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Schulen in OberbergWas tun bei Corona-Fällen im Klassenzimmer?

Lesezeit 4 Minuten

Aus der Schule in die Isolation: Viele Fragen von Eltern und Schülern bleiben gerade unbeantwortet.

Oberberg – Es ist längst kein Einzelfall mehr, sondern gehört inzwischen an immer mehr oberbergischen Schulen zum traurigen Alltag: Was passiert, wenn jemand im Umfeld des Unterrichts positiv auf das Coronavirus getestet wird? Auch am Donnerstag gab der Kreis wieder eine Reihe neuer Fälle bekannt – etwa am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wiehl (drei Fälle) oder an der Leonardo-da-Vinci-Schule in Morsbach. Als andere Einrichtung betroffen ist auch die Waldbröler Kita Alter Gutshof. Was die Schulen betrifft, ist diese Liste nach Informationen dieser Zeitung allerdings nicht unbedingt abschließend.

Unsicherheit bei Eltern

Den betroffenen Familien stellen sich dann eine ganze Menge an Fragen. Zum Beispiel: Wie müssen die Schüler sich verhalten, die „nur“ in häusliche Isolation geschickt werden? Wann kommt es zur verordneten Quarantäne? Wer wird getestet? Und wann? Was passiert mit Geschwisterkindern an anderen Schulen? Vor allem aber: Wer erklärt das wann den Schülern und ihren Eltern?

60 Infizierte im Krankenhaus

Die Zahl der neu hinzukommenden, laborbestätigten Fälle im Oberbergischen bleibt konstant hoch: Stand Donnerstag, 0 Uhr, sind es laut Kreisverwaltung 68 neue Fälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt ganz leicht auf 146,7. Von den 679 aktuell Betroffenen werden 60 im Krankenhaus behandelt, fünf von ihnen werden beatmet. 974 Kontaktpersonen sind in Quarantäne, 15 weitere in häuslicher Isolation. Nach kurzer Pause zurück ist das erst am Montag gelockerte nächtliche Alkoholverkaufsverbot: Mit der seit heute in NRW geltenden Corona-Schutzverordnung, die auch den Musikschulunterricht wieder zulässt, wird der Verkauf von alkoholischen Getränken zwischen 23 und 6 Uhr jetzt doch wieder untersagt. (kmm)

In Oberberg gibt es von Eltern immer mehr Hinweise, dass die sich im Stich gelassen und schlecht informiert fühlen. „Die Kinder werden ohne weitere Information nach Hause geschickt“, heißt es in Gesprächen. Dort treffen sie auf die Familie – und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen: Genauso wie in einer Quarantäne? Oder einfach nur so wie sonst zu Hause? „Grob fahrlässig“, findet ein Vater. „Denn wenn sie wirklich das Virus haben, dann sind sie ja auch eine Gefahr für ihr Umfeld.“

Kein Anruf vom Gesundheitsamt

Auf einen Anruf vom Gesundheitsamt warte man vergeblich, heißt es. Erst Tage später gebe es ein Schreiben vom Kreis: Da ist dann die Rede davon, dass die Kinder als „Kontaktpersonen nach Hause in eine häusliche Isolation zu geschickt“ worden seien. Weitere Informationen zur Testung und Quarantäne gebe es über die Schulleitung. Weiter heißt es: „Für Familienangehörige empfehlen wir eine freiwillige häusliche Isolation bis zum negativen Testergebnis der betroffenen Kontaktpersonen“.

Antworten auf die anderen Fragen gebe es nicht, kritisieren die Eltern. Stattdessen einen seltsamen Hinweis: „Bitte rufen Sie nicht beim Bürgertelefon an, da diese Anrufe unsere Bearbeitung verzögern“.

Wenn das Schreiben denn überhaupt kommt: Bis dahin kann es aktuell aber erst mal dauern. Auf Nachfrage bestätigt Angela Harrock, Leiterin der Realschule in Waldbröl, dass es bei einem Fall aus der vergangenen Woche bis zum Sonntag gedauert habe, ehe sich das Gesundheitsamt zurückgemeldet habe. „Und nach einem Fall vom Montag, bei dem ich ebenfalls eine Klasse nach Hause geschickt habe, habe ich bisher noch gar nichts gehört“, führte sie am Donnerstagmittag aus. Harrock sagt das nicht vorwurfsvoll: „Die Belastung beim Gesundheitsamt ist uns ja durchaus bekannt. Doch für uns ist das natürlich eine Katastrophe.“

Belastung überall spürbar

Auch aus anderen Schulen kommt viel Verständnis für Belastung des Gesundheitsamtes. Zum Beispiel auch von Anne Halfar, Leiterin der Gesamtschule Eckenhagen. Dort war am Freitagabend ein Fall bekannt worden. Die Jahrgangsstufe 6 und damit 135 Schüler sowie zwölf der 95 Lehrer mussten ab Montag zu Hause bleiben. Halfar sagt sogar: „Bei uns hat die Kontaktaufnahme gut geklappt.“ Die Belastung beim Gesundheitsamt sei aber spürbar. Auf die Testtermine, die für alle Schüler und Lehrer anberaumt werden, die nach Hause in die Isolation geschickt wurden, müsse man länger warten. Um dieses Verständnis wirbt auch der Kreis auf Nachfrage. „Das System ist strapaziert“, sagt Sprecher Philipp Ising. Das Gesundheitsamt arbeite auf Hochtouren.

Tatsächlich sei aufgrund der Belastung die frühere Praxis, dass alle Schüler einzeln angerufen werden, eingestellt worden. Stattdessen übernehmen die Schulleitungen die Information anhand des Schreibens. „Die Kritik, dass es nicht komplett aus sich heraus verständlich ist, nehmen wir gerne auf“, sagt Ising. „Denn eigentlich“, fügt er hinzu, „heißt häusliche Isolation nichts anderes, als: Bleiben Sie zu Hause!“

Ähnlich klare Antworten würden sich Eltern auf die Frage wünschen, was mit Geschwistern von nach Hause geschickten Kindern geschehen soll. Anne Halfar hat beim Gesundheitsamt nachgefragt und handhabt es so: „Ist das Kind in häuslicher Isolation, darf Schwester oder Bruder in die Schule, bei angeordneter Quarantäne nicht.“ Das ist aber nicht überall so, sondern von Schule zu Schule verschieden, wie Eltern und Lehrer sagen. Klare Vorgaben dazu gebe es nicht, heißt es aus den Schulen.