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Interview mit Raimund BinderRegisseur spricht über Schauspieler Til Schweiger

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Mit „Manta, Manta“ hatte Til Schweiger seinen Durchbruch auf der Leinwand.

Wiehl – Das Schauspielstudio Oberberg hat am 21. Januar in Wiehl Premiere mit der Tragikomödie „Honig im Kopf“. Das Bühnenstück basiert auf dem gleichnamigen Erfolgsfilm (2014) von Til Schweiger, der darin auch eine Hauptrolle spielte. Der Wiehler Theaterregisseur Raimund Binder (77, Bild) kennt den prominenten Filmschauspieler und -produzenten – dieser war einst sein Schüler in Köln.

Welche Erinnerungen haben Sie an den jungen Til Schweiger?

In den 1980er Jahren hat er eine Schauspielausbildung an der Schule des Kölner „Theater der Keller“ gemacht, und ich war dort Lehrer, später auch kommissarischer Leiter. Ich habe mit ihm Rollenstudium betrieben, unter anderem mit dem Romeo. Ich habe Til als den unbeschwerten Jungen kennengelernt, als der er dann auch im Film bekannt geworden ist.

Haben Sie ihn als Talent gesehen?

Er hatte seinen eigenen Kopf und genaue Vorstellungen von seinem weiteren Weg. Er wollte zum Film, die Schule hat er nur nebenbei besucht. Die intensive Beschäftigung mit der Sprache und der Bühnenpräsenz lief bei ihm nebenher, was vielseitige Interessen einschließt, denn fleißig war er allemal, auch wenn es ihm nicht lag, sich nach dem Willen anderer zu verbiegen. Ich erinnere mich an ein Gespräch, das ich mit ihm geführt habe, als für ihn der Auftritt bei der ZBF-Vermittlungsstelle für Künstler anstand, eine Art Abschlussprüfung. Die anderen Schüler bereiteten sich darauf mit großer Akribie vor. Til Schweiger aber sagte mir: „Herr Binder, Sie glauben doch nicht, dass ich bei dieser Prüfung mitmache. Ich habe bereits einen Agenten.“ Tatsächlich hatte er dann bald seinen Durchbruch mit dem Film „Manta, Manta“.

Haben Sie sich später noch einmal getroffen?

Tatsächlich hat Til mich danach noch einmal in der Kölner Schule besucht und mir seine Autogrammkarte gezeigt. Aber nicht als triumphierende Geste. Er ist mir immer als herzensguter Mensch erschienen. Mit einer anderen heute bekannten Schauspielerin habe ich damals in der Schule übrigens viel länger und intensiver gearbeitet: mit Annette Frier. Annette ist danach auch ihren ganz eigenen Weg gegangen, ansonsten kann man die beiden kaum vergleichen.

Til Schweiger wird von der Filmkritik oft nicht sehr gnädig behandelt und als Schauspieler auch wegen seiner nuscheligen Sprache nicht ernst genommen. Wie denken Sie darüber?

Es gibt viele Schauspieler, die von ihrer Persönlichkeit leben. Das muss nur richtig verkauft werden. Als Filmproduzent ist er ein ganz Großer geworden. Er hat enorme Erfolge gehabt mit Unterhaltungsfilmen, die ihren Zweck erfüllen. Was er dafür brauchte, hat er nicht bei mir, sondern später gelernt. Ohnehin sagt man ja über die Schauspielerei: Diesen Beruf kann man nicht lernen, man stiehlt ihn sich zusammen.

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Mit „Honig im Kopf“ hat er 2014 erstmals eine Komödie mit einem gewissen Tiefgang produziert, immerhin geht es um das Thema Demenz. Sie inszenieren den Stoff jetzt für die Bühne. Was hat Sie daran gereizt?

„Honig im Kopf“ gehört zu Til Schweigers reiferen Werken. Zum Erfolg hat sicher auch die sehr passende Besetzung beigetragen. Allerdings habe ich den Film bis heute noch gar nicht gesehen. Aber als ich gesehen habe, dass dieser Filmerfolg als Bühnenstück für nur vier Personen vorliegt, hat es mich gereizt, die Geschichte zu inszenieren. Als ich dann das Stück durchlas, habe ich erstmal die Flatter bekommen. Denn es gilt hier tatsächlich, eine Film auf die Bühne zu bekommen. Es gibt 16 Spielorte, darunter die Alpen und Venedig! Die Bühne muss 1000 Möglichkeiten entfalten, um das umzusetzen. Aber ich glaube, dass es möglich ist. Wir arbeiten gerade daran.