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Sternwarte SchnörringenTor ins Weltall öffnet sich in Waldbröl

Lesezeit 4 Minuten

Der Pferdekopfnebel ist zirka 1500 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Schnörringen – Das „Einscheinern“ ist etwas für Ausgeschlafene. Dr. Klaus Vollmann verbringt derzeit seine Nächte damit, das Hauptteleskop in der Sternwarte von Schnörringen für den tiefen Blick ins Weltall haargenau zu positionieren.

Wie so etwas gemacht wird, hat der 1858 in Köln geborene Astrophysiker Julius Scheiner bereits vor 125 Jahren publiziert. Die nach ihm benannte und sehr komplexe Methode aber lässt sich auf das Waldbröler Riesenteleskop mit seiner Brennweite von zehn Metern nicht so ohne Weiteres anwenden, musste Vollmann nach der dritten erfolglosen Arbeitsnacht feststellen. Immer wieder, wenn er das Teleskop auf einen Stern ausgerichtet und den in das Fadenkreuz des Okulars genommen hatte, driftete der Himmelskörper nach einer gewissen Zeit aus dem Zentrum der Optik.

Die Jugend forscht mit: Im Telescope Science Institute helfen (v.l.) Simon Gier, Lucia Gröger und Sophia Wick nun Dr. Klaus Vollmann.

Doch in der Nacht zum Samstag ist Vollmann der Vollendung der Präzisionsarbeit ganz nah. In den frühen Morgenstunden bleibt der angepeilte Stern für 30 Minuten genau dort, wo er ihn haben will. „Jetzt geht es nur noch um Zehntelmillimeter.“

Letzte Schritte zur „First-Light-Party“ in der Sternwarte

Den 1,3 Tonnen schweren Ritchey-Chretien-Reflektor unter der großen Kuppel des Observatoriums exakt parallel zur Erdachse zu bringen, soll einer der letzten wichtigen Schritte zur „First-Light-Party“ sein. Schon bald wollen die Schnörringer Hobbyastronomen die Inbetriebnahme des Herzstücks der Anlage feiern – und die ersten Bilder von Lichtjahre entfernten Sternen, Nebeln und Galaxien per Kamera und Computer einfangen.

Immer wieder hatte sich der Moment verzögert. Immer neue Herausforderungen stellten sich dem Atmosphärenphysiker Dr. Klaus Vollmann und dem Astrophysiker Dr. Thomas Eversberg, die das Teleskop vor 14 Jahren gebraucht kauften. Um das Gerät herum ist ein Projekt erwachsen, das in Fachkreisen längst bundesweit Beachtung gefunden hat. Unter dem Dach des von ihnen gegründeten „Initiativkreises Schnörringen Telescope Science Institute“ (STScI) ist in den vergangenen Jahren das als Schülersternwarte konzipierte Observatorium gewachsen.

Eine neue, kleine Kuppel soll das Schülerlabor erweitern.

Neben dem Hauptteleskop gibt es im Außenbereich das Schülerlabor mit bislang drei einsatzbereiten Teleskopen. Eine vierte Station für ein etwas größeres Teleskop ist in Arbeit. Ein Unternehmer aus Alferzhagen will für sie in Kürze den Unterbau liefern, auf den eine kleine, gebraucht gekaufte Kuppel gesetzt werden soll. Das Freiluft-Labor wurde Schulvertretern aus der Region im vergangenen November vorgestellt. Corona geschuldet, habe sich das Schulnetzwerk jedoch seitdem nicht etablieren können.

Ein bereits geplantes Teleskop-Training habe wegen schlechten Wetters nicht stattfinden können, bedauert Vollmann: „Das wollen wir nach den Sommerferien nachholen.“

Jugendliche verstärken das Forscherteam in Waldbröl

Trotzdem gehören zwei Schülerinnen bereits zur Stammmannschaft, die sich an den Samstagen regelmäßig an der Sternwarte trifft: Sophia Wick und Lucia Gröger, beide 17 Jahre alt und künftige Zwölftklässlerinnen am Aggertal-Gymnasium Engelskirchen, sind fasziniert von der Möglichkeit, das Universum erkunden zu können.

Wick will nun mit Unterstützung der Schnörringer Forscher eine Facharbeit für Physik schreiben und dafür herausfinden, wie sich das große Teleskop und der Kuppelturm synchron miteinander bei jeder Geschwindigkeit drehen können.

Ralf Schmidt zeigt das Foto eines weit entfernten Himmelskörpers.

Peter Stinner, Leiter der Astro-AG am Gymnasium Wissen, hat mit Simon Gier ein weiteres junges Gesicht für das Projekt gewonnen. Der 24-Jährige ist Fachinformatiker und nunmehr Projektleiter, um im Observatorium IT-Technik zu installieren. Dafür wurden gerade erst 20 000 Euro aus dem Fördertopf der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt bewilligt, sagt Vollmann. In der Vergangenheit wurde die Sternwarte bereits von einer Reihe von Institutionen unterstützt. Bald soll eine Tafel im Außenbereich auf alle 130 Förderer hinweisen.

ISS im Vorbeiflug vor dem Mond fotografiert

Für September hat sich Besuch von der Universität Sydney angekündigt, wo die Schnörringer den Bau eines Spektrografen in Auftrag gegeben haben. Mit dem Gerät soll die Zusammensetzung des eingefangenen Lichts analysiert werden. Die Australier wollen in Schnörringen Details für die Konstruktion des High-Tech-Geräts abstimmen.

Bei aller irdischen Arbeit, die noch zu erledigen ist, verlieren die Hobbyastronomen das Firmament nicht aus den Augen. Ralf Schmidt, der aus Marienheide-Kalsbach regelmäßig nach Schnörringen kommt, zeigt am Tablet-Rechner von ihm aufgenommene Bilder. In prächtigen Farben leuchten Galaxien und Nebel aus schier unvorstellbaren Entfernungen.

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Jungforscher Simon Gier kontert mit einer Aufnahme, die er quasi in der Nachbarschaft aufgenommen hat: Vor einem Ausschnitt des von Kratern übersäten Mondes sind ganz klein die Konturen der Internationalen Raumstation ISS zu erkennen. Beide können es kaum abwarten, welche Einblicke ins Universum das große Teleskop liefern wird.