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Nachhaltiges EinkaufenUnverpacktläden haben es im Oberbergischen schwer

Lesezeit 4 Minuten
Unverpackt_Ründeroth

In der Corona-Zeit öffnete Bianca Naumann den Unverpacktladen in Ründeroth. In ein paar Tagen schließen sich die Türen wieder. 

Oberbergischer Kreis – Bianca Naumann packt in diesen Tagen die Kartons zusammen. 30 Prozent gibt es derzeit auf den Großteil der Produkte, die in ihrem Unverpacktladen in Ründeroth angeboten werden. Der Grund ist ein trauriger, denn Naumann wird den Laden in Kürze schließen. „Es kam alles zusammen. Es fing schon mit der Corona-Zeit an, in der ich den Laden eröffnet habe. Dann kam noch der Krieg und die steigenden Preise“, berichtete die Ladeninhaberin.

Das alles habe dafür gesorgt, dass unter dem Strich zu wenig Kunden in ihren Laden kamen.Von dem Konzept der unverpackten Lebensmittel, gerade vor dem Aspekt der Nachhaltigkeit, ist Naumann aber nach wie vor fest überzeugt. „Allein der ganze Verpackungsmüll, der dadurch vermieden werden kann, ist ein wichtiges Ziel“, sagt sie und ergänzt: „Irgendwer muss den ersten Schritt machen, aber am Ende kommt es auch auf jeden Einzelnen und auf dessen Kaufverhalten an.“

Ladeninhaberin verärgert über Billigangebote von Discountern

Dass viele in Zeiten der Inflation und Energiekrise ihr Geld zusammen halten müssen, sei ihr durchaus bewusst. „Das verstehe ich. Keiner weiß momentan, wohin das alles noch führt. Viele warten erstmal die noch ausstehenden Rechnungen ab.“

Verkürzte Öffnungszeiten

Der reduzierte Verkauf der Produkte im Unverpacktladen in Ründeroth ist erstmal bis Freitag, 21. Oktober, geplant, teilt Inhaberin Bianca Naumann mit. Alle Informationen zu den aktuellen Öffnungszeiten des Ladens an der Hauptstraße 37 und zu eventuellen weiteren Öffnungen sind auf der Homepage des Ladens zu finden. (lth)

Dass jedoch ausgerechnet in diesen Zeiten Discounter mit Billigangeboten locken, ärgere sie. Damit würden nur die Preise gedrückt und das Ganze auf dem Rücken anderer ausgetragen. „Das zieht einen Rattenschwanz nach sich“, meint Naumann.

Doch nicht alle Kundinnen und Kunden seien in der Krise weggeblieben. Die treue Stammkundschaft bleibe auch in diesen Tagen. „Die, die bewusst unverpackt, regional und Lebensmittel mit Bio-Siegel einkaufen, werden das auch weiterhin tun“, vermutet Naumann.

Ründerotherin wechselt zu Bioladen in Overath

Dem Verkauf von regionalen und vor allem Bio-Produkten wird sie auch nach der Schließung des Unverpacktladens in Ründeroth treu bleiben. Zum neuen Jahr übernimmt sie den Bioladen Santos in Overath, der dort schon seit über 20 Jahren existiert und eine treue Stammkundschaft hat. „Das bedeutet mehr Sicherheit für mich“, gibt Naumann ehrlich zu, denn in Overath fängt sie nicht bei Null an.

Den Bestand des Ladens möchte sie übernehmen und diesen in Zukunft um einige, bei der Kundschaft beliebte unverpackte Lebensmittel ergänzen. Auch über einen Lieferservice denke sie nach, sodass Stammkunden aus Ründeroth künftig nicht ganz ohne dastehen.

Bioladen als Stütze fürs Unverpackt-Angebot auch in Wiehl

Den Bioladen als Stütze haben auch Anja und Lisa Bitterlich, die den Unverpacktladen in Wiehl, angegliedert an den Biomarkt Landgefühl am Weiherplatz, betreiben. „Die treuen Kunden des Biomarkts kommen auch in den Unverpacktladen“, berichtet Luana Quajato, die als Angestellte in den Läden arbeitet.

Auch sie beobachte seit Beginn des Krieges und der Inflation, dass der Zulauf in den Läden etwas abgenommen habe. „Viele schauen momentan bewusster auf ihr Geld“, sagt sie. Von Kunden angesprochen worden, dass diese aus Geldnot nicht mehr bei ihnen einkaufen können, sei sie aber noch nicht. Die steigenden Preise seien jedoch Thema in allgemeinen Gesprächen.

„Unsere Läden liegen zentral, das heißt, viele Kunden kommen bei ihren Einkäufen hier vorbei. Das ist ein Vorteil“, sagt Quajato. Im Unverpacktladen können sie zudem einen Kaffee trinken. Das würden viele mit ihrem Einkauf verbinden, erzählt sie weiter.

Eckenhääner Lädchen punktet mit Gemütlichkeit

Auch im Eckenhääner Lädchen ist dies in einer kleinen Sitzecke möglich, berichtet Harald Peinzke. Viele aus der Nachbarschaft würden den kurzen Weg in den Laden sowie die Gemütlichkeit schätzen. Denn im Gegensatz zum hektischen Treiben der großen Discounter geht es im Eckenhääner Lädchen eher langsam zu.

Die Energiekrise spüre man aber auch hier. „Gefühlt kommen weniger zu uns, vom Umsatz her macht es sich aber noch nicht bemerkbar“, sagt Peinzke. Dass in Ferienzeiten weniger Kunden kämen, sei außerdem nicht ungewöhnlich. Beklagen, dass es im Lädchen nicht laufe, kann Peinzke sich nicht. „Als Gemeinnütziger Verein müssen wir den Laden aber auch nicht gewinnorientiert betreiben“, betont er.

Wie schwer es die anderen Inhaber haben, bekomme er aber durch den deutschlandweiten Unverpackt-Verband mit. „Die Menschen kaufen nun bewusster ein. Also gezielt das, was wirklich gebraucht wird“. Bei Geldnöten werde dann eher auf besondere Produkte verzichtet, hat Peinzke den Eindruck.

Die kürzeste Öffnungszeit verbuchte übrigens der Unverpacktladen in Marienheide. Nach nur wenigen Wochen musste die Genussmühle in der Hauptstraße wieder schließen. Allerdings nicht aus finanziellen, sondern aus persönlichen Gründen der Inhaberin, teilt die Gemeinde Marienheide mit.