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BürgerbegehrenWie teuer wäre die Rettung der Wildbergerhütter Halle?

Lesezeit 3 Minuten
Tanja Hacke (v.l.), Liane Prübusch, André Gundlach und Kristin Liedke-Uhle kämpfen für die Zukunft der Schwimmhalle.

Tanja Hacke (v.l.), Liane Prübusch, André Gundlach und Kristin Liedke-Uhle kämpfen für die Zukunft der Schwimmhalle.

Das Bürgerbegehren zur Zukunft des Schwimmbads in Reichshof-Wildbergerhütte läuft. Die Initiatoren brauchen 1397 Unterschriften.

Soll die Schwimmhalle in Reichshof-Wildbergerhütte komplett saniert werden und somit als Lehrschwimmbecken erhalten bleiben? Das ist die Frage, vor der in der Gemeinde Reichshof ab sofort alle Wahlberechtigten stehen. Sie ist der Kern des Bürgerbegehrens, das drei Initiatorinnen aus Wildbergerhütte mit Unterstützung örtlicher Vereine und inzwischen auch der drei Ratsfraktionen FWO, SPD und ÖSL, angestoßen haben. Bis 19. März müssen sie 1397 Unterstützer-Unterschriften sammeln; das entspricht dem vorgeschriebenen Quorum von neun Prozent.

Verwaltung warnt vor saftiger Erhöhung der Grundsteuer B

Die Gemeindeverwaltung hat die Kostenschätzung, die sie für das Bürgerbegehren aufzustellen hatte, veröffentlicht: Demnach würde die Sanierung des Schwimmbades knapp 7,9 Millionen Euro kosten, zuzüglich künftiger jährlicher Folgekosten von künftig 780.000 Euro. Die Verwaltung hat in einer an alle Reichshofer Haushalte verschickten Info klargestellt, dass diese Kosten nur über eine saftige Erhöhung der Grundsteuer B zu finanzieren sei: Für die Dauer von 30 Jahren müsse die Grundsteuer B demnach allein für diese Sanierung zusätzlich um 149 Prozentpunkte erhöht werden.

Das bedeute, so eins der beigefügten Rechenbeispiele, bei einem Grundsteuermessbetrag von 150 Euro eine jährliche Mehrbelastung in Höhe von 224 Euro. In dem von Bürgermeister Rüdiger Gennies unterschriebenen Info-Flyer fehlt auch nicht der Hinweis auf die ohnehin angespannte finanzielle Lage der Gemeinde, die auch ohne Schwimmbadsanierung zu Grundsteuer B-Erhöhungen führen dürfte.

Es können neue Förderungen beantragt werden.
Mitteilung der DLRG Ortsgruppe Reichshof

Die Initiatoren des Bürgerbegehrens widersprechen vehement. Der Verein „Gemeinsam für unser Schwimmbad Wildbergerhütte“ nennt die Zahlen der Gemeinde in einer Stellungnahme „unverhältnismäßig“; fast acht Millionen Euro für eine energetische Sanierung   seien nicht realistisch darstellbar.

Der Verein erinnert zudem an die schon zugesagten 2,5 Millionen Euro Fördergelder vom Bund und möglicherweise weitere Gelder vom Land, die hätten eingeworben werden können, und kommen zu dem Schluss: „Es können neue Förderungen beantragt werden!“ Das würde die umzulegenden Kosten für die Bürger senken. Zudem bezweifelt der Verein die Richtigkeit der kalkulierten Betriebs- und Instandhaltungskosten. Diese seien dreifach so hoch angesetzt wie im Jahr 2024. „Bei einem energetisch sanierten Gebäude sollte sich der Primärenergiebedarf senken und zumindest in den ersten Jahren kaum Instandhaltungskosten anfallen.“

Auch die DLRG-Ortsgruppe Reichshof hat zu dem Flyer der Verwaltung Stellung bezogen, dieser hätte unter den Bürgern „große Verunsicherung gestiftet“ und fragen ebenfalls vielsagend: „Stimmen diese Zahlen wirklich?“ Vor allem aber stellt der DLRG Ortsverein den Nutzen der Halle heraus: 60 Kinder würden dort montagsnachmittags betreut, 30 weitere stünden auf der Warteliste. „Wir holen die Kinder da ab, wo sie stehen und begleiten sie im besten Fall bis über das Jugendschwimmabzeichen Gold hinaus hin zum Rettungsschwimmer.“

Einen Umzug in das Hunsheimer Bad würden die Eltern vermutlich aufgrund der langen Wegstrecke nicht mitmachen, befürchtet man beim DLRG. Und das Bad in Eckenhagen sei aus verschiedenen Gründen nicht geeignet. Auch der Bestand der DLRG-Ortsgruppe selbst würde durch ein Aus der Halle gefährdet – „denn ohne Nachwuchs kein Rettungsschwimmen, kein Katastrophenschutz“.

Die Gemeinde Arnsberg baute 2024 ein größeres und gleichwertig ausgestattetes Schwimmbad für ca. 5,9 Millionen Euro komplett neu.
Aus der Pressemitteilung der FWO

Aus der Politik kommt ebenfalls Widerspruch zu den Zahlen der Verwaltung: „Die Gemeinde Arnsberg baute 2024 ein größeres und gleichwertig ausgestattetes Schwimmbad für ca. 5,9 Millionen Euro komplett neu“, schreibt die FWO, die das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung am kommenden Dienstag hat setzen lassen.