Lieferdienst und Corona-KriseVielen Oberberger Gastronomen geht langsam der Atem aus
Oberberg – Wieder herrscht gähnende Leere im Bergneustädter Bowlingcenter, wo sonst Gruppen ausgelassen die Kugeln schwingen und sich anschließend mit knusprigem Gyros und Souvlaki stärken. Zum zweiten Mal in diesem Coronajahr trifft der Lockdown Gastwirte wie Theo Giovanidis und seinen Partner Kosta Mouzaidis. „November und Dezember sind sonst unsere besten Monate, da haben wir sonst um die 400 Weihnachtsfeiern, die in diesem Jahr alle ausfallen.“
Das raubt Giovanidis den Schlaf, und es macht ihm Angst. „Aber wir sind Kämpfer!“, stößt er hervor, und er erzählt, wie er schon ein paar Tage vor er Hiobsnachricht mit seiner Familie am Tisch saß und mit besorgtem Blick auf steigenden Infektionszahlen in Oberberg überlegte, wie sie sich auf die drohende erneute Schließung vorbereiten könnten. „Diesmal waren wir vorbereitet. Anders als im Frühjahr haben wir innerhalb von nur drei Tagen einen Lieferservice auf die Beine gestellt mit Kartons, Wärmebehältern und allem, was dazu gehört.“
Griechische Küche zum Abholen und Liefern
Mittags können Firmen griechische Menüs für die Mitarbeitenden ordern, abends werden Privatkunden beliefert. Die Privatautos der beiden Chefs wurden zu Lieferwagen umfunktioniert, bezahlt wird per Bankkarte an der Haustür. „Wenn am Wochenende viel los ist, helfen auch mal Stammkunden aus, ohne Bezahlung, einfach weil sie uns unterstützen wollen.“ Dafür ist Giovanidis dankbar, denn auch wenn an einem Tag auch mal 40 bis 50 Essen auf Reisen gehen – „es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“.
„Für einen Lieferservice fehlt uns das Personal“, seufzt Maria Coco. Im gleichnamigen italienischen Restaurant in Bergneustadt können Kunden Speisen vorbestellen und eine halbe Stunde später abholen. „Es läuft etwas besser als im ersten Lockdown im Frühjahr, aber es ist schwierig. Viele Menschen bleiben lieber zu Hause. “ Sehr ruhig sei es auch im Schützenhof in Engelskirchen, berichtet Toni Matic. Steaks und kroatische Spezialitäten können dort bestellt und wenig später abgeholt werden. „Da fragt man sich doch, ob sich der Aufwand lohnt.“
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Diese Überlegungen kennt Uwe Reinhold, stellvertretender Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverband s Dehoga, von vielen Kollegen. Für zwei bis drei verkaufte Essen am Tag die Küche zu öffnen, sei für viele keine realistische Option. Im Frühjahr hatte er selbst einen täglichen Abholservice in seinem Landgasthof in Lieberhausen eingerichtet, jetzt bietet er ihn nur am Wochenende an. „Ärgerlich war, dass beim ersten Lockdown unsere Umsätze aus dem Abholservice so angerechnet wurden, dass wir dann keine Überbrückungshilfe bekamen“, sagt Christina Reinhold. „Viele Gastwirte fühlten sich bestraft für ihre Arbeit.“
Gummersbacher Gastronomen schauen düster in die Zukunft
Das sei bei der versprochenen Novemberhilfe in Höhe von 75 Prozent des Vorjahresumsatzes anders. Aber ob die rechtzeitig ausgezahlt werde, um drohende Schließungen zu verhindern? Nach einem Treffen mit anderen Gummersbacher Gastronomen schaut sie düster in die Zukunft: Beim gegenwärtigen Höchststand der Infektionen kann sie sich eine Öffnung im Dezember kaum vorstellen. „Die Reserven sind aufgebraucht, man kann überhaupt nichts planen. Der Atem geht uns aus.“ Am schlimmsten sei die Ungewissheit, die Sorgen zermürbten.
Da ist die Planung für das „Menü to go“ eine willkommene Ablenkung. „Wir wollen ja auch unsere Stammkunden nicht verlieren.“
Gerade hat ein Jäger Wild gebracht für Gulasch und Bratwürste, der herbstliche Burger mit Kürbis-Chutney sei sehr gut angekommen. „Da freut man sich über die Rückmeldungen, das baut einen etwas auf.“ Aber nach einem dreiviertel Jahr Corona mit Kurzarbeit und Einkommenseinbußen merke man, dass der Geldbeutel bei vielen Kunden nicht mehr so voll sei wie noch im ersten Lockdown.