Wolle – Name: „Flotte Socke“. „Wir hockten damals oft in Hotelzimmern“, erzählt der 70-Jährige. „Meine Frau liebt das Stricken, aber zu jener Zeit gab es keine guten Wollläden, also haben wir einen aufgemacht.“ Fünf Geschäfte, auch in Wiehl und Gummersbach, folgen.

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Im Büro zeigt Gaidosch fiktive Ausweise.

Sein Geld verdient der gebürtige Oberhausener, der seit 1989 in Forst (Landkreis Altenkirchen) lebt, jedoch beim Film. Um sich der Wehrpflicht zu entziehen, geht er als junger Mann nach West-Berlin, dort lernt er die Filmemacherin Regina Ziegler kennen. „In Berlin habe ich alles Mögliche gemacht: Ich hatte einen Obstladen, verdingte mich als Transporteur.“ Ziegler heuert ihn als Fahrer an. Doch dabei bleibt’s nicht.

Immer wieder Freunde vor der Kamera

Schließlich arbeitet Gaidosch für Produktionen wie „Kein Reihenhaus für Robin Hood“ (1980) und „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (1981) – davon hat er noch ein Originaldrehbuch. „Und in der Villa von Hildegard Knef habe ich mich in meine Frau verliebt.“ Als Udo Gaidosch schließlich in Oberberg als Geschäftsmann Fuß gefasst hat, bringt er immer wieder Freunde vor die Kamera – darunter Wirths und Eichner als Bestatter.

Dr. Manfred Kaether, bis Juli 2009 Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Waldbröler Krankenhaus, spielt im „Tatort“-Streifen „Jagdfieber“ des Südwestfunks mit Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) Ludwigshafens Oberbürgermeister (1998). Und dann ist da noch Dr. Ulrich Fiedler aus Morsbach-Holpe. 1996 spielt der Arzt, kaum überraschend, einen Arzt. „Schneefieber“ heißt der Krimi. „Udo Gaidosch war damals mein Patient“, schildert der 62-Jährige. „Aus Spaß sagte ich bei einer Untersuchung: ,Wenn Ihr mal einen Arzt braucht ...’.“

Die berühmte Wurstbraterei

Prompt seien er und seine Frau Claudia (53) zu Dreharbeiten nach Bad Herrenalb eingeladen worden. „Es ging um ein Attentat. In einem fahrenden Zug wurde einer erschossen.“ Natürlich habe jemand nach einem Notarzt gerufen. „Und das war ich. Und der, der rief, war Udo Gaidosch. Er hat selbst als Statist mitgespielt.“

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Die bekannte Wurstbraterei.

Als Requisiteur ist es dessen Aufgabe, alles Mögliche aufzutreiben. So sei er es übrigens gewesen, der die legendäre Wurstbraterei für die Köln-„Tatorte“ aufs Rheinufer gestellt habe. Und einmal musste ein Mustang her. „Wahrscheinlich habe ich diesen Sportwagen auch in Oberberg entdeckt“, grübelt Gaidosch. An der Hohenzollernbrücke ist es dann Schauspieler Bär, der Gas und Bremse verwechselt, den grünen Mustang zu Schrott fährt. „Mit einer Kiste Champagner hat sich Dietmar beim Besitzer entschuldigt.“

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Unterdessen erinnert sich der Bestatter Harald Wirths daran, dass seine Mutter Hilde mal für Dietmar Bär gebacken hat. Und was gab’s? „Streuselkuchen natürlich“, antwortet der Waldbröler prompt und gesteht: „Auch heute noch sehe ich beim Tatort genau hin und beobachte, wie sich die Bestatter benehmen.“