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OberbergWie ein Schotterbeet zum Insektenparadies wird

Lesezeit 3 Minuten

Reimund Heringer und Gerda Pester vom Gemeinnützigen Verein Müllenbach im Sonnenpark: Vereinsmitglieder und die Biologische Station Oberberg pflanzten dort 600 Wildstauden und 2000 Blumenzwiebeln ein. Die Fläche soll zum Insektenparadies werden.

  1. Schotterbeete gelten als Umweltsünden - weil sie der Vegetion keine Nahrung bieten.
  2. Dementsprechend irritiert waren viele Leser, als wir von der Anlage eines Blütenparadieses in Müllenbach berichtet haben.
  3. Florian Schöllnhammer von der Biologischen Station Oberberg erklärt, was der Unterschied zwischen einer Steinwüste und einem ökologisch wichtigen Schotterbeet ist.

Oberberg – „Schotterbeet soll jetzt Insekten anlocken“ lautete die Überschrift über einem Artikel in dieser Zeitung, der von der Anlage eines Blütenparadieses in Müllenbach handelte. Danach gingen bei der Biologischen Station ungläubige Anrufe ein. Ob sie jetzt wirklich den Bau von Schottergärten unterstütze, wollten einige ungläubige Anrufer von der Biologischen Station Oberberg wissen, nachdem der Artikel erschienen war. Die Antwort lautet: Natürlich nicht.

„Schottergärten ohne Pflanzen, wie sie in den letzten Jahren in Mode gekommen sind, tragen zur Verarmung der Artenvielfalt bei, da sie weder Lebensraum noch Nahrung für Tiere und Pflanzen bieten und sind in aller Regel abzulehnen“, sagt Florian Schöllnhammer von der Biologischen Station. „Mit der richtigen Bepflanzung können sie aber auch einen positiven Beitrag gerade für die Insektenwelt leisten.“

Bloß keine Steinwüsten

Diesen Ansatz verfolgten Bio-Station und der Gemeinnützige Verein Müllenbach gemeinsam im Sonnenpark – jene Aktion, die unter dem Motto „Bienen, Blüten und Begegnung“ stand und über die wir berichtet haben.

„Bei dem in Müllenbach angelegten Schotterbeet handelt es sich um keine sogenannte ,Steinwüste’, vielmehr hat die Biologische Station Oberberg zusammen mit dem Gemeinnützigen Verein Müllenbach e.V. und der Gemeinde Marienheide dort ein artenreiches Biotop geschaffen mit mehreren Vogelnährgehölzen, 600 Wildstauden und 2000 Blumenzwiebeln, die aus Biogärtnereien stammen“, sagt Landschaftsarchitekt Schöllnhammer. Von diesen 600 Stauden und den 2000 Zwiebeln hatten wir ja auch im ersten Artikel bereits berichtet.

Auch ein Schotterbeet kann ökologisch sinnvoll sein

Die Grundlage für dieses Beet bildet aber nun mal Schotter. Schöllnhammer hat Verständnis dafür, dass das zu Irritationen geführt haben mag – schließlich stehen Schottergärten zurzeit kräftig in der Kritik. Wieso fiel dann für das Projekt in Müllenbach trotzdem die Wahl auf den Schotter als Grundlage?

„Garten des Grauens“ in Form einer Steinfläche mit ein paar Pflanzen: Das ist kein Paradies, hier winken Naturschützer gleich ab.

„Im Bergischen Land kamen vielerorts trockenwarme, vegetationsarme Lebensräume mit speziellen Arten vor“, erklärt Florian Schöllnhammer. „Das waren zum Beispiel Wiesen und Weiden auf mageren Böden oder Geröllhalden in Steinbrüchen.“ Durch die Intensivierung der Landnutzung und Einträge von Nährstoffen durch die Bevölkerung seien viele dieser Lebensräume verschwunden. Viele der darauf spezialisierten Arten, die sich an die Bedingungen magerer Standorte angepasst hatten, hätten nur auf kleinen isolierten Flächen überleben können, erklärt Schöllnhammer. „Durch das Anlegen einer artenreichen, naturnahen Schotterfläche möchten wir diesen Spezialisten neuen Lebensraum bieten.“

„Gärten des Grauens“

Als „Gärten des Grauens“ bezeichnet der Mitarbeiter der Biologischen Station Oberberg die reinen Steingärten. Aus ökologischer Sicht sei aber nicht der Schotter, also ein Boden ohne jegliche organischen Bestandteile, das eigentliche Problem, sondern die fehlende Vegetation beziehungsweise das Fehlen von Pflanzen, die heimischen Insekten Nahrung bieten.

„Der Sonnenpark begünstigte bislang als typisch stickstoffreiche Beetfläche nur konkurrenzstarke Allerweltsarten, die Gärtner gerne mal als Unkraut bezeichnen. Eine Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten konnte dort nur durch eine veränderte Standortsituation geschaffen werden. Zudem war die Fläche aufgrund der sonnigen Lage prädestiniert für eine trockenwarme Pflanzengesellschaft“, erklärt der Landschaftsarchitekt.

Biologische Station gibt Tipps

Richtig angelegt mit einer großen Anzahl insektenfreundlicher Wildstauden bildeten naturnahe Schottergärten einen elementaren Bestandteil im Mosaik der unterschiedlichen Lebensräume für die bergische Kulturlandschaft, erklärt er.

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Tipps zur ökologischen Aufwertung bestehender Schottergärten gibt es übrigens direkt bei der Biologischen Station Oberberg.

www.biostationoberberg.de