AboAbonnieren

Mit LandtagskandidatenGesamtschüler aus Reichshof moderieren Podiumsdiskussion

Lesezeit 3 Minuten

Reichlich Themen auf dem Zettel haben Schülersprecher Osman Mohamad (l.) und Marius Köster (r.).

Eckenhagen – Ein letztes Briefing, bevor es ernst wird: Wie geht man dazwischen, wenn sich zwei Kandidaten beleidigen? Was tun, wenn die Ausführungen eines Politikers kein Ende nehmen? Oder wenn er einer brisanten Frage ausweicht? Marius Köster (16) und Osman Mohamad (18) können den Donnerstag kaum erwarten. Als Schülersprecher der Gesamtschule Reichshof werden sie zwei Stunden lang die Podiumsdiskussion der oberbergischen Landtagskandidaten moderieren.

„Viele von uns sind Erstwähler, da ist es wichtig, sich selbst eine Meinung zu bilden, und ein direkter Kontakt ist doch was ganz Anderes ein Post im Internet oder ein Wahlplakat“, findet Osman. „Uns Jugendlichen brennen manche Fragen ganz anders auf den Nägeln als Erwachsenen und die wollen wir stellen“, ergänzt Marius, und er will dafür sorgen, dass es dabei „sachlich und mit Respekt“ zugeht. Ein ganzer Stapel Din A 4 Blätter mit Fragen wurde in den Sozialwissenschaftskursen der Oberstufe gesammelt, seit die beiden Schülersprecher vor Weihnachten die Kandidaten von SPD, CDU, FDP, den Grünen, der Linken und der AfD eingeladen haben.

Auch die AfD nicht von vorn herein ausschließen

„Wir wollten niemanden von vorn herein ausschließen, auch nicht die AfD, obwohl es darüber im Vorfeld heftige Diskussionen gab“, sagt Osman, „es ist doch wichtig, dass wir uns von allen Seiten ein Bild machen.“ „Das gehört für mich zur Demokratie“, bekräftigt der 16-jährige Marius, „ wir haben ja anders als viele andere Menschen auf der Welt das Privileg, unsere Meinung zu sagen. Auch als Schülersprecher setze ich mich für Mitschülerinnen und Mitschüler ein, wenn mich mal eine Sache nicht betrifft oder wenn ich persönlich ganz anders denke.“

Diskussion

Ihre Teilnahme an der Podiumsdiskussion am Donnerstag, 3. März, in der Gesamtschule in Reichshof-Eckenhagen haben zugesagt: : Tobias Schneider (SPD), Bodo Löttgen (CDU), Marc Zimmermann (Grüne), Bernd Rummler (AfD), Dominik Trautmann (FDP) sowie Jan Köstering (Linke). (ms)

Angst vor schwierigen Themen kennt auch Osman nicht. Mit 13 Jahren kam er 2015 als Geflüchteter aus Syrien. In der Schule setzt er sich dafür ein, dass sich alle im langen Ganztag auch wirklich wohl fühlen. Anderen zu helfen liegt ihm am Herzen. Gerade auch Migranten. Mit komplizierten Situationen, mit Papieren und Anträgen kennt er sich aus, korrespondiert nach der Schule mit Behörden im Libanon, in der Türkei, mit dem Auswärtigen Amt. „Ich hab es geschafft, schon etliche Familien zusammenzuführen“, sagt der 18-jährige Schüler selbstbewusst. „Es gibt meistens eine Lösung.“ Politik? „Wichtig!“ findet er - dabei darf er selbst nicht wählen. Noch ein Jahr muss er warten, ehe er den Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft stellen darf.

Fragen von Mitschülern und Mitschülerinnen gesichtet

Viele Stunden lang haben Osman und Marius in den vergangenen Wochen die Fragen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler gesichtet, zusammengefasst, mit Unterstützung von Lehrerinnen und Lehrern zu bündeln versucht und im Schülerrat diskutiert. Ganz oben steht aktuell die Ukrainekrise - „es ist kein Landesthema, aber wir lassen auch andere Themen zu, weil sie ein Licht auf die Haltung der Kandidaten werfen“, meint Marius.

Energiepreise, die sich ihre Familien und erst recht angehende Studenten nicht mehr leisten können, Hass und Hetzte im Netz, Impfpflicht, die Rente, auch lokale Themen - allzu viel wollen die beiden vorab noch nicht verraten. Es soll ja spannend werden am Donnerstag in der Aula. „Es war viel Arbeit, und durch die intensive Beschäftigung sehe ich inzwischen manche Dinge selbst anders“, sagt Osman und bedauert, dass coronabedingt nur die Oberstufe und die Klassensprecher der zehnten Klassen im Publikum sitzen können. Marius verspricht: „Das wird bestimmt cool und interessant! Wir freuen uns drauf!“