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Philosophie und KabarettJürgen Becker und Manfred Lütz zu Gast im Lindengymnasium

Lesezeit 3 Minuten

Lehrstunden fürs Leben gab Kabarettist Jürgen Becker.

  1. Wofür lohnt es sich eigentlich, zu leben? Und was macht ein gelungenes Leben überhaupt aus?
  2. Kabarettist Jürgen Becker und Phychiater und Theologe Dr. Manfred Lütz sprachen einen Vormittag lang mit den Gymnasiasten über Themen außerhalb des Lehrplans.
  3. Ihr Fazit: „Um glücklich zu sein, muss man Muße haben.“

Gummersbach – Wofür es sich zu leben lohnt, sollten die Schüler des Lindengymnasiums in Gummersbach jetzt ein bisschen besser wissen. Mit prominenter Unterstützung haben sich die Pennäler am Dienstag einen Vormittag lang mit der hochphilosophischen Frage beschäftigt. Ein Rat des bekannten Kölner Psychiaters und Theologen Dr. Manfred Lütz dürfte die Schüler dabei besonders aufhorchen lassen: „Erfolg ist nicht wichtig für ein gelingendes Leben. Man braucht auch keine guten Schulnoten.“

Den Anlass, sich mit existenziellen Fragen fernab des Lehrplans zu beschäftigen, gab der Geburtstag des Lindengymnasiums: Am 24. September 2014 fusionierten die Gymnasien Moltkestraße und Grotenbach. In diesen fünf Jahren sei viel geschafft worden, beide Häuser seien zusammengewachsen, resümierte Direktorin Beatrix Will gestern bei der Feierstunde in der Eugen-Haas-Sporthalle: „Wir fühlen uns als eine Schule.“ Bürgermeister Frank Helmenstein gratulierte zur „fünfjährigen Erfolgsgeschichte“.

Sinn durch Familien, Freunde, stabile Beziehungen

Um dieser ein Kapitel hinzuzufügen, stellte der Förderverein die nötigen Mittel bereit: Neben Dr. Manfred Lütz wurden der Kölner Kabarettist Jürgen Becker engagiert sowie fünf Gastdozenten, allesamt studierte Philosophen. Diese debattierten mit den Zehntklässlern über das Leben, während die Oberstufe Lütz zuhörte und die unteren Jahrgangsstufen mit ihren Lehrern das Thema ergründeten. Einen kleinen Einblick in die Ergebnisse gab’s dann in großer Runde in der Haas-Halle.

Vor der versammelten Schülerschaft präsentierten die Fünftklässler Jamilia Leonie und Marty ihre Überlegungen zum Thema Glück.

Nach erst drei Wochen in der Schule sprachen die Fünftklässler Marty und Jamilia Leonie (beide 10 Jahre alt) vor mehr als 1000 Mitschülern, Lehrern und Gästen. Kurz und knapp berichteten sie, mit ihrer Lehrerin Annett Beinling „Das Märchen vom Glück“ von Erich Kästner durchgearbeitet zu haben.

Vor der versammelten Schülerschaft präsentierten die Fünftklässler Jamilia Leonie und Marty ihre Überlegungen zum Thema Glück.

Gastdozent Dr. Franziskus von Heereman von der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar hatte Zehntklässler nach dem Sinn des Lebens gefragt – und beachtliche Antworten erhalten: Ein sinnloses Leben sei laut Schülersicht durch Einsamkeit und Ziellosigkeit geprägt, Sinn gäben dagegen Familie, Freunde, stabile Beziehungen.

Beckers Akzent kam immerhin gut an

Mit Humor blickte Kabarettist Jürgen Becker aufs Thema Lebensglück, schwadronierte in bekannter Manier vom glücksbringenden Katholizismus, teuren Grabstellen auf Melaten und Holländern, die angesichts steigender Meeresspiegel irgendwann in Deutschland Asyl suchen. Ob diese Späße auch die Jüngeren verstanden? Ein Unterstufenschüler zog später das Resümee: „Seinen Akzent fand ich lustig.“

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Tiefere Einsichten hatte da bereits am Montagabend Dr. Lütz geboten. Der aus dem Fernsehen bekannte Psychiater und Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln sprach vor einer kleineren Gästeschar im Lindenforum – die er zunächst beruhigte: „In der Eigenschaft als Therapeut bin ich heute nicht hier.“ In seinem Buch „Wie Sie unvermeidlich glücklich werden“ kritisiert Lütz die vielen Glücksratgeber, die nur deswegen ungebrochen erfolgreich seien, weil sie eben nicht funktionierten. Die Ratgeber-Literatur schlage eine Schneise der Verwüstung in die Gesellschaft. „Menschen erhalten den Eindruck: Erst wenn sie das alles gelesen haben, sind sie reif fürs Leben.“

Lehrstunden fürs Leben gab Psychiater Dr. Manfred Lütz.

Tatsächlich sei Glück eine hochindividuelle Angelegenheit, jeder empfinde es anders. Familie, eine sinnvolle Aufgabe, eine Religionsgemeinschaft können glücklich machen, sagte der studierte Theologe – vermeintlichen Idealen nachzueifern, wie sie etwa Heidi Klum mit ihrer Topmodel-Suche propagiert, aber gewiss nicht. Zum Schluss wurde auch Lütz philosophisch und gab den Rat: „Um glücklich zu sein, muss man Muße haben.“

Fazit: Pauken ist nicht alles. Fürs Leben lernt man gerade auch außerhalb der Schule.