„Meine besondere Begegnung“Cäcilie Kinting aus Reichshof traf 1946 Konrad Adenauer
Eiershagen – Die frühere Präsidentin der Deutschen Gartenbaugesellschaft, Sonja Gräfin Bernadotte, kannte sie gut, und mit Bärbel Höhn hat Cäcilie Kinting sogar schon mal Suppe aus einem Teller gelöffelt.
Letzteres begab sich auf einer der Grünen Wochen in Berlin, wo es an einem Stand zwar leckere Suppe gab, dafür aber ganz offensichtlich zu wenige Teller. „Nehmen Sie einen Löffel und essen Sie von meinem Teller mit“, erwies sich die damalige NRW-Umweltministerin als unkompliziert – zumindest bei der Frage von Tischsitten und Kulinarik-Etikette.
Vielen prominenten Menschen begegnet
Der heute 84-jährigen Cäcilie Kinting sind in ihrem Leben sicher viele besondere Menschen begegnet, prominente und weniger bekannte – Begegnungen, die sie auch geprägt haben. Aber eine, und daran erinnert sie sich besonders gerne, ragt aus allen heraus: Ein spontanes Treffen mit dem ersten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer.
Für den Rhöndorfer Adenauer hatte sich Cäcilie Kinting schon als Kind interessiert. „Er und Theodor Heuss waren nach dem Krieg doch die ersten deutschen Staatsmänner, zu denen man wieder aufschauen konnte.“ Die gebürtige Troisdorferin, die schon als Fünfjährige lesen und schreiben konnte, erlebte „den Alten“ erstmals im September 1946. Als 1. Vorsitzender der CDU der britischen Zone und des Rheinlandes sprach Adenauer in Siegburg, Motto: „Kommt und hört!“
Frau Adenauer bei „Vater-Mutter-Kind“-Spielen
Offenbar war die gerade erst Achtjährige von dem späteren Kanzler so angetan, dass er bei den damals üblichen „Vater-Mutter-Kind“-Spielen eine besondere Rolle zugewiesen bekam. „Kind waren üblicherweise unsere Puppen und wir mussten uns Namen geben, und so kam es, dass meine Freundin Gertrud zur Frau Heuss wurde und ich zur Frau Adenauer.“
Einige Jahre später, Konrad Adenauer war bereits Bundeskanzler, kam es zu dem persönlichen Treffen, das durch die im Hause Adenauer arbeitende Tochter einer Nachbarin möglich wurde. „Eva hatte mich mitgenommen, um den Kanzler bei der Rückkehr von einer Afrika-Reise zu begrüßen. „Da Adenauer wusste, dass Eva keine Schwester hat, sagte er zu mir: ,Ach, und du bist sicherlich die Cousine.’“
„Ich bin die Frau Adenauer“
Die junge Cäcilie war nicht auf den Mund gefallen und entgegnete keck: „Nein, ich bin die Frau Adenauer.“ Der Kanzler lachte, griff in seine Manteltasche und zog eine Kette hervor: „Und der Herr Adenauer hat dir etwas mitgebracht.“
Heute würde er für dieses Geschenk – eine Kette mit handgeschnitzten figürlichen Motiven aus Elfenbein – zumindest mit einer hohen Geldstrafe belegt, damals dachte hierzulande noch niemand darüber nach, woher Elfenbein stammt. Erst seit 1989 ist der Handel mit Elfenbein durch das Washingtoner Artenschutzabkommen verboten, nachdem in den 1980er Jahren fast die Hälfte der afrikanischen Elefanten-Population durch Wilderer ausgelöscht worden war.
Konrad Adenauer hatte die Kette vermutlich selbst in Afrika geschenkt bekommen und dann einfach mal so in die Manteltasche bugsiert.
Diese Kette, Erinnerung an eine denkwürdige Begegnung, besitzt Cäcilie Kinting heute noch. Und sie hat sie sogar noch einmal an einem besonderen Tag getragen, im Jahr 1967, als Adenauer gestorben und sein Sarg im Zuge eines pompösen Staatsbegräbnisses mit einem Schiff über den Rhein nach Rhöndorf überstellt wurde.
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Cäcilie Kinting stand, wie so viele Menschen , am Rheinufer und war furchtbar traurig: „Alles war grau, der Himmel war grau, das Schiff war grau, der Rhein war grau.“ Und nur sie wusste, dass diese Kette, die sie angelegt hatte, ein ganz besonderes Band zu dem Verstorbenen war.