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Bewohner völlig aufgelöstSeniorenresidenz am Burgberg wird geräumt

Lesezeit 3 Minuten

Die Seniorenresidenz „Am Burgberg“

  1. Die Seniorenresidenz in Reichshof-Denklingen ist vorübergehend geschlossen worden. Hintergrund sind umfangreiche Sanierungsarbeiten.
  2. Eine Angehörige erzählt: „Einige Bewohner waren völlig aufgelöst und haben viel geweint.“
  3. Alle Bewohner müssen nun umziehen, nur wohin?

Denklingen – Die Seniorenresidenz „Am Burgberg“ in Reichshof-Denklingen ist vom Oberbergischen Kreis vorübergehend geschlossen worden. Das bestätigte der Kreis auf Anfrage dieser Zeitung. Alle aktuell 67 Bewohner, so der Kreis, müssten in andere Pflegeeinrichtungen umziehen. Der Umzug erfolge derzeit mit eigenen Mitteln der Einrichtung.

Hintergrund der plötzlichen Schließung war offenbar eine Begehung am Burgberg am Dienstag. Dort hatte kürzlich ein Betreiberwechsel stattgefunden. Die Einrichtung wird nun von der Curata Care Holding GmbH mit Sitz in Berlin betrieben. Im Anschluss daran sind umfangreiche Sanierungsarbeiten geplant, die jetzt beginnen, so der Kreis. Die Arbeiten seien „wegen brandschutzrechtlicher Bestimmungen zwingend erforderlich“.

Einige Bewohner „haben geweint“

Dem Kreisbauamt als zuständiger Bauaufsicht liege ein aktuelles Sachverständigengutachten zu den geplanten Maßnahmen vor. Daraus geht hervor, dass die Sanierung nicht abschnittweise während des laufenden Betriebs durchgeführt werden kann. Das Kreisbauamt habe auf der Grundlage dieses neuen Gutachtens entschieden, dass die Pflegeeinrichtung kurzfristig vollständig geräumt werden muss. Die Arbeiten in der Seniorenresidenz „Am Burgberg“ würden voraussichtlich mehrere Monate dauern.

Eine Angehörige berichtet, dass die Bewohner am Dienstagabend von der Maßnahme überrascht worden seien: „Einige waren völlig aufgelöst und haben viel geweint.“ Zunächst sei unklar gewesen, was mit den Menschen passiert. Es sei erst die Rede davon gewesen, dass sie vorübergehend sogar in einer Turnhalle untergebracht werden sollen. Auch eine Verteilung auf andere Seniorenresidenzen von Curata soll im Gespräch gewesen sein.

Bewohner sollen nach Wipperfürth

Das Problem: Die nächsten Einrichtungen des Unternehmens, das bundesweit 26 weitere betreibt, befinden sich gut 100 Kilometer oder mehr von Denklingen entfernt – in Nörvenich, Düsseldorf oder Wiesbaden. Nach Informationen dieser Zeitung soll eine Reihe von Bewohnern im Haus am Silberberg in Wipperfürth, einem von der Stadt angemieteten früheren Seniorenheim, untergebracht werden.

Zuletzt war die Einrichtung mit insgesamt 126 Plätzen für stationäre Pflege im Rahmen der regelmäßigen Kontrolle im November 2018 überprüft worden. Damals hatten die Prüfer der Heimaufsicht laut dem im intern abrufbaren Bericht nur in einzelnen Bereichen geringfügige Mängel festgestellt – ein Teil davon war im Januar bereits behoben worden. Fragen des Brandschutzes waren damals allerdings nicht überprüft worden.

Der neue Betreiber Curata äußerte sich auf Anfrage gestern nicht zu den Vorgängen rund um die Schließung.

Historie des Gebäude am Burgberg

Das Haus war schon Sanatorium, Luftwaffenlazarett, Internat für gut betuchte und schlecht erzogene Jugendliche, Herberge für vietnamesische Flüchtlinge. Das Gebäude am Burgberg, das wegen seines Baustils eher an ein Schloss erinnert, hat eine wechselvolle Geschichte. 1996 wurde es erstmals in eine Seniorenresidenz umgebaut.

Eröffnet worden war das Haupthaus 1913 nach zweijähriger Bauzeit als Genesungsheim für Menschen nach schweren Krankheiten und Operationen. In den 1920er Jahren übernahm die Landesversicherungsanstalt (LVA) der Rheinprovinz das Gebäude als Lungenheilstätte – damals war Tuberkulose Volkskrankheit. Die Lungenheilstätte versorgte sich selbst, sie hatte einen Gutshof mit Milch- und Schlachtvieh, Gärtnerei, Schreinerei, Malerwerkstatt, Schlosserei. In den letzten Kriegsjahren wurde sie als Fliegerlazarett belegt. In den ersten Nachkriegsjahren stieg die Zahl der Tuberkulose-Erkrankungen wieder, die Klinik war gut ausgelastet. Mitte der 1960er Jahre wurde sie zum „Sanatorium Burgberg“ – spezialisiert auf die medizinische Behandlung der oberen Atemwege.

Im Herbst 1978 schloss die LVA das Sanatorium, wo zuletzt auch rheumatische Erkrankungen therapiert worden waren – die wechselvolle Geschichte ging weiter. (mf)