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Mit dem Experten im WaldPilz-Fachmann in Reichshof warnt: „Finger weg von Pilz-Apps!“

Lesezeit 3 Minuten
Pilzwanderung, Kira (9) macht die Druckprobe bei einem Steinpilz

Bei einer Pilzbestimmung führte Kira (9) aus Eitorf die Daumenprobe an einem alten Steinpilz durch.

Der Pilzsachverständige Daniel Frank lud Interessierte zu einer Exkursion rund um das Blockhaus in Reichshof ein.

Zu einer etwa dreistündigen Pilzexkursion hatte die Kur- und Touristinfo Reichshof am Sonntag auf das Blockhaus eingeladen. Dabei vermittelte der Pilzsachverständige Daniel Frank aus Much Grundlagen zum Sammeln der kleinen Männlein im Walde. Oberstes Gebot sei, nur diejenigen Pilze ins Körbchen zu legen, die mit absoluter Sicherheit bestimmt werden können.

Erst kürzlich sei er in eine Klinik gerufen worden, nachdem dort ein Ehepaar mit einer lebensbedrohlichen Pilzvergiftung eingeliefert worden war. Bei der Analyse des Mageninhalts stellte sich heraus, dass sie den essbaren Scheidenstreifling mit dem hochgiftigen Grünen Knollenblätterpilz verwechselt hatten. „Finger weg von Pilz-Apps“, war der nächste Rat des Experten. Stattdessen empfahl er ein gutes Pilzbuch oder die Internetseite www.123pilze.de.

Pilze sammeln: Vier Kilometer lange Runde in Reichshof

Ob Buch oder Internet, in beiden Fällen sei es unbedingt erforderlich, die Pilze anhand der dort beschriebenen Merkmale zu bestimmen und sich keinesfalls nur nach Bildern zu richten. Anfängern riet Frank, mit einem erfahrenen Pilzsammler in den Wald zu gehen und verschiedene Pilzgattungen kennenzulernen. Eine Teilnehmerin zeigte ihm eine Aufnahme auf ihrem Handy. Sein Kommentar: „Das könnte ein Steinpilz sein, aber ich bestimme grundsätzlich keine Pilze anhand von Fotos.“

Recht bald nach dem Start der knapp vier Kilometer langen Runde zwischen Blockhaus und Wacholderheide Branscheid wurden die Teilnehmer fündig: Neben zahlreichen Fliegenpilzen gab es auch Maronen, einen Pfefferröhling und jede Menge Kahle Kremplinge. Letztere bezeichnete der Pilzexperte als „Serienkiller“.

Pilze sammeln: Kinder wendeten in Reichshof die Daumenprobe an

Diese „Kriegspilze“ seien heutzutage als giftig eingestuft, wurden jedoch früher häufig verzehrt. Zwar würden durch Erhitzen die blutzersetzenden Gifte weitgehend zerstört, nicht aber die Allergene, die das Paxillus-Syndrom auslösen können. Besonders heimtückisch: Das tritt meist erst nach mehrmaligem Verzehr auf.

Bei einer Pilzbestimmungspause durfte die neunjährige Kira aus Eitorf die Daumenprobe an einem alten Steinpilz durchführen. Die verbleibende Beule im Hut zeige deutlich, dass der Pilz zu alt und daher nicht mehr genießbar sei. „Etwa ein Drittel aller Pilzvergiftungen gehen nicht auf den Genuss von giftigen, sondern von verdorbenen Pilzen zurück“, erläuterte Frank. Schimmel, insbesondere Goldschimmel, sei ebenfalls ein klares Indiz dafür, dass ein Pilz nicht mehr verzehrt werden dürfe.

Das könnte ein Steinpilz sein, aber ich bestimme grundsätzlich keine Pilze anhand von Fotos.
Pilzexperte Daniel Frank rät Anfängern, mit erfahrenen Pilzsammlern in den Wald zu gehen

Das gleiche gelte für starken Madenbefall: „Die Maden zersetzen das Pilzeiweiß.“ Schneckenfraß sei jedoch unbedenklich. Nachdem der Experte die typische Blaufärbung der Röhren einer Marone nach der Berührung mit dem Finger als typisches Erkennungsmerkmal demonstriert hatte, schilderte er, dass die Cäsiumbelastung nach dem Reaktorunfall bei Tschernobyl in Nordrhein-Westfalen vergleichsweise gering sei. Anders verhalte es sich bei den Maronen in Bayern: „Dort ist die Belastung noch hoch.“

In diesem Zusammenhang warnte er auch vor dem Kauf von Pilzen etwa aus Polen. Dort gesammelte Pilze seien außerdem aufgrund des langen Transportweges meist nicht mehr frisch. Die Neulinge unter den Teilnehmern lud er anschließend zur „Pilztaufe“. Dabei durften sie an der Milch eines Tannenreizkers lecken und lernten dabei fürchterlich scharfen Geschmack dieses Milchlings kennen, was ein deutliches Anzeichen für dessen Ungenießbarkeit sei.

Eine Frau schmeckte jedoch nichts Ungewöhnliches. Ihr riet Frank, die Finger von Milchlingen zu lassen: „Bei jeder Führung ist meist einer dabei, der dafür nicht sensibel ist.“ Als Dessert gab es danach noch den Vergleich mit der milden, allerdings roten Milch des Fichtenreizkers: „Das ist ein hervorragender Speisepilz.“

Hannah Ritscher und Marina Moritz waren extra aus Kürten bei Bergisch Gladbach zum Blockhaus gekommen, um Pilze kennenzulernen. „Ich gehe gerne durch den Wald und sehe andauernd welche, habe aber keine Ahnung ob man die essen kann“, schilderte Hannah ihre Motivation. Ihre Großeltern seien da fit gewesen: „Ich finde, das alte Pilzwissen sollte nicht verloren gehen.“ Von der Vielfalt der gefundenen Pilze zeigte sie sich beeindruckt: „Wenn es passt, gehe ich nächstes Jahr gerne wieder mit.“