Fünf neue RegisterOrgel von St. Bonifatius in Wildbergerhütte wurde runderneuert und erweitert
In der Kirche St. Bonifatius in der Reichshofer Ortschaft Wildbergerhütte herrscht derzeit emsige Geschäftigkeit. Während Thomas Hildner von der Remagener Orgelbaufirma Merten mit einem Elektriker im Untergeschoss der Orgel ein vollkommen neues System installiert, reicht sein Chef Martin Hiltmann, Inhaber des Unternehmens, einem Gesellen eine schwere Holzpfeife an. Insgesamt sind vier Orgelbauer und zwei Elektriker seit der zweiten Märzwoche im katholischen Gotteshaus damit beschäftigt, das in Remagen vollständig überholte und erweiterte Instrument in der Reichshofer Ortschaft zu installieren.
Orgelbaumeister Martin Hiltmann, der die Firma 2018 von ihrem Gründer übernommen hat, berichtet, dass die Reinigung und Restaurierung der Pfeifen nach dem Abbau der Orgel im August vergangenen Jahres noch der leichteste Teil der Arbeit gewesen sei: „Fünf zusätzliche Register – drei in Metall und zwei in Holz – zu integrieren, ohne dabei die Orgelgröße zu verändern und die Ansicht zu erhalten, das war eine echte Herausforderung.“
Durch die Erweiterung ist die Anzahl der Pfeifen von ehemals gut 500 auf jetzt 802 angestiegen. Weggefallen sei ein Laufboden im Inneren, der früher zum Stimmen des Instruments benutzt wurde: „Dieser Bereich ist jetzt voller Pfeifen, die Stimmung erfolgt jetzt von außen.“
Die Orgel von St. Bonifatius hat eine wechselvolle Geschichte. Erbaut wurde sie in ihrer Ursprungsgestalt im Jahr 1889 von der Bonner Orgelbauwerkstatt Klais als elftes Werk des Firmengründers Johannes Klais, möglicherweise für die Basilika St. Gertrud in Morsbach.
Wie und wann genau die Orgel in die alte Diasporakirche nach Wildbergerhütte kam, ist unklar. Erst 1963 finden sich Unterlagen über eine Reinigung durch die Firma Klais und ein elektrisches Gebläse. In den Jahren von 1981 bis 1984 wurde die Orgel durch Siegfried Schulte aus Kürten umgebaut und in die neue Kirche in Wildbergerhütte transloziert.
Das Instrument hatte ein Manual mit sechs Registern, ein weiteres für das Pedal und wurde mechanisch traktiert. Der Orgelbauer schildert, dass gerade die Traktur in einem sehr schlechten Zustand gewesen sei. Zudem hat der Orgel-Sachverständige Eckhard Isenberg in seinem Gutachten resümiert: „Die Orgel hat deutlich den Charakter eines Provisoriums und weist fundamentale Mängel auf.“
Für eine optimale Anpassung an den Kirchenraum sei neben einer Generalreinigung der Bau eines zweiten Manuals, die Erweiterung der Disposition, die Umgestaltung der Windanlage und eine Midifizierung erforderlich.
Gerade die Midifizierung – die Ansteuerung der Orgelpfeifen über einen Computer mit nachgeschaltetem Feldbus und Tonventilmagneten – eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. So konnte problemlos neben dem ursprünglichen auch das zweite Manual, das die neuen Register ansteuert, ohne eine aufwendige mechanische Traktur integriert werden. Zudem können nun zusätzlich über einen Expander die digital aufgenommenen 35 Register von einer der bedeutendsten Orgeln Niederösterreichs in der Friesacher Kirche St. Bartholomäus in Kärnten angesprochen und über Lautsprecher wiedergegeben werden.
Seelsorgebereichsmusiker Dirk van Betteray ist dem ungenannt bleiben wollenden Sponsor sehr dankbar, der die Modernisierung des Instruments nach mehrjähriger Planungs- und Vorarbeit überhaupt erst ermöglicht hat: „Ich bin sehr gespannt, wie die Kirche den Klang annimmt, wenn ich das erste Mal wieder auf der Orgel spielen kann.“
Auch ihm sei die Kirche in Wildbergerhütte sehr wichtig, versichert unterdessen auch der Morsbacher Pfarrer Tobias Zöller, Leiter des Sendungsraums Oberberg-Süd: „Der schöne, moderne Kirchenraum verdient ein sprechendes und klingendes Instrument, das die Gemeinde mitnimmt und den Wert der Kirche widerspiegelt.“ Mit einem Augenzwinkern schildert er: „Diese Kirche war das i-Tüpfelchen für meine Entscheidung, 2011 von Haan aus ins Oberbergische zu wechseln.“
Orgelweihe am Samstag
Am Abend vor dem Palmsonntag – also am Samstag, 23. März – wird die Orgel um 17 Uhr bei einer musikalisch besonders gestalteten Messe durch Pfarrer Zöller geweiht und erklingt dort auch zum ersten Mal. Im Anschluss gibt es ein halbstündiges Konzert mit der Chorgemeinschaft MGV Wildbergerhütte-Wendershagen, Markus Müller mit der Trompete, Sängerin Gisela Ries-Sudowe und Ulrich E. Hein als Sprecher.
Van Betteray berichtet, dass der damalige Kölner Domorganist Josef Zimmermann am 11. November 1984 bei der Einweihung ein Intermezzo in F-Dur aus der vierten Orgelsonate von Gabriel Josef Rheinberger gespielt habe. Der Organist verrät: „Dieses Werk werde ich fast genau 40 Jahre später bei der Wiedereinweihung ebenfalls spielen.“