AboAbonnieren

FührerscheinWarum Fahrschüler in Oberberg lange auf ihre Prüfung warten müssen

Lesezeit 3 Minuten
Ein weißes Fahrschul-Schild mit roter Aufschrift ist auf einem Autodach zu sehen.

Ehe auch in Oberberg samstags Fahrprüfungen abgehalten werden können, bedarf es beim Tüv noch einer Betriebsvereinbarung.

Von Trier bis zum Niederrhein herrscht Unmut in den Fahrschulen, weil der Tüv als Prüfungsstelle zurzeit nicht genügend Termine anbieten kann.

In Wuppertal sind sie schon auf die Straße gegangen, doch auch Oberbergs Fahrlehrer sind alles andere als zufrieden. Den Grund nennt Klaus Unger, seit Jahrzehnten Fahrschulbetreiber in Waldbröl: „Wegen personeller Engpässe beim Tüv Rheinland müssen unsere Fahrschüler bis zu sechs Wochen von der Anmeldung bis zur tatsächlichen praktischen Fahrprüfung warten.“

Dies betreffe nicht nur Oberberg, sondern von Trier bis zum Niederrhein alle Fahrschulen im Zuständigkeitsbereich des Tüv Rheinland. „Leidtragende sind die Fahrschüler“, sagt Klaus Unger, und das nicht nur wegen der Wartezeit, sondern auch wegen zusätzlicher Fahrstunden zur Auffrischung des Erlernten bis zum Prüftermin. Ein weiterer Grund sei die Verlängerung der Prüfungsdauer: „Früher waren es 45 Minuten, aktuell sind es 55 Minuten.“

Statt elf nur neun Prüfungen möglich

Das bedeute, dass statt elf nur noch neun Fahrprüfungen pro Tag abgenommen werden könnten. Der Tüv Rheinland hat das Problem erkannt und kürzlich mittels einer Presseverlautbarung Abhilfe versprochen. So wird seit kurzem am Niederrhein und in Wuppertal an sechs statt bislang fünf Tagen pro Woche geprüft, was schon mal die Wartezeiten deutlich verkürzt habe.

Die anderen Regionen in NRW, zu denen dann auch das Oberbergische zählt, würden bald folgen, teilt Alexander Schneider vom Tüv Rheinland auf Anfrage mit. Zurzeit fehle allerdings noch die betriebliche Regelung, die das zulasse, daher könne noch kein konkreter Termin genannt werden. Der Tüv, so Ralf Strunk, beim Tüv Rheinland für Mobilität verantwortlich, habe in den vergangenen Jahren die Zahl der Prüferinnen und Prüfer um ein zusätzliches Drittel aufgestockt, wegen der Corona-Lockdowns seien sogar Ruheständler zusätzlich eingesetzt worden.

Zwar sei die epidemische Lange im November vorigen Jahres für beendet erklärt worden, doch die durch die Lockdowns und hohe Infektionszahlen entstandene „Bugwelle“ bei den Führerscheinprüfungen sei bis heute nicht verschwunden, im Gegenteil: Die erneut starke Zunahme von Corona-Erkrankungen schlage sich nach wie vor auf Terminabsagen bei den Fahrerlaubnisprüfungen nieder. Die Ausfallquote liege bei derzeit 15 Prozent.

Tüv setzt auch Sachverständige als Prüfer ein

„Das heißt“, so Strunk, „dass allein in Nordrhein-Westfalen bis heute 11.000 praktische Fahrerlaubnisprüfungen kurzfristig abgesagt und neu terminiert werden mussten.“ Weil es – wie bei vielen hoch qualifizierten Berufen in Deutschland – schwierig sei, extern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen, investiere der Tüv seit einigen Jahren in die Ausbildung. Selbst Sachverständige, die normalerweise in der Fahrzeuguntersuchung zu Hause seien, würden als Prüfer eingesetzt.

Die zeitaufwendige Umschreibung ausländischer Führerscheine binde ebenfalls Personal, die stetig steigende Durchfaller-Quote bei den Fahrprüfungen verursache zusätzliche Wartezeiten. Obwohl sich Strunk in der Beurteilung der Fakten mit Klaus Unger und dessen Kollegen einig ist, kann er sich einen Seitenhieb auf die Fahrschulen nicht verkneifen: „Manche buchen Termine auf Vorrat, die sie dann aber gar nicht benötigen. Das trägt ebenfalls zu den verlängerten Wartezeiten bei.“

Die „vorsorgliche Buchung“ bestätigt auch Kurt Bartels, Sprecher des Fahrlehrerverbandes Nordrhein mit Sitz in Köln. Das hätten einige seiner 1200 Kolleginnen gemacht, sagte Bartels, warb aber gleichzeitig um Verständnis. „Wenn sie zweimal beim Bäcker 15 Brötchen bestellen aber jeweils nur 10 bekommen, dann bestellen sie beim nächsten Mal eben 20.“ Insgesamt sei er jedoch zuversichtlich, dass Fahrschulen und Tüv gemeinsam das Problem in den Griff bekämen. „Der Samstag ist da schon viel wert.“