Oberberger Serie „Mein Lieblingsbuch“Warum Maria Marx „Dreizehnlinden“ so sehr liebt
- In unserem Sommerwettbewerb stellen wir gemeinsam mit der Volksbank Oberberg 20 Menschen und ihre Lieblingsbücher vor.
- In dieser Folge geht es um ein stets griffbereites Epos.
Schmitzwipper – Mit dem Gehen klappt es nicht mehr so gut, doch die Sehschärfe ist mit Hilfe einer Brille noch da. „Und das ist das allerwichtigste“, sagt Maria Marx und lacht. Lesen gehört für die 86-Jährige zum Alltag. Und weil sie in ihrem „Hexenhäuschen“ am Fuße der Marienheider Lingese-Staumauer nicht genug Platz für einen großen schönen Bücherschrank habe, erzählt die Seniorin, verteilen sich ihre gesammelten Werke in jeder Ecke: „Sogar im Kleiderschrank.“
Ein Buch aber hat sie stets griffbereit, das liegt auf der Fensterbank. Das Epos „Dreizehnlinden“ von Friedrich Wilhelm Weber ist für Marx ein fast alltäglicher Wegbegleiter seit mehr als 40 Jahren. Dabei ist die 1878 ersterschienene Erzählung keineswegs leichte Kost. Der Autor, der von 1813 hat 1894 gelebt hat, schildert in Reimen den Endkampf zwischen den Franken und den Sachsen in der Zeit zwischen dem aufblühenden Christentum und dem schwindenden Heidentum. Das Werk ist nach dem fiktiven Kloster Dreizehnlinden benannt.
Maria Marx kennt das Buch auswendig
Maria Marx hat das Buch unzählige Male gelesen. Sie kennt es so auswendig, dass sie genau weiß, an welcher Stelle was zu finden ist. „Dann schlage ich ab und zu nach und lese mal wieder eine schöne Passage.“ Warum es ihr gerade dieses Buch so angetan hat? „Es ist sprachlich wunderbar, alles reimt sich so schön – und es handelt von Geschichte, einem weiteren meiner vielen Hobbys“, sagt Marx. Oft habe sie Dreizehnlinden schon verschenkt, erzählt Marx, eben weil sie auch ihre Mitmenschen auf das schöne 164 Seiten starke Büchlein aufmerksam machen will.
Doch wer 86 Jahre alt ist, hat nicht nur ein einziges Lieblingsbuch und ist nicht nur auf ein Genre festgelegt. „Lieblinge habe ich noch mehr“, sagt Marx und zählt einige Schwergewichte auf: „Ben Hur“, „Die letzten Tage von Pompeji“, „Quo Vadis“ und „Die vierzig Tage des Musa Dagh“. Lesen sei halt überaus wichtig für ihr Leben, schildert Marx: „Beim Fernsehen schlafe ich immer ein.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Das Lesefieber wurde bereits in ihrer Kindheit entfacht, damals in ihrem armen Elternhaus in Schlesien. „Ich bin im Krieg großgeworden und musste schon als junges Mädchen arbeiten.“ Mühsam sparte sie Geld zusammen, um ihr erstes Buch zu kaufen: „Siglavi, ein Sohn der Steppe“ ist ein Jugendbuch, dessen Protagonist ein Pferd war, erzählt Marx und lacht. Erst Jahre später, in Schmitzwipper, besaß sie ihr eigenes Pferd – neben allerlei anderen Tieren, die Marx um sich scharte. Heute hat sie nur noch zwei Katzen. Vielleicht war ihr Haus auch deswegen stets ein beliebter Anlaufpunkt für Kinder aus dem Ort, wie Marx erzählt. Denen lese sie noch heute ab und zu vor: Geschichten, Gedichte und Märchen.
„Heute kommen die Enkel der Kinder zu mir, denen ich vor Jahrzehnten vorgelesen habe.“ Das findet sie wichtig. „Denn das Internet mag ja in vielen Dingen hilfreich sein. Aber die Welt eröffnet sich doch erst in einem Buchladen oder einer Bücherei, wo ich unerwartete Dinge finde“, findet Marx: „Was nützt mir eine Suchmaschine im Internet, wenn ich nicht weiß, wonach ich suchen soll?“