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MühlentagOberbergs historische Wasserkraftwerke sind heute Touristenattraktionen

Lesezeit 3 Minuten
Eine Gruppe im Inneren der Mühle.

Beim Mühlenfest in Nespen erklärte Markus Jaeger (r.) die alte Technik.

Beim Deutschen Mühlentag ist Oberberg traditionell stark vertreten. In Reichshof-Nespen und Gummersbach-Dümmlinghausen gab es ein besonderes Programm.

Das gute Wetter lockte hunderte Gäste am Pfingstmontag zur ehemaligen Getreidemühle in die Reichshofer Ortschaft Nespen – einer von mehreren Orten, an denen der 31. Deutsche Mühlentag gefeiert wurde. Dort gab es gleich zwei zehnjährige Jubiläen zu feiern: Birgit Jaeger eröffnete 2014 das Mühlencafé, die Waldbröler Band „Geininger“ verwöhnt die Gäste seit 2012 mit Oberkrainer Klängen. Die Gruppe musste während der Pandemie zwei Jahre aussetzen.

Markus Jaeger erläutert den Gästen die ehemalige Getreidemühle, die ihren Betrieb 1749 aufgenommen hat. Damals gab es ein Wasserrad, das einen einzigen Mühlstein rund 200 Jahre lang betrieben hat. Nach dem 2. Weltkrieg kamen zwei Walzenstühle hinzu, die das Getreide schonender zerreiben konnten. Damit verbunden waren mehrere „Plansichter“ im Stockwerk darüber, die das Mahlgut sieben und die groben Bestandteile über eine ausgeklügelte Technik noch einmal den Walzenstühlen zuführen.

Café für Wanderer im Reichshof

In dieser Form war die Mühle bis 1956 in Betrieb. Markus Jaeger, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Landwirtschaft betreibt, hat die Mühle 2009 erworben und sie so aus ihrem 53-jährigen Dornröschenschlaf erweckt.

„Das Mühlencafé ist rein zufällig entstanden“, berichtete Jaegers Frau Birgit. In einem Gespräch mit Bürgermeister Rüdiger Gennies habe dieser damals geäußert, dass es doch schön wäre, wenn in Nespen – das vom Bergischen Panoramasteig, dem Schwalbe-Fahrradpark, dem Wiehlquellenweg und seit neuerem auch vom Waldsofaweg berührt wird – eine Jausenstation entstehen könnte. Der Kuchenbäckerin gefiel aber der Gedanke eines Cafés besser. Das betreibt sie seitdem ununterbrochen.

Daniel Vorländer, Bandchef der Geininger, genießt den Volksauflauf an der Mühle Jahr für Jahr: „Wir spielen hier jeden Pfingstmontag und es ist immer was los – mittlerweile ist das eine echte Tradition.“ Angefangen habe es mit 20 bis 30 Besuchern recht klein, erzählt er, doch mittlerweile kämen die Zuhörer auch aus dem Westerwald und dem Siegerland zum Mühlentag in Nespen.

Seit neuestem ist auch ein echter Oberkrainer in der Gruppe: der Trompeter Marco Remih aus Slowenien. „Der hat diese Musik im Blut“, sagte Vorländer und stimmte gleich das nächste Lied an: „Es ist so schön, ein Musikant zu sein.“


Ein Blick in den neuen Mühlenpark in Dümmlinghausen

Kurz vor ihrer Fertigstellung war auch die Dümmlinghauser Mühle am Deutschen Mühlentag für Besichtigungen geöffnet, dazu eingeladen hatte der Dorfgemeinschafts- und Gartenbauverein Dümmlinghausen, Hesselbach und Bernberg. Viele Interessierte nutzten bei bestem Frühlingswetter sowie bei Würstchen, Kaffee und Kuchen die Gelegenheit, sich die Fachwerkanlage von 1814 in der Gummersbacher Ortschaft schon mal genauer anzuschauen. Auskunft gaben Bettina Kannen (Schriftführerin) und Monika Dick (Kassiererin) vom Dorfgemeinschafts- und Gartenbauverein.

Besucher vor Fachwerkhaus.

In Gummersbach-Dümmlinghausen konnten Interessierte die Fachwerkanlage kurz vor ihrer Fertigstellung schon mal in Augenschein nehmen. Eröffnet werden soll die Mühle dann im August.

In den vergangenen Monaten ist an der Mühle ein neuer Hang, eingefasst mit großen Grauwackesteinen, angelegt worden. Unterhalb davon befindet sich eine halbrunde Sitzfläche, nebenan soll später ein Kinderspielplatz mit Wasser- und Matschspielgeräten entstehen. Ein Mühlenbauer aus Schwerin – der einzige in Deutschland – hat bei fünf Einsätzen in Dümmlinghausen Arbeiten im Außen- und Innenbereich des Antriebs ausgeführt. Jetzt wird der Fachmann ein letztes Mal erwartet: Innerhalb einer Woche soll die Wasserrinne vom noch leeren Teich zum Mühlrad fertiggestellt werden. Ist das erledigt, kann sich das große Getriebe wieder drehen. Es ist geplant, eine kleine Getreidemühle anzuschließen und Mehl zu mahlen.

Ein kleiner Anbau, der über den Veranstaltungsraum im ersten Stock zugänglich ist, steht ebenfalls vor der Fertigstellung. Darin befinden sich moderne, barrierefreie Toilettenanlagen. Deren Bau, die Erneuerung der Elektrik und viele andere Arbeiten haben insgesamt 20 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer seit März 2022 bewältigt.

Geplant ist die Eröffnung für Sonntag, 18. August. Danach soll die Mühle für Veranstaltungen vermietet werden, auch sollen dort ab dem Herbst Konzerte stattfinden. Musiker und Bands können sich bereits beim Verein melden. Auch als außerschulischer Lernort wird die Dümmlinghauser Mühle dann dienen.