Der oberbergische Fußballer Sinan Karweina hat mit seinem neuen Verein Austria Klagenfurt einen Traumstart in die neue Saison hingelegt.
Fußball-LegionäreDer Oberberger Sinan Karweina glänzt in Österreich zum Auftakt
Die neue Saison war gerade einmal zehn Minuten alt, da bejubelte Sinan Karweina vor den Augen seiner Eltern die 1:0-Führung für Austria Klagenfurt bei der WSG Tirol in der höchsten österreichischen Fußball-Liga.
Das ist gleich aus zwei Gründen bemerkenswert. Zum einen traf Karweina per Kopf. „Das passiert auch nicht alle Tage“, sagt der 1,73 Meter große Offensivakteur aus Reichshof-Eckenhagen schmunzelnd. Zum anderen ist es bemerkenswert, wenn man einen Blick in die vergangene Saison wirft. Dort gelang Karweina sein erstes und einziges Saisontor am letzten Spieltag.
„Das war ein sehr guter Start für mich. Vielleicht ist der Knoten jetzt geplatzt“, sagt Karweina, der nicht nur wegen seines Kopfballtreffers der Mann des Spiels war beim Auftaktsieg in Tirol. Der 24-Jährige bereitete ein weiteres Tor vor und präsentierte sich in Top-Form. Schon im Pokalspiel eine Woche zuvor erzielte er einen Treffer.
Beim FV Wiehl und beim 1. FC Köln wurde Sinan Karweina ausgebildet
Den Ursprung darin sieht Karweina in der Vorbereitung. „Da habe ich in einem Testspiel auf der Bank gesessen, wie schon über weite Strecken der Rückrunde“, berichtet der beim FV Wiehl und beim 1. FC Köln ausgebildete Fußballer. Hintergrund: Trainer Peter Pacult, früherer Bundesliga-Profi, hatte in der Rückrunde das System umgestellt. Aus dem 4-3-3 der Hinrunde wurde ein 3-5-2 – und für den zuvor als Rechtsaußen eingesetzten Karweina war plötzlich kein Platz mehr.
Pacult begründete dies mit fehlender Form, setzte jedoch auch zu Beginn der Vorbereitung nicht auf den Oberberger. Für diesen war das ein Weckruf. „Ich habe auf der Bank gesessen und zu mir selbst gesagt: Du hast jetzt vier Wochen Zeit, um dem Trainer zu zeigen, dass das meine Position ist.“
Sinan Karweina drängte sich noch mehr auf, bekam seine Chance – und nutzte sie. „Ich habe in der Vorbereitung gezeigt, dass ich auch in diesem System funktioniere. In der Doppelspitze kann ich meine Stärken, meine Technik und meinen Instinkt noch besser ausspielen. Ich denke, man merkt, dass mir das sehr gut liegt“, erklärt der 24-Jährige, der offensichtlich auch Peter Pacult von seinen Fähigkeiten auf dieser Position überzeugt hat. „Ich würde sagen, dass der Trainer meine Spielweise grundsätzlich mag, mich aber vorher eher auf der Außenposition gesehen hatte.“
Sinan Karweina: Nach dem Wechsel nach Österreich direkt in die Startelf
In der Hinrunde der vergangenen Saison spielte sich Karweina als Rechtsaußen nach seinem Wechsel nach Österreich direkt in die Startelf und bereitete insgesamt fünf Treffer vor – bis zur Systemumstellung. So kam der Eckenhagener auf insgesamt 20 Einsätze, davon 17 von Beginn an. Austria Klagenfurt schaffte die Qualifikation für die Meisterrunde der besten sechs Teams und beendete die Saison auf dem sechsten Platz.
„Wir hatten dadurch seit Februar nichts mehr mit dem Abstieg zu tun, was auch für den Kopf sehr wichtig war. Insgesamt war es eine gute und entspannte Saison. Da habe ich schon ganz andere Situationen erlebt bei meinen Stationen beim MSV Duisburg und Türkgücü München mit Abstiegskampf, Trainerwechseln und Insolvenz“, blickt Sinan Karweina auf bewegte Zeiten zurück.
So sei es fast schon eine Besonderheit, dass er in seine zweite Saison bei einem Club gehe und noch immer den gleichen Trainer habe, sagt Karweina grinsend. „Dabei tut mir gerade diese Kontinuität richtig gut, so dass ich mich jetzt hoffentlich wieder festspielen kann. Ich habe schon viel Spielzeit auf hohem Niveau in Österreichs stärkster Liga erhalten. Für mich war der Schritt hierher richtig“, betont der 24-Jährige, der zudem den Zusammenhalt im Team sehr schätzt: „Wir verstehen uns als Mannschaft super, jeder geht für den anderen durchs Feuer. Das ist unsere große Stärke.“
Optimale Bedingungen also, um in dieser Saison den nächsten Schritt in seiner Entwicklung zu gehen. Als zweites Standbein hat Sinan Karweina im April ein Fernstudium im Bereich Fitness- und Gesundheitsmanagement begonnen und damit auch die Karriere nach der Karriere im Blick.
Doch zunächst möchte der Offensivakteur noch einige Jahre so erfolgreich wie möglich Fußball spielen. Fest steht: Den Traum von der Bundesliga hat er noch nicht aufgegeben. Spiele wie zum Auftakt in die Saison sind dafür die beste Bewerbung. Daran gilt es nun anzuknüpfen – am besten schon am heutigen Samstag beim Kärntner Derby gegen den Wolfsberger AC.
Zur Person: Sinan Karweina
Sinan Karweina (24) begann mit dem Fußballspielen beim TuS Reichshof, wechselte zum FV Wiehl und überzeugte mit seinem Talent auch die Scouts des 1. FC Köln. Nach vier Jahren am Geißbockheim bei der U17 und U19 wagte der Fußballer aus Reichshof-Eckenhagen den Sprung in die Dritte Liga zu den Sportfreunden Lotte.
Nach überzeugender Premieren-Saison mit 24 Einsätzen und drei Toren wechselte Karweina für zwei Jahre zum MSV Duisburg. Verletzungen und stärkere Konkurrenz sorgten dafür, dass Karweina beim Traditionsclub deutlich weniger Einsatzzeit sammelte. Während die Duisburger in der ersten Saison den Aufstieg in die Zweite Bundesliga nur knapp verpasst hatten, erlebte Karweina in der folgenden Spielzeit das Gegenteil: Abstiegskampf.
In der Rückrunde erkämpfte sich der Fußballer einen Stammplatz
Die Turbulenzen setzten sich auch bei seinem Wechsel zu Liga-Konkurrent Türkgücü München mit hektischem Umfeld, mehreren Trainerwechseln und sportlichen Misserfolgen fort. Als sich Karweina in der Rückrunde einen Stammplatz erkämpft hatte, musste der Verein Insolvenz anmelden und sich vom Spielbetrieb zurückziehen.
Nach vier Jahren in der Dritten Liga wagte Sinan Karweina im Sommer 2022 den Sprung ins Ausland zu Austria Klagenfurt und geht in seine zweite Saison in Österreichs höchster Spielklasse.