Polizei GummersbachSchnüffelnd auf Streife: Unterwegs mit zwei Rauschgiftspürhunden
Gummersbach – Gerade ist Fräulein Smilla von ihrem Einsatz in Winterberg zurück. Sie hat dort Schnee gesucht – und das im August. „Diese Art von Schnee gibt’s das ganze Jahr über, nicht nur in Winterberg“, erklärt Elke Laegner. Die Polizeihauptkommissarin ist Diensthundeführerin und die fünfjährige belgische Schäferhündin Fräulein Smilla sowie deren „Kollege“ Tay sind die beiden Rauschgiftspürhunde der oberbergischen Polizei, die bei Bedarf auch in ganz Nordrhein-Westfalen eingesetzt werden.
An diesem Nachmittag ist Laegner zusammen mit Marius Mohaupt und Tay als Fußstreife in der Gummersbacher Innenstadt unterwegs. „Uns gibt’s nur mit Hund“, scherzt der Oberkommissar. Während Smilla sich in der Hundebox im Einsatzfahrzeug ausruhen darf, kann der Malinois-Rüde Tay kaum erwarten, dass es los geht.
Eben tapste er noch wie ein entspannter Familienhund durch Mohaupts Wohnzimmer. „Aber sobald ich die Dienstwaffe aus dem Tresor nehme, weiß er: Jetzt geht es zur Arbeit“, sagt der 29-Jährige. In Gummersbach wollen die Beamten besonders auf neuralgische Punkte wie den Hexenbusch, den Cityparkplatz, den Busbahnhof und das Steinmüllergelände achten.
„Der Hund kann oft eine Eskalation verhindern“
Zunächst sieht alles ganz entspannt aus, Kinder spielen im Stadtgarten, Senioren genießen ein paar Sonnenstrahlen. Doch dann entdecken die Polizisten einen alten Bekannten, einen 14-jährigen Intensivtäter, der ihnen immer wieder durch Eigentums- und Körperverletzungsdelikte auffällt. Erst einen Tag zuvor stand er vor Gericht, ihm wurde das Betreten des Steinmüllergeländes untersagt. Jetzt ist er wieder da, ein Verstoß gegen die Bewährungsauflage. Tay sorgt allein durch seine Anwesenheit für Eindruck, der Junge wird zur Wache gebracht.
„Der Hund kann oft eine Eskalation verhindern“, sagt Laegner. Deshalb werden Fräulein Smilla und Tay, beide auch geprüfte Schutzhunde, manchmal zur Unterstützung der Einsatzkräfte eingesetzt. Vor allem wenn Gewalt im Spiel ist, bei Schlägereien, Randale und häuslichen Konflikten, die aus dem Ruder laufen. „Ein Hund macht mehr her als zehn Kerle“, weiß Mohaupt.
Unvergessen: Der Einsatz an der Schwalbe-Arena vor einigen Jahren, als bei einer Benefiz-Veranstaltung, bei der eigentlich Familien als Publikum erwartet wurden, ein Bus voller einschlägig ausgerüsteter Hooligans ausrastete.
Schwerstarbeit für Nase und Gehirn
Plötzlich wird Tay unruhig, nimmt Witterung auf, steuert zielstrebig auf eine Gruppe von sechs Männern zu, die im Schutz einer Hecke zusammen hocken. Tays feine Nase wittert Rauschgift. „Personenkontrolle!“ Die Polizisten prüfen die Ausweise, Rucksäcke werden kontrolliert, in einer Tasche findet sich Cannabis. Die Männer werden durchsucht. „Man weiß nie, was in so einer Situation passiert“, sagt Laegner. Da sei es ein gutes Gefühl, dass dem Hund keine Bewegung entgeht.
Den Besitzer der Drogen erwartet eine Anzeige, während Tay die Umgebung nach weiterem Rauschgift abschnüffelt. Zur Belohnung bekommt er sein Spielzeug und ein Leckerchen. „Er braucht jetzt eine Pause, das gezielte Suchen ist Schwerstarbeit für die Nase und das Gehirn“, sagt sein Hundeführer.
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Seit 24 Jahren bildet seine Kollegin Elke Laegner ihre Diensthunde selbst aus, geeignete Welpen werden extra gezüchtet. Vor 20 Jahren war die Hauptkommissarin in Köln das erste weibliche Mitglied der Hundestaffel. „Es macht Mega-Spaß“, bekennt sie. Fräulein Smillas Vorgängerin, die 13-jährige Lisbeth, lebt heute als „Rentnerin“ bei Elke Laegner.
Ihren Dienst nehmen die Hunde auch im Urlaub ernst
Um mit den Hunden auch verreisen zu können, hat sie sich extra ein Wohnmobil gekauft. Doch nicht immer kann sich Fräulein Smilla im Urlaub die Suche nach Schnee verkneifen: „Bei einem Spaziergang auf einer italienischen Promenade steuerte sie zielstrebig einen Porsche an, meldete einen Rauschgiftfund und ließ sich nur mit Mühe zum Weitergehen überreden“, erzählt die 50-jährige und lacht.
Weiter geht die Streife Richtung Bahnhof. „In der Dunkelheit geht es hier manchmal hoch her“, weiß Mohaupt und lobt die Entscheidung der Stadt, an neuralgischen Stellen wie dem Steinmüllergelände den Konsum von Alkohol im Freien zu verbieten.
Straffes Programm für die tierischen Helfer
Der 29-Jährige wollte schon als Schüler Diensthundeführer werden, nachdem er mit seiner Schulklasse eine Vorführung der Polizei besucht hatte. „Deshalb bin ich Polizist geworden“, erzählt der Oberkommissar, dem sein Hund, so sagt er, „lieber ist als mancher Mensch“.
Auf dem Rückweg zur Wache wird ein Jugendlicher ermahnt, die Füße von der Parkbank zu nehmen. „Beißt der?“, fragt er mit Blick auf Tay, der einen Maulkorb trägt. „Nur auf Kommando“, gibt Mohaupt zurück. Damit das immer klappt, steht für Fräulein Smilla nach ihrem Schläfchen in der Box noch eine Schutzhunde-Trainingseinheit auf dem Stundenplan, ehe es für die beiden Helfer auf vier Pfoten ab nach Hause geht.