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Experte untersuchtSo wirkt sich das Neubaugebiet in Lindlar auf den Verkehr aus

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Verkehr in Lindlar. (Symbolbild)

Lindlar – Auch bei einem maximalen Ausbau des geplanten Bebauungsgebietes „An der Jugendherberge“ werde die Verkehrsbelastung keine kritischen Grenzen überschreiten. Die Verkehrsqualität sei insgesamt gut, aber es gebe einige Punkte, wo es Handlungsbedarf zur Verbesserung gebe. Das hat die Verkehrsuntersuchung zum Wohngebiet Jugendherberge/Böhl ergeben, die Dipl.-Ing. Richard Baumert bei einer Infoveranstaltung im Kulturzentrum vorgestellt hat.

Bürgermeister Dr. Georg Ludwig begrüßte die rund 80 Gäste und betonte, dass es um erste Erkenntnisse aus der Verkehrsanalyse gehe und es sich nicht um ein Gutachten handle. Größe und Umfang des Neubaugebietes stünden noch nicht fest, sondern würden politisch diskutiert. Einen Bebauungsplan gebe es noch nicht. Die rund 190 Folien umfassende Präsentation soll nach der Veranstaltung auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht werden.

Knotenpunkte in Lindlars Verkehr untersucht

Es sei eine sehr umfangreiche Untersuchung gewesen, die im Oktober vorigen Jahres an einem Donnerstag an 17 Knotenpunkten sowie eine Woche lang an den drei wichtigsten Straßen m geplanten Neubaugebiet durchgeführt wurden, so der Planer.

Die Bestandsanalyse ergab, dass die höchste Verkehrsbelastung im untersuchten Bereich in der Zeit zwischen 7.15 bis 7.30 Uhr besteht. Aber alles funktioniere und die Straßen seien eigentlich überdimensioniert, sagte Baumert.

In der Talachse auf der L299 gebe es mehr als 10.000 Fahrzeuge pro Tag, auf dem Wilhelm-Breidenbach-Weg seien es 4300, auf der Straße „Jugendherberge“ 1400. Der Verkehr pro Stunde sei moderat. Die Verkehrsbelastung mindestens zufriedenstellend, meist aber gut bis sehr gut.

Verkehr in Zahlen

1700 zusätzliche Fahrten pro Tag durch das Neubaugebiet.

15.000 Fahrzeuge täglich auf der Dr. Meinerzhagen-Straße,230 neue Wohneinheiten als Berechnungsgrundlage angenommen.18 Monate kalkuliert die Verwaltung alleine für die Planung des Gebietes.

3 Jahre wird es voraussichtlich dauern, bis mit dem Bau des ersten Hauses begonnen werden kann.

Zur Berechnung der Verkehre durch das Neubaugebiet sei man vom Worstcase-Szenario mit 230 neuen Wohneinheiten ausgegangen. Mit dem Verkehr durch die geplante Kita, Büros und eine Bäckerei rechnen der Fachmann mit einem zusätzlichen Verkehr von rund 1700 Fahrten pro Tag.An den Spitzenzeiten morgens sei zwar an den Schulen viel los, der einzige Defizitpunkt sei die Ampel an der Kreuzung Dr.-Meinerzhagen-Straße/Kirchplatz, die für Stau bis zum Kreisverkehr Rewe und darüber hinaus sorge. Sonst gebe es keine Staubereiche.

Die Ampelschaltung könne aber optimiert werden, so der Experte, der auch seine Hilfe bei Gespräche mit dem zuständigen Abteilung von Straßen NRW anbot. Als weitere Maßnahmen empfahl er die Verbreiterung von Straßenquerschnitten (aktuell teils unter fünf oder sechs Metern) und das Anlegen von Gehwegen im Umfeld des geplanten Wohngebietes.

Optimierungsbedarf sah er beim Knotenpunkt Korbstraße/Voßbrucher Straße. Hier sei ein Kreisverkehr sinnvoll, für den aber der Baum weichen müsse. Auch das Bolzenbacher Kreuz könne mit einem Kreisverkehr sicherer gestaltet werden. Die Straße Böhl für den Durchgangsverkehr zu unterbrechen, war ein weiterer Vorschlag.

Zu den Stoßzeiten wird es in Lindlar eng

Für die umfangreiche Analyse erhielt Baumert viel Zustimmung. In der anschließenden Fragerunde wollte ein Zuhörer wissen, wann denn für die Straße eine kritische Belastungsgrenze erreicht sei. Die doppelte Menge an zusätzlichen Fahrzeugen, also rund 3400, könne eine Grenze sein.

Aber die reine Verkehrsmenge sei nicht das Problem, sondern die Verteilung und die Zahl der Fahrzeuge pro Stunde. Es sei eine Untersuchung, wie sie sich die Bürgerinitiative Lindlar like gewünscht habe, so Sprecher Christian Kleff. Er wollte wissen, ob es einen Königsweg für den Verkehr rund um die Schulen gebe und ob bei einem Kreisverkehr die Eigentumsverhältnisse am Bolzenbacher Kreuz berücksichtigt würden. Bei den Schulen sei Lindlar schon ordentlich aufgestellt mit Tempo 30 und Bushaltestellen. Einen Königsweg gebe es nicht, jede Stelle müsse man individuell anschauen.

Die Verkehrsentwicklung Richtung Voßbruch soll untersucht werden, versprach der Bürgermeister auf Anregung einiger Bürger. Sie wollten auch wissen, wann das Baugebiet fertig sei. Für die Planung, müsse man 18 Monate kalkulieren und den gleichen Zeitraum kann auch für die Erschließung, sagte Wolfgang Bürger, Geschäftsführer der gemeindeeigenen Bau-, Grundstück und Wirtschaftsförderungs GmbH. In Workshops sollen nun die Anregungen der Bürger aufgenommen und dann diskutiert werden, sicherte Bürgermeister Ludwig zu.