Selbsthilfe in OberbergIm Trialog gegen psychische Probleme
Gummersbach – Es ist schwer, einen psychisch Erkrankten zu verstehen. Manchmal verstehen die Betroffenen sich, ihre Nöte, Ängste und Zwänge selbst nicht. Angehörige und das Umfeld möchten unterstützen, sind aber unsicher, was man tun könnte, und der Mensch mit den seelischen Problemen kann vielleicht gar nicht benennen, was ihm gerade guttun würde.
Um in solchen Zeiten Informationen, Austausch und ein offenes Ohr zu bieten, wurde 2004 der Trialog ins Leben gerufen. Der Name der Selbsthilfegruppe zeigt, dass es hier drei gleichwertige Komponenten gibt: die Erkrankten, das Umfeld und die Fachleute. Den Gesprächskreis initiiert haben die Oberbergische Gesellschaft zur Hilfe für psychisch behinderte Menschen sowie die Psychiatrische Tagesklinik des Kreiskrankenhauses in Waldbröl.
Kontakte
Im Gummersbacher „Haus der Selbsthilfe“, La Roche-sur-Yon-Straße 5, steht Interessierten an jedem zweiten Mittwoch im Monat von 17 bis 19 Uhr offen. Ansprechpartner sind dort Sabine Schuh, (02261) 885345 oder sabine.schuh@obk.de, und Thomas Klein, 0160 / 7819854. Eine Anmeldung ist erbeten.
Den Trialog gibt es auch in Waldbröl, und zwar an jedem zweiten Donnerstag im Monat von 17 bis 19 Uhr im Kreiskrankenhaus, Dr.-Goldenbogen-Straße 10; Anmeldung unter (02291) 3979 oder spdi.klupp@ogb-gummersbach.de.
Diese Angebote sind jeweils kostenfrei. (kpo)
In Gummersbach ist Ansprechpartner Thomas Klein seit dem Anfang dabei. Er ist selbst durch die Diagnose Schizophrenie Betroffener, Angehöriger und Teilhabeberater. „Zu Beginn kamen rund 50 Teilnehmer. Inzwischen sind es etwa 20 Menschen, die sich treffen.“ Wichtig ist allen Beteiligten das Wort „Augenhöhe“, denn im Trialog geht es darum, sich – unter Einhaltung der Schweigepflicht – unter professioneller Anleitung vertrauensvoll auszutauschen.
Harter Spagat zwischen Grenzen und Zuwendung
Friedbert Isele ist mit seiner Frau zum zweiten Mal beim Treffen. Er hat durch Klein von der Gruppe erfahren und hofft darauf, über den Gesprächskreis die Krankheit seines Angehörigen zu verstehen. Der Spagat, einerseits dem Betroffenen Grenzen zu setzen und ihm andererseits liebevolle Zuwendung zu geben, sei nicht einfach, so Isele. Umso wichtiger sei es ihm, in der Runde Fragen stellen zu können, Tipps zu erhalten, welche Symptome und Therapien es gibt, welche Medikamente und welche Möglichkeiten der Unterstützung. „Hinweise für den Umgang mit psychisch Erkrankten zu geben ist nicht so einfach, doch in der Runde können wir die Erkrankung von verschiedenen Seiten beleuchten und so zum Verstehen beitragen“, sagt auch Dieter Steves, der als Neurologe und Psychiater, als langjähriger Oberarzt am Klinikum Oberberg viele Facetten psychischer Erkrankungen kennt.
Die Teilnehmenden sollen sich hinterfragen
Es fällt nicht jedem leicht, sich in der Gruppe zu öffnen, doch, wie Teilnehmer Michael Ducak sagt: „Es bricht oft das Eis, zu hören, dass auch andere Menschen ähnliche Erlebnisse teilen.“ Sabine Schuh vom Ärztlichen Dienst des Oberbergischen Kreises, fasst die Gespräche so zusammen: „Die Menschen hier sind Experten aus Erfahrung. Und aus ihren eigenen Geschichten heraus können sie sich gegenseitig unterstützen.“ Dieter Steves hat beobachtet, dass der Anteil der Selbsterfahrung größer wird, je mehr der Betreffende sich einbringt. „Selbsthilfe bringt das mit sich. Die Gruppe kann unterstützen, doch die Teilnehmenden müssen aktiv werden und sich ehrlich fragen: ,Wie geht es jetzt für mich weiter?’“
Erfolgsgeschichten gibt es natürlich auch und positive Rückmeldungen aus der Gruppe. Sabine Schuh sagt dazu: „Am besten ist es, wenn wir uns selbst überflüssig machen.“