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Sender-JubiläumDas Urgestein von Radio Berg

Lesezeit 3 Minuten

Die Geschichte von Radio Berg kann Dr. Horst Bongardt von Beginn an erzählen. Und auch an der Zukunft arbeitet er mit.

Müllenbach – Dr. Horst Bongardt hat noch nie eine Sendung moderiert und ist trotzdem der langjährigste Mitarbeiter von Radio Berg. Als der Lokalsender für Oberberg und Rhein-Berg im Oktober 1995 auf Sendung ging, hatte der Müllenbacher dem damals so ungewöhnlichen Projekt mit den Weg geebnet. Und er lenkt die Geschicke des Senders bis heute als Vorsitzender der Veranstaltergemeinschaft zu großen Teilen.

Der Start des Privatfunks

Bis in die 1980er Jahre war Rundfunk ausschließlich öffentlich-rechtlich. Der Wandel setzte zu der Zeit ein, als Bongardt 1984 erstmals für die SPD in den oberbergischen Kreistag einzog. „Das neue Landesrundfunkgesetz, das damals in der Diskussion war, sollte Privatfunk in NRW möglich machen“, erinnert sich der heute 79-Jährige: „In Nordrhein-Westfalen sollten Privatsender entstehen, die in ihrer journalistischen Qualität wirtschaftsunabhängig sind.“

Auch im Oberbergischen machte man sich damals auf den Weg zum eigenen Radio. Der damalige oberbergische SPD-Vorsitzende Erhard Nagel riet seinem Parteifreund: „Schalt’ Dich da mal ein, Du bist doch medieninteressiert!“ Bongardt lehrte an der Bergischen Universität Wuppertal, deren gute Medienausstattung der Doktor der Sozialwissenschaften für seine Seminare nutzte.

Finanzielle Hürden

Bongardt nahm die Dinge in die Hand, gründete den Verein „Lokalradio Oberberg“. Gespräche mit potenziellen Partnern wurden aufgenommen. „Bald war klar, dass sich ein Radio allein für Oberberg nicht finanzieren würde. Deswegen wurden Überlegungen verfolgt, sich mit dem Rheinisch-Bergischen zusammenzutun.“

Als das Landesrundfunkgesetz 1989 verabschiedet wurde, gründete sich auch die „Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Oberbergischen und Rheinisch-Bergischen Kreis“, zu deren Vorsitzenden Bongardt gewählt wurde – dieses Ehrenamt übt er nun seit 31 Jahren ohne Unterbrechung aus. Die ersten Jahre wurde Vorarbeit geleistet. Unter anderem dauerte es lange, bis Sendefrequenzen besorgt waren. Erst 1995 konnte Radio Berg erstmals über den Äther gehen.

Komplexe Organisation

Die Veranstaltergemeinschaft ist neben der Betriebsgesellschaft eine der zwei Säulen des komplexen Lokalradio-Systems. Die 22 Mitglieder zählende Gemeinschaft ist zusammengesetzt aus Vertretern gesellschaftlicher Gruppierungen. Bei vier Mitgliederversammlungen im Jahr wird Grundsätzliches besprochen – etwa das Programm-Schema aus Musik, Nachrichten und Werbung. Die Betriebsgesellschaft wiederum kümmert sich um die Finanzierung des Radios. Größter Gesellschafter ist das Medienhaus Dumont, auch die Kreise Rhein-Berg und Oberberg und einige oberbergische Kommunen halten Anteile.

„Die Veranstaltergemeinschaft handelt jedes Jahr mit der Betriebsgesellschaft den Wirtschafts- und Stellenplan aus“, skizziert Bongardt das Zusammenspiel. Arbeitgeber der Redakteure und Mitarbeiter ist die Gemeinschaft. Der Radiobetrieb finanziert sich allein aus der Werbung und hat in 25 Jahren stets schwarze Zahlen geschrieben, sagt Bongardt. Erst jüngst, in der Corona-Zeit, seien die Einnahmen gesunken.

Neue Konzepte

Ohnehin sei das Radiogeschäft kein Selbstläufer mehr, beobachtet Bongardt: „Die Hörgewohnheiten der Menschen ändern sich. Immer mehr stellen sich ihr Programm selbst zusammen, streamen Musik von Internetplattformen oder hören sich Podcasts an.“

Deswegen arbeitet auch Bongardt mit an Konzepten, wie Hörer an das lineare Radio gebunden werden können: „Da geht es etwa um den Austausch von Beiträgen zwischen den Sendern und darum, die lokale Sendezeit zu erweitern.“ Bislang wird von der Zentrale in Kürten zwischen 6 und 10 Uhr sowie zwischen 14 und 18 Uhr gesendet, hinzu kommen die Lokalnachrichten jeweils zu halben Stunde. Das Programm dazwischen wird von Radio NRW geliefert.

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Von der Wichtigkeit des Radios ist Bongardt überzeugt: „Es weitet den Horizont und durchsticht die Internet-Blasen, in denen sich viele Menschen bewegen.“ Dabei ist Bongardt selbst nicht gerade ein treuer Hörer seines Senders: „Ich höre mir die Nachrichten an, schalte dann aber lieber zu Wortprogrammen.“ Radio Berg sei ihm einfach zu musiklastig. Daran ändern kann und will Bongardt nichts: „Der Inhalt des Programms ist Sache der Chefredaktion.“