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MobilstationenOberbergische Rathäuser stellen Ideen für den Nahverkehr vor

Lesezeit 7 Minuten
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Auch in Oberberg soll der Nahverkehr verbessert werden.

Oberberg – 214 Haltestellen im Oberbergischen Kreis könnten zu Mobilstationen ausgebaut werden – das sind Drehscheiben im öffentlichen Nahverkehr: Wer mit dem Auto oder dem Fahrrad eine solche Station ansteuert, der kann von dort seine Reise fortsetzen mit Bus oder Bahn. Hinter diesen Knotenpunkten für Umsteiger steht ein Projekt des Verbandes Nahverkehr Rheinland, der im Januar 2019 sein Förderprogramm „Vernetzte Mobilität in NRW“ vorgestellt und den Kommunen eine Quote von stets 90 Prozent in Aussicht gestellt hatte, sollten sich diese für den Bau von Mobilstationen entscheiden.

In Oberbergs Rathäusern wird seither unter der Leitung des Kreises an den Konzepten dafür gefeilt, bis 31. März konnten sie erste Anträge auf Unterstützung formulieren. Jetzt aber geht es an die Feinheiten: Mit den weiteren Schritten beschäftigt sich der Entwicklungsausschuss des Kreistags in seiner Sitzung am kommenden Montag (ab 16 Uhr, Moltkestraße 42 in Gummersbach).

Unsere Redaktion hat dies zum Anlass genommen und die Verwaltungen im Verbreitungsgebiet dieser Zeitung gefragt, wie sie sich ihre Mobilstationen vorstellen, wie diese ausgestattet sein sollen und wo sie eingerichtet werden sollen.

Bergneustadt

In Bergneustadt bezeichnet Kai Hoseus, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Bauen, den Bereich von Graf-Eberhard-Platz und Bahnstraße als möglichen Platz für eine Mobilstation. „Eine weitere ist für Wiedenest vorgesehen“, kündigt er an. „Der genaue Standort dort ist aber noch nicht abschließend geklärt.“

Ausgestattet werden sollen die Stationen mit abschließbaren Radboxen, überdachten Fahrradstellplätzen und Info-Stelen. „Eventuell kommen Ladesäulen für E-Autos und Stellplätze für Car-Sharing hinzu.“ Die Ausgaben schätzt Hoseus auf rund 250.000 Euro, Bergneustadt hoffe aber auf die volle Förderquote von 90 Prozent.

Engelskirchen

In der Ortsmitte von Engelskirchen soll der Bereich rund um den Bahnhof zu einer Mobilstation ausgebaut werden. Das berichtet Klimaschutzmanager Marcel Siebertz. „Die Arbeiten werden im vierten Quartal dieses Jahres starten.“ Für den Bahnhof in Ründeroth habe die Planung ebenfalls begonnen, dort solle im kommenden Jahr gebaut werden. Siebertz: „Über das kreisweite Konzept hinaus planen wir zudem zwei kleinere Mobilstationen in Außenorten.“

Für Engelskirchen und Ründeroth vorgesehen sind unter anderem Abstellplätze für Fahrräder, Park-and-Ride-Anlagen und insgesamt sechs Schnellladesäulen für E-Autos. Die Gesamtkosten, so Siebertz, schlügen mit rund 5,5 Millionen Euro zu Buche. Oben drauf kämen 50.000 bis 70.000 Euro für die beiden kleineren Station, die das Rathaus übernehme.

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Der Bahnhof in Engelskirchen soll ebenso zu einer Mobilstationen und damit zu einem Knotenpunkt im (Nah-) Verkehr der Zukunft werden.

„Perspektivisch stehen zudem Parkplätze für Car-Sharing und Dorfauto-Angebote bereit“, ergänzt der Klimaschutzmanager. „In Engelskirchen wird zudem der Bussteig neu erstellt.“ Gerade für die Gemeinde Engelskirchen, die sich einer nachhaltigen Mobilität verpflichtet habe, führt derweil Bürgermeister Dr. Gero Karthaus aus, seien Mobilitätsstationen ein unverzichtbarer Bestandteil in den Verkehrsmaßnahmen für die Zukunft.

Gummersbach

Fleißig hat die Kreisstadt bereits etliche Vorarbeiten ausgeführt, damit in Gummersbach drei Mobilstationen eingerichtet werden können – die Voraussetzungen seien also geschaffen, versichert Sprecher Siegfried Frank. Als Standorte nennt er die Park-and-Ride-Anlage in Dieringhausen, den Busbahnhof in Derschlag und den Gummersbacher Bahnhof.

Überall soll es Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geben und das Angebot von Car-Sharing, wobei dieses für Derschlag und Dieringhausen noch zu prüfen sei. Bei den Ausgaben kommt Frank auf etwa 111.000 Euro insgesamt. Er verrät, dass die Stadt mit der Sparkasse das Car-Sharing am Gummersbacher Bahnhof als Pilotprojekt starten wolle, „vielleicht schon im kommenden Frühjahr“.

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Vieles von dem, was eine echte Mobilstationen ausmacht, ist am Busbahnhof von Gummersbach-Derschlag heute schon vorhanden.

Bürgermeister Frank Helmenstein sieht die Stadt gut aufgestellt, seien doch heute schon verschiedene Verkehrsmittel gut vernetzt. „Solche Mobilstationen sind ein wichtiges Angebot zur Förderung der nachhaltigen Mobilität“, betont er. „Die Notwendigkeit dieser Angebote wird deutlicher, seit die Auslastung der Park-and-Ride-Anlagen und die Nachfrage nach Fahrradabstellplätzen – zuletzt mit der Einführung des Neun-Euro-Tickets – sehr stark angestiegen sind.“

Marienheide

Auch Marienheide möchte Mobilstationen haben, und zwar mindestens zwei. „Zum einen ist dafür das Umfeld des Bahnhofs vorgesehen, als zweiter Standort ist ein privater Betriebsparkplatz oder der Grünstreifen der Bushaltestelle an der Bundesstraße 256 in Rodt ausgewählt“, schildert Bürgermeister Stefan Meisenberg. Er gehe davon aus, dass der Bau noch in diesem Jahr beginne.

Und die Gesamtkosten beziffert der Rathauschef auf rund 60.000 Euro. Für den Bahnhof spreche vor allem, „dass bereits viele Ausstattungselemente, etwa eine Park-and-Ride-Anlage, ein Fahrkartenautomat, eine Anzeige mit dynamischer Fahrgastinformation, Wetterschutz oder Sitzgelegenheiten vorhanden sind.“

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Auch Fahrradfahrer sollen von den Mobilstationen im Oberbergischen profitieren

Für den Bahnhof geplant sei die Errichtung sechs doppelstöckiger Fahrradboxen geplant sowie eine E-Ladesäule, Informationsstelen und Wegweiser, die auch den Bahntrassenradweg besser ausschildern. Auch denke Marienheide für die Zukunft an eine E-Bike-Verleihstation, ans Car-Sharing, an Reparatursäulen für Fahrräder und eine Paketstation. Die Mobilstation in Rodt falle aufgrund ihrer Lage dagegen kleiner aus mit einer Info-Stele, einer Radabstellanlage und vielleicht einem Ladeschrank für Akkus von E-Bikes.

„Oberstes Ziel ist es, die Stärken der verschiedenen Verkehrsmittel sichtbar zu machen und eine möglichst nachhaltige Mobilität anzubieten.“ Dazu trage das einheitliche Design bei, das der Kreis entwickelt habe. „Das schärft den Blick für den örtlichen Nahverkehr, sodass dieser an Bedeutung gewinnt“, ist Meisenberg überzeugt.

Morsbach

Fast 83.000 Euro möchte Morsbach in den Bau von drei Mobilstationen am Busbahnhof (Alzener Weg) und an der Haltestelle „Alter Bahnhof“ (Bahnhofstraße) sowie in Lichtenberg an der Morsbacher Straße investieren. „Alle Stationen sollen mit einer Radreparatursäule ausgestattet sein“, nennt Benjamin Schneider als zuständiger Fachbereichsleiter ein erstes Element. „Am Busbahnhof und in Lichtenberg sollen Fahrradboxen errichtet werden, für Lichtenberg ist zudem eine Packstation bei DHL angefragt.“ Über die Ausrüstung des Standorts am heutigen Kulturbahnhof entscheide am Ende indes das Integrierte Handlungskonzept.

Als ein Drehkreuz CO2-neutraler Verkehrsmittel bezeichnet Bürgermeister Jörg Bukowski diese Vorhaben. „In einer nachhaltigen Mobilität können solche Stationen eine Hauptrolle einnehmen. Sie werden künftig zu Informations- und Service-Punkten, es entstehen attraktive Aufenthaltsbereiche.“ Und auf dem Land unterstützten sie eine flächendeckende Daseinsvorsorge, da nicht jeder ältere Mensch ein Auto habe oder sich noch ans Lenkrad setze.

Nümbrecht

An der Bushaltestelle Gouvieuxstraße in der Ortsmitte, in Bierenbachtal (Bushaltestelle Wiehler Straße, Ecke Driescher Straße) und in Winterborn am Gelände der Firma Sarstedt, da möchte die Gemeinde Nümbrecht Mobilstationen einrichten, allesamt mit barrierefreien Bushaltestellen. Fachbereichsleiterin Klaudia Altwicker rechnet mit Gesamtkosten von rund 150.000 Euro, etwa 40.000 Euro kommen auf die Kämmerei der Schlossgemeinde zu.

Altwicker: „Vorgesehen sind buchbare, kostenpflichtige und verschließbare Fahrradboxen ebenso wie frei zugängliche Fahrradunterstände. Bürgermeister Hilko Redenius betont: „Die Mobilstationen sind ein Baustein, um die Attraktivität des ÖPNV in ländlichen Gemeinden zu steigern – wie eben bei uns in Nümbrecht.“

Reichshof

Im Rathaus von Reichshof bedauert Sarah Schmidt als Fachbereichsleiterin, dass Reichshof bisher nicht berücksichtigt worden sei „aufgrund der zersiedelten, ländlichen Struktur und der geringen ÖPNV-Dichte“. Jetzt nehme die Verwaltung vier Siedlungsschwerpunkten in den Fokus und plane zurzeit Mobilstationen für Eckenhagen, Wildbergerhütte, Hunsheim/Berghausen, Wildbergerhütte und für den Bereich Denklingen/Brüchermühle.

Schmidt: „Wir erwarten Kosten in Höhe von rund 120.000 Euro, zugleich bauen wir die örtlichen Haltestellen barrierefrei aus.“ Aus der Rathauskasse sollen unterm Strich etwa 28.000 Euro kommen. Vorgesehen seien Abstellstationen für Zweiräder, vielleicht mit Werkstätten. „Für Brüchermühle ist zusätzlich eine Ladestation für E-Autos geplant.“

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Viele Bushaltestellen sind noch nicht barrierefrei. Das soll sich in Reichshof ändern, kostet aber auch Geld.

Die Stellvertreterin von Bürgermeister Rüdiger Gennies stellt jedoch solche Projekte grundsätzlich in Frage: „In der Politik wird diskutiert, ob angesichts der Kosten der erhoffte Nutzen durch die Planung reiner Abstellanlagen erreicht werden kann und ob der Bau der Stationen weiter verfolgt werden soll.“ Für eine Gemeinde wie Reichshof schätze sie den Nutzen von Mobilstationen als nicht zu hoch ein. „Aus meiner Sicht ist es ein richtiger Schritt in die Zukunft, der aber in unserer Gemeinde den Individualverkehr mit dem Auto nur schwer ersetzen kann.“

Waldbröl

In der Marktstadt Waldbröl sollen fünf Mobilstationen gebaut werden, die erste an der Friedenstraße – und zwar zeitgleich mit den Außenanlagen auf dem früheren Merkur-Gelände. Vorgesehen sind die Stationen zudem an zentralen Orten, etwa in der Nähe des Krankenhauses, am oberen Parkplatz des Bürgerdorfes und am Busbahnhof.

Die Baukosten beziffert Bürgermeisterin Larissa Weber auf fast 821.000 Euro, für die ihre Stadt einen Zuschuss in Höhe von mehr als 653.500 Euro erwarte, sodass die Kämmerei eine Restsumme von etwas mehr als 167.000 Euro aufzubringen habe. „In unserer Region sind die Möglichkeiten der Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmöglichkeiten noch stark begrenzt“, sagt Weber. „Das werden wir ändern. Waldbrölerinnen und Waldbröler sowie unsere Gäste sollen in Zukunft wählen können, mit welchem Verkehrsmittel sie unterwegs sein wollen.“

Wiehl

Zwei Mobilstationen hat die Stadt Wiehl zurzeit für das Jahr 2024 auf dem Zettel, sie sollen die Busbahnhöfe in Wiehl und Bielstein erweitern. Für die Station in der Stadtmitte sind Fahrradboxen vorgesehen, für die in Bielstein überdachte Fahrradabstellplätze. Beide Standorte sollen Info-Stelen erhalten.

Die Kosten dafür liegen nach Auskunft von Sprecher Volker Dick bei rund 69.000 Euro, etwa 15.000 bis 16.000 Euro müsse die Stadt bezahlen. Bürgermeister Ulrich Stücker urteilt: „Ich halte Mobilstationen für einen wesentlichen Baustein mit Blick auf die künftigen Herausforderungen an unsere Mobilität.“