Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

SchmerztherapieErfolgreicher Test am Kreiskrankenhaus Gummersbach

Lesezeit 3 Minuten

„Schmerz-Schwester“ Heidi Knoppek legt Roswitha Hinz an deren Daumen den Chip an, der die Pillenausgabe aus dem Handgerät steuert.

Gummersbach – „Es war wie Urlaub“, beschreibt Roswitha Hinz den Moment, als der Schmerz nach der Hüft-Operation nachließ. Die Gummersbacherin, die seit Ende Januar in der Klinik für Orthopädie am Kreiskrankenhaus Gummersbach behandelt wird, nimmt an einer Studie der Klinik für Anästhesie teil, die ein neues System zur Schmerzbehandlung nach Operationen erforscht.

Dabei geben sich die Patienten schmerzstillende Medikamente nach einer Operation selber. 86 frisch Operierte haben das im vergangenen halben Jahr schon ausprobiert. Nach Angaben der Klinik waren nicht nur sie, sondern auch die Ärzte und das Pflegepersonal so zufrieden damit, dass die Methode seit Anfang des Jahres auch im Krankenhaus Waldbröl zum Einsatz kommt.

Ein Chip am Daumen verhindert Überdosis

Damit sich die Patienten nicht mit zu vielen Pillen auf Wolke sieben katapultieren, sorgt das System „Zalviso“ für die richtige Dosierung in der Klinik. Über einen Chip im Pflaster an ihrem Daumen ist Roswitha Hinz mit einem Handstück verbunden, das winzige Tabletten enthält. Per Daumendruck kann sich die Patientin die Tablette selbst verabreichen, wenn sie Schmerzen verspürt.

Eine Überdosis sei unmöglich, sagt das Krankenhaus, denn das Gerät gebe nur eine begrenzte Anzahl Tabletten innerhalb einer vorher festgelegten Zeit aus. Die kleine Tablette wird über das Mundstück des Gerätes unter die Zunge gelegt, löst sich dort auf und wirkt bereits nach drei Minuten. Die postoperative Schmerztherapie kommt so ohne Spritzen oder Infusionen mit ihren hinderlichen Schläuchen aus. Gleichzeitig sinkt das Infektionsrisiko durch Katheter. Das Personal überwacht die Patienten engmaschig.

„Ich habe die Tabletten gut vertragen“, sagt Roswitha Hinz nach dreitägiger Nutzung. „Da die Patienten keine Zugänge für Infusionen benötigen, können sie sich frei bewegen, sind schneller mobil und haben weniger Komplikationen“, beschreibt die Pain-Nurse („Schmerz-Schwester“) Heidi Knoppek vom Akut-Schmerzdienst des Krankenhauses die Vorteile des neuen Systems, von dem in Gummersbach inzwischen schon acht Stück im Einsatz sind.

Auch Privatdozent Dr. Matthias Paul, Klinikdirektor und Chefarzt der Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin und Schmerztherapie, äußert sich zufrieden: „Es hat sich gezeigt, dass unsere Patienten völlig problemlos mit dem System umgehen können, da es einfach in der Handhabung ist.“ Niemand müsse in der schmerzintensiven Zeit direkt nach einer Operation warten, bis Pflegepersonal kommt, sondern könne selbst bestimmen, wann er ein Schmerzmittel einnehmen möchte.

Auf einem kleinen Display am System können der behandelnde Arzt und das Pflegepersonal genau nachvollziehen, wie viele Tabletten der Patient sich selbstverabreicht hat. Nach 72 Stunden stellt sich das System automatisch ab.

Falls der Patient dann immer noch Schmerzen hat, bekomme er weiter eine für ihn zugeschnittene Schmerztherapie, versichert Pain-Nurse Knoppek.