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Sanierung oder Neubau?Wiehler Arbeitskreis diskutiert über Gymnasium

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Der Siegerentwurf des Architekturwettbewerbs ist weiterhin im Rennen.

Wiehl – Wird das Bonhoeffer-Gymnasium an seinem jetzigen Standort saniert? Oder gibt es doch einen Neubau im Stadion? Oder an anderer Stelle? Welche Varianten sind sonst denkbar? Die Zukunft des Schulgebäudes beschäftigt Politik und Verwaltung seit vielen Jahren. Nun soll die Entscheidung endlich fallen: In der Ratssitzung am 22. Juni ist das Thema gesetzt.

Bürgermeister Ulrich Stücker will den Grundsatzbeschluss auf die Tagesordnung bringen. Ohnehin muss über einen gemeinsamen Antrag von SPD, Grünen und FDP abgestimmt werden, laut dem das Stadion von jeglicher Bebauung frei gehalten werden soll. In der Vorberatung hat der Schulausschuss dem Rat mit zehn zu sieben Stimmen eine entsprechende Empfehlung gegeben. Der Verdruss bei der CDU war groß, weil sie die von ihr bevorzugte Stadion-Option weiterhin im Spiel halten will. Nun muss es ein eigens eingerichteter Arbeitskreis richten.

Ist ein Kompromiss denkbar?

Mit rund 40 Millionen Euro oder mehr wird das neue Gymnasium die größte Investition der Stadtgeschichte. Es ist Kreativität gefragt, soll bei dieser historischen Entscheidung noch ein breiter Konsens gefunden werden. Die Voraussetzungen dafür stellen sich heute offenbar besser dar als im Schulausschuss. Nachdem Bürgermeister Ulrich Stücker bereits direkt im Anschluss an die erste Arbeitskreissitzung von einer sachlichen Diskussion berichtete, bemüht sich nun auch die CDU um eine konstruktive Atmosphäre. Die nächste Sitzung ist terminiert.

Ist ein Kompromiss denkbar? Über die nun im Arbeitskreis skizzierten Planvarianten wurde Stillschweigen vereinbart. Karl-Ludwig Riegert (SPD) merkt nur an: „Es bleibt abzuwarten, was uns jetzt von der Verwaltung vorgestellt wird.“ Er betont, dass das Stadion für die SPD „alternativlos“ ist. Das zweite SPD-Arbeitskreismitglied Bernd Teuber begründet die ablehnende Haltung seiner Fraktion damit, dass es unsinnig sei, den Platz von der Schule zu trennen und außerhalb für viel Geld ein neues Sportgelände einzurichten. „Wir schaffen zusätzlichen, ökologisch nicht vertretbaren Schülerbusverkehr und vernichten dringend notwendige innerstädtische Grünflächen.“

Fachgutachter bestätigt Union

Da sich auch Linke und AfD für die Sanierung am alten Standort ausgesprochen haben und keine Mehrheit für einen Neubau im Stadion absehbar ist, versucht die CDU zu retten, was zu retten ist. Der Union sei es nie darum gegangen, das Stadion aufzugeben, versichert Arbeitskreismitglied Lars André Lang. Sein Fraktionskollege Michael Pfeiffer glaubt: „Es gibt Ansatzpunkte dafür, dass man in der Sache zusammenkommt. Keiner muss sein Gesicht verlieren, alle können Gewinner sein.“ CDU-Fraktionsvorsitzende Larissa Gebser setzt darauf, dass der direkte Austausch, der in den Corona-Monaten ausgefallen ist, die Kompromissfähigkeit befördert: „Wenn man miteinander spricht, kommt dabei eher etwas heraus.“

Die Union hält aber unbeirrt daran fest, dass ein ganz neues Gymnasium besser wäre als eine Sanierung des alten Gebäudes, und sieht sich von den Fachgutachtern bestätigt: „Ein Neubau ist kostensicher, zeitsparend in der Umsetzung und kann konzeptionell genau passend zu den schulpolitischen Entwicklungen und den aktuellen Rahmenbedingungen dieser Zeit gestaltet werden“, teilt Fraktionssprecherin Gebser mit und scherzt: „Zudem ist allgemein bekannt, dass eine Oldtimer-Restaurierung ein Hobby aber keine wirklich ökonomisch sinnvolle und ökologisch vernünftige oder zeitgemäße Option ist.“

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Schon der Workshop von Politik und Verwaltung vor einem Jahr und die Präsentation der Nachbereitung durch die beauftragten Fachbüros im vergangenen Februar fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Bekannt ist aber, dass die Gutachter für beide Varianten gute Argumente fanden, also die Sanierung am Standort nach den Plänen des Wettbewerbsgewinners einerseits und der Neubau im Stadion andererseits. Für die Umsetzung des Wettbewerbsentwurfs spricht etwa, dass man nicht wieder ganz von vorn anfangen müsste. Für beide Varianten könne ein neuer Förderantrag gestellt werden.

Beim Kostenvergleich einbezogen wurde auch der Aufwand in Millionenhöhe, der für die Zwischenlösung anfiele, da die Schule während einer Sanierung nicht genutzt werden kann. Bei einem Neubau könnte die Stadt das frühere Schulgelände versilbern und für dringend benötigten Wohnungsbau nutzen.

Laut Gutachten stellt sich der Kostenunterschied zwischen den Varianten heute aber geringer dar als früher angenommen. Das Geld dürfte deshalb am Ende nicht den Ausschlag geben. Sondern die Antwort auf die Frage, welche Variante den größeren pädagogischen und städtebaulichen Nutzen bringt.