Das Schwimmbecken in Reichshof-Wildbergerhütte wird nun doch nicht saniert. So lange keine Reparaturen anfallen, bleibt es aber in Betrieb.
WildbergerhütteSchwimmhallen-Sanierung ist vom Tisch
Aus der Traum von einer Schwimmhallen-Sanierung in Reichshof-Wildbergerhütte: Nach Jahren der Planung und Hoffnung hat der Reichshofer Gemeinderat am Dienstag mit 19 zu 9 Stimmen den Antrag von CDU und FDP angenommen, die Sanierung der 70er-Jahre-Schwimmhalle aus dem Investitionsplan herauszunehmen, weil die Gemeinde die Kosten nicht tragen könne. Auf Antrag der Grünen wurde geheim abgestimmt. Die FWO-Fraktion hingegen hatte namentliche Abstimmung beantragt, aber keine Mehrheit gefunden.
FWO verlässt die Sitzung
Mit der nun getroffenen Entscheidung geht einher, dass die Gemeinde Reichshof die schon bewilligten 2,5 Millionen Euro Bundesförderung zurückzahlt, außerdem wird der Antrag auf Landesförderung zurückgezogen.
Vor allem FWO und SPD – beide Fraktionen hatten explizit auf einer Sanierung der Schwimmhalle bestanden – reagierten empört auf die Entscheidung. FWO-Vertreter wiesen daraufhin hin, es habe eine Kostenübernahme von 80 Prozent der Gesamtkosten durch das Land NRW im Raum gestanden, somit sei das Kostenargument entkräftet. Das entsprechende Gespräch zwischen Gemeinde und Bezirksregierung hätte am Tag nach der Ratssitzung stattfinden sollen, antwortete Sarah Schmidt, Stellvertreterin des Bürgermeisters, in der Ratssitzung auf Nachfrage von FWO-Sprecher Reinhard Krumm. Die FWO verließ schließlich empört die Sitzung am Ende des öffentlichen Teils.
Hohe Folgekosten
Tatsächlich habe die Gemeinde auf einen sehr hohen Fördersatz des Landes gehofft, bestätigte Bürgermeister Rüdiger Gennies auf Nachfrage, „es war aber völlig offen, ob wir beim Land überhaupt zum Zuge kommen“. Die Entscheidung, auf die Sanierung zu verzichten, sei außerdem ja auch mit Blick auf die erwarteten Folgekosten in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro Jahr gefasst worden, so Gennies.
Den Sinneswandel in Sachen Schwimmhallen-Sanierung hatte auch CDU-Fraktionssprecher Thomas Funke nicht zuletzt mit der Kostenexplosion begründet. Die CDU habe die Sanierung für die ursprünglich veranschlagten 5,6 Millionen Euro mitgetragen und sich auch für die Bundesförderung stark gemacht. „Aber heute sprechen wir von Investitionskosten in Höhe von rund acht Millionen Euro.“ Dazu kämen jährliche Folgekosten von rund 400 000 Euro. Funke: „Nur hierfür müsste der Hebesatz der Grundsteuer B nach neuem Recht um 90 Punkte angehoben werden. Und dabei müssen wir berücksichtigen, dass es sich um eine Schwimmhalle handelt, deren Schwimmbecken gerade einmal zehn Meter lang ist.“
Aber hätte es sich nicht dennoch gelohnt, das Gespräch mit der Bezirksregierung abzuwarten? Nein, sagt Funke auf Nachfrage am Tag nach der Ratssitzung eben unter Verweis auf die Folgekosten: „Das ist ein ganz gravierender Punkt.“
Ein Teil des Geldes wäre nach Ansicht der CDU sinnvoller in die Sanierung der benachbarten Regenbogen-Grundschule investiert. Dazu passt der ebenfalls mehrheitlich angenommene CDU-Antrag, demgemäß der „Baukörper der Schwimmhalle Wildbergerhütte“ in die weitere Planung einbezogen werden soll, „um dem Raumbedarf der Grundschule gerecht zu werden“.
Doch das bleibt erst mal Zukunftsmusik. Denn so lange keine größeren Reparaturen anfallen, könne die Schwimmhalle weiter genutzt werden, betonte Funke in seiner Haushaltsrede. Eine Verlagerung des Schwimmangebotes von Wildbergerhütte in die beiden anderen Reichshofer Schwimmhallen in Hunsheim und Eckenhagen sei nach Ansicht von CDU und FDP nicht nur die einzig sinnvolle Alternative, „sondern die einzig tragbare Lösung überhaupt“.
Das hätte zur Folge, dass externe Vereine wie die DLRG Freudenberg und die DJK Friesenhagen in Reichshof keine Hallenzeiten mehr nutzen könnten. Funke: „Allerdings ist es auch nicht Aufgabe der Gemeinde Reichshof, für Organisationen außerhalb unseres Gemeindegebietes, und die machen einen Nutzungsanteil von 35 Prozent aus, Beckenzeiten vorzuhalten.“
Lange Fahrzeiten drohen
Ihm sei schlecht geworden, als er den CDU-Antrag gehört habe, wandte sich FWO-Sprecher Reinhard Krumm zu Beginn seiner Haushaltsrede an seinen Vorredner Thomas Funke. Bei der Sanierung der Schwimmhallen gehe es „um unsere Kinder“. Die Versorgung mit drei Standorten bezeichnete er für eine Landgemeinde wie Reichshof als unumgänglich. „Wir können die Kinder nicht durch die halbe Gemeinde karren lassen, damit sie schwimmen lernen“, monierte Krumm. Bei nur zwei Standorten blieben aufgrund der langen Fahrzeiten letztlich pro Doppelstunde Schwimmunterricht nur 30 Minuten im Wasser übrig.