Mehr Solarparks sollen her, fordert die Landesregierung. Doch wo die stehen, können Kühe nicht mehr weiden.
EnergiewendeOberbergs Landwirte befürchten Flächenkonflikt mit Solar-Investoren
Fläche ist endlich, auch im Bergischen Land. Daran ist die Politik spätestens durch den Entwurf des neuen sogenannten Landesentwicklungsplans (LEP) erinnert worden. Im Jahr 2024 will die Landesregierung mit dem Papier, das regelt, welche Schwerpunkte die Landstriche an Rhein und Ruhr haben werden, durch den Landtag. Im Juli wurden die Kreise dazu angehört.
Landesregierung fordert mehr Solarparks in Oberberg
Am Donnerstag empfahl der Kreisentwicklungsausschuss dem Kreistag einstimmig, die abgegebene Stellungnahme des Landrats zu bestätigen. Dass Kreislandwirt Bernd Schnippering und Franz Bellinghausen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, im Ausschuss genau einen Tagesordnungspunkt zuvor zu Wort kamen, hatte seinen Grund. Oberbergs Landwirte bangen um ihre Wiesen.
Denn der LEP sieht die „maßvolle Erweiterung der Flächen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen“ vor. Was genau maßvoll ist, bleibt Düsseldorf schuldig, fest steht aber: Es sollen mehr Solarparks her. Und wo die installiert werden, können weder Kühe weiden, noch Mais wachsen. Dazu kommt: Weil der karge bergische Boden in Sachen Fruchtbarkeit nicht mit dem Löß vom Niederrhein konkurrieren kann, sind Bergisches Land und Sauerland als potenzielle Flächen für große PV-Felder ins Visier der LEP-Planer geraten.
Oberbergs Bauern haben den Großteil ihrer Flächen gepachtet
Schnippering und Bellinghausen betonen die Sorge, dass Solar-Investoren Grünland-Eigentümer mit einer deutlich höheren Pacht locken könnten – erste Versuche dieser Art habe es bereits gegeben. Die Verunsicherung der Landwirte werde noch dadurch verstärkt, dass der oberbergische Durchschnitts-Hof 120 Hektar bewirtschafte, davon allerdings 86 Hektar gepachtet. „Wir haben den Auftrag zur Versorgung mit Lebensmitteln, nicht zur Stromproduktion“, so Bellinghausen.
Einige Stunden vor der Ausschusssitzung hatten Landrat Jochen Hagt und sein Planungsdezernent Frank Herhaus einen laufenden Dialogprozess mit Energieversorgern, Eigentümern, Naturschützern und Landwirten vorgestellt, aus dem bis Anfang 2024 ein Handlungsleitfaden für die Kommunen erwachsen soll, wie zwischen Solarparks und anderen um den Boden konkurrierenden Gruppen abgewogen werden kann. Es gebe inzwischen „vermehrt Anfragen“ durch Investoren, verriet Hagt.
Solarparks am besten auf Gebäuden oder Parkplätzen
Der Königsweg sei sicher, Photovoltaik auf Flächen aufzubauen, die ohnehin bereits bebaut oder versiegelt sind. Die exakte Ausweisung der PV-Räume obliege aber den Kommunen, so Hagt. Dabei könne der Leitfaden ein wertvolles Werkzeug sein.