400 MitgliederJugendlicher gründet Online-Treffpunkt für junge Oberberger
Schnellenbach – Ein Treffen von ein paar Hundert Jugendlichen und jungen Erwachsenen – das klingt während einer globalen Pandemie verantwortungslos. Ist es aber nicht, wenn dieses Treffen sicher und coronakonform auf einer Internetplattform stattfindet.
Yannick Stähler (17) aus Engelskirchen-Schnellenbach hat über den Onlinedienst Discord einen Server für junge Oberbergerinnen und Oberberger eingerichtet. Mit der „OBK Chill Lounge“ hat er einen Treffpunkt geschaffen, wo junge Menschen trotz Ausgangssperre und Kontaktverbot neue Bekanntschaften machen und sich mit Gleichgesinnten austauschen können. In verschiedenen Channels stellt sich die „Community“ vor, die aktuell aus rund 400 Nutzerinnen und Nutzern besteht, man diskutiert, verabredet sich zum gemeinsamen Computerspiel, schaut gemeinsam Filme oder quatscht einfach – je nach Bedarf auch nur mit Gleichaltrigen in festen Rubriken wie Ü14 oder Ü16.
Die Idee, einen digitalen Treffpunkt für die jungen Menschen im Kreis einzurichten, hatte Yannick Stähler schon im vergangenen Sommer. Vor der Pandemie ging der angehende Azubi gerne feiern, um seinen Freundeskreis zu erweitern und sich mit anderen auszutauschen. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen fühlte er sich schnell einsam. Die Internetplattform Discord bot sich als Kommunikationsmittel an, da der „langjährige Gamer“, wie er sich selbst bezeichnet, dort bereits seit fast sechs Jahren aktiv ist und viele Freundschaften zu anderen Spielern pflegt.
Neue Bekanntschaften
Der große Pluspunkt an der Plattform sei die Anzahl an potenziellen neuen Bekanntschaften, findet Stähler. „Wenn ich auf offener Straße einfach jemanden ansprechen würde, wäre das irgendwie komisch. In der Chill Lounge ist das anders. Da kann ich Leute ganz gezielt auf ihre Interessen ansprechen.“
Denn bereits bei der Anmeldung auf dem Server ordnen sich die Nutzerinnen und Nutzer verschiedenen Rollen zu, um sich eine Art Profil zu erstellen. Neben Alter, Geschlecht, Hobby oder Lieblingscomputerspiel können sie sich zudem der Gemeinde zuordnen, in der sie wohnen oder unterwegs sind. So fällt die Suche nach Jugendlichen oder jungen Erwachsenen mit gleichen Interessen leicht. Besonders für Menschen mit kleinem Freundeskreis eine Chance, Gleichgesinnte zu finden und diese anzuschreiben. Generell gilt: „Alle werden mit offenen Armen begrüßt.“
Netiquette gibt es auch
Damit die Stimmung in der Lounge gut bleibt, gibt es aber auch Regeln, die konsequent befolgt werden. Schimpfwörter oder Links, die zu problematischen Seiten führen, werden herausgefiltert, Wiederholungstäter vom Server verbannt. Bei Nachrichten, die im Spam-Ordner landen, müssen sich die Nutzer gegenüber dem Administrator oder einem seiner Teammitglieder erklären.
Das Team von Yannick Stähler besteht, neben Freund und Mitbegründer Larson Michel (20), aus fünf weiteren Mitgliedern. Warum Yannick Stähler sich die Arbeit gemacht hat, den Server zu erstellen und diesen stetig weiterentwickelt? Zu Hause fehle es an Impulsen und Reizen, „viele sind traurig“, sagt er. Die Gedanken drehen sich um die Zukunft oder die Arbeit – die „OBK Chill Lounge“ biete eine Alternative, um mal abzuschalten und sich zu verknüpfen. „Ich war schon immer der Kümmerer. Ich bin glücklich, wenn ich andere glücklich machen kann.“
Aktuell ist der Schnellenbacher für das Awo-Jugendzentrum in Ründeroth tätig und arbeitet dort mit Jugendlichen. Da auch auf Discord Ängste geäußert und nach Hilfe gefragt werden darf, kommt es vor, dass der Lounge-Gründer auf die Seelsorge des Jugendzentrums verweist. Für eine engere Zusammenarbeit mit den Jugendzentren wäre Yannick Stähler durchaus offen. Mit der „OBK Chill Lounge“ hat er nämlich noch Großes vor: „Der Server soll zu einem Veranstalter in Oberberg werden. Discord sollte eine Alternative während der Corona-Pandemie sein. Ich will aber nicht, dass man nur vor dem Computer hängt.“ Nach Corona sollen sich die jungen Oberberger in der Chill Lounge zu größeren Aktionen wie Kanufahren oder Wildwasserrafting verabreden können – und zwar in der Nähe. Der Fokus auf die oberbergische Community ist dem Schnellenbacher besonders wichtig, denn er weiß: „Mit 15 Jahren ist man nicht mobil und hat beispielsweise wenig Chancen, schnell nach Siegen zu kommen.“
80 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer lesen derzeit täglich die Nachrichten der öffentlichen Channels. „Der Server wird nach der Pandemie am erfolgreichsten sein“, vermutet Yannick Stähler, „wenn die Chance besteht, sich wirklich zu treffen.“