Spring- und Reitturnier Kreuzberg1000 Reiter und 2000 Pferde bis Sonntag am Start
Kreuzberg – Bei Annelie Wittke steht das Telefon nicht still. „Einen Moment bitte“, legt die Chefin der Meldestelle das Handy zur Seite und bearbeitet zunächst die Anfrage hinter der Scheibe. „Einmal bitte abhaken“, melden sich die jungen Reiterinnen Alina und Pauline mit ihren Pferden an. An der Meldestelle des Grand Open, dem siebentägigen Mai-Turnier der Reit- und Turnier-Gemeinschaft Silberberghof, ist immer Betrieb. „Mir klingeln die Ohren“, so Wittke. Alle fünf Minuten bimmelt das Handy. Kein Wunder, bei rund 2000 Pferden und 1000 Reitern. Gegen eine Unterschrift zahlt sie als nächstes einer jungen Reiterin 17 Euro Preisgeld aus. Und wieder geht das Telefon. „Die Teilnehmer melden sich vier Wochen vorher online an, aber hier müssen sie noch mal ihre Startbereitschaft erklären“, so Wittke.
Einiges los ist an den Tagen des großen Spring- und Reitturniers in Kreuzberg. Turnierleiter Volker Kämper behält bei den ersten Prüfungen der Klassen E und A die Ruhe. Schon seit 27 Jahren findet hier ein Turnier statt. Und als Besitzer des Gestüts hat er die Ruhe weg. Schon jetzt freut sich der Züchter nicht nur auf die unzähligen Dressur- und Springprüfungen. Ganz besonders ist er auf die drei großen Highlights gespannt.
Bei der ersten Auflage des Silberberghof-Derbys, einer Springprüfung mit Stechen S**, am 1. Mai (ab 15.30 Uhr) weist er auf die speziellen Hindernisse hin, die derzeit noch in den Ecken stehen. „Das ist angelehnt an das berühmte Hamburger-Derby. Es wird auch der Hamburger Sieger von 2017 hier starten“, freut er sich und analysiert im Parcours nebenbei den Ritt eine junge Reiterin: „Sie hält die Abstände nicht ein. Das Pferd kann nichts dafür, dass es verweigert.“ Am kommenden Samstag (20 Uhr) kommt es dann zu einem Mächtigkeitsspringen und am Sonntag (15.30 Uhr) wird es bei dem S***-Springen, dem Großen Preis vom Silberberghof, voll auf den Tribünen.
„Da werden hier 1000 Zuschauer für tolle Stimmung sorgen. Solch ein qualitativ hohes Springen gibt es im Rheinland nur drei oder vier Mal“, so Kämper weiter. Da es dieses Jahr keinen Sponsor für das Hauptspringen gibt, hat sich der Verein etwas anderes einfallen lassen. Anstatt Eintritt zu nehmen, bittet man jeden Zuschauer um einen kleinen Obolus. Die Höhe kann jeder Besucher selbst bestimmen. Das Geld geht zum Teil in die Jugendkasse und zudem wird der Große Preis davon finanziert.
Von den 100 Mitgliedern des Vereins, 30 davon sind Jugendliche, sind an den Tagen des Turniers fast alle im Einsatz. Vorsitzender Stefan Laart ist der Herr der Durchsagen. Geduldig sitzt er in seiner Bude und kündigt die Pferde und Reiter an. In den Pausen vertritt er sich draußen die Beine. „Ohne die ganzen Ehrenamtler wäre das nicht zu schaffen“, sagt er. Judith Moos fährt derweil mit dem Trecker durchs Geviert und sorgt für die frische Einebnung des Untergrunds. Uwe Börsch hat stets Zollstock und Schraubenzieher zur Hand. Er misst beim Umbau die richtigen Abstände zwischen den Hindernissen und ist ansonsten das Mädchen für alles. Ob Elektroanschlüsse oder Kabelverlegung, der 53-Jährige ist immer unterwegs.
Stolz berichtet Züchter, Trainer und Besitzer Kämpfer über einen weiteren Erfolg des Vereins. Am Wochenende bekommt die 17-jährige Pia Stieborski das Goldene Reitabzeichen verliehen. Unter anderem zehn Siege bei S-Springen muss man dafür vorweisen. „Das ist erst das dritte Mal in unserem Verein. Zuvor haben das nur Andreas und Annika Kreuzer geschafft“, so Kämper, der bei der RTG als 2. Vorsitzender fungiert.
Silberberghof Grand Open
Mittwoch, 1. Mai
8 Uhr: Großer Dressurpreis S***
15.30 Uhr: Silberberghof-Derby, Springprüfung mit Stechen S**
Freitag, 3. Mai
Jungpferdetag mit Springpferdeprüfung von Klasse A* - M**
Samstag, 4. Mai
12 Uhr: Prix St. George S* (Dressur)
14 Uhr: Springprüfung S*
17 Uhr: Springprüfung S**
10 Uhr: Shetty Hopp
20 Uhr. Mächtigkeitsspringen
Sonntag, 5. Mai
11 Uhr: Prix St. George, Kür
14.45 Uhr: Verleihung Goldenes Reitabzeichen
15.30 Uhr: Großer Preis vom Silberberghof
www.silberberghof.de
Die jüngsten Helfer sind derweil Till Dahlhaus und Robin Berghaus. Die beiden 15-Jährigen heizen mit einem 50er-Mofa über die Wiese, wo die Pferdegespanne parken. „Das ist ein China-Roller ohne Verkleidung“, verrät Till Dahlhaus über sein Gefährt und ist schon wieder unterwegs und ruft: „Wo parkt der denn?!“Die beiden teilen sich den Job und das Mofa und wechseln sich ab. „Einer sitzt im Auto, da ist es etwas wärmer“, so Robin Berghaus. Ohne die Beiden würden alle wild parken und gerade an den vollen Tagen am 1. Mai oder am Samstag und Sonntag würden längst nicht alle Pferdeanhänger auf der Wiese Platz haben. Auf jeden Fall wird es an den nächsten Tag voll auf dem Silberberghof bis zum Höhepunkt am Sonntag, wenn der letzte Reiter beim Großen Preis das letzte Hindernis genommen hat.