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Stillstand im WaldhotelInhaber lässt neues Gutachten zur Brandursache anfertigen

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An das Hotel möchte Inhaber Hans-Gerd Schumann einen Wohnkomplex anbauen. Doch diese Investition – wie auch den Wiederaufbau des beschädigten rechten Gebäudeteils – macht er davon abhängig, ob unterhalb seines Geländes das Wochenendhausgebiet entsteht.

Marienheide – Zehn Monate nach dem Feuer im Marienheider Waldhotel liegt eine Wiedereröffnung des zerstörten Gebäudeteils in weiter Ferne. Die Betreiberin des Hotels, Christina Polancec, muss weiterhin auf den großen Saal mit Seeblick und die benachbarte Küche verzichten. Nach wie vor klaffen verkohlte Wunden in der Decke. Doch Hotelinhaber Hans-Gerd Schumann will nur in das Haus investieren, falls das geplante Wochenendhausgebiet unterhalb seines Hotels nicht entsteht. Aber das ist nur ein Grund.

Schumann berichtet, dass ein Abriss des Gebäudeteils unausweichlich sei. Doch noch sei völlig offen, wann ein Wiederaufbau in Angriff genommen werden kann. Denn nach wie vor liege der Brandschaden zur Bearbeitung bei der Versicherung, sagt der Unternehmer. Er bezweifelt, dass es – wie bislang allgemein angenommen – der befeuerte Kamin war, der Anfang März die Decke in Brand gesetzt und zu einem großen Feuerwehreinsatz geführt hatte.

Um das zu beweisen, hatte Schumann den Brandsachverständigen Dr. Ulrich Puchner aus Weßling (Bayern) beauftragt, der jüngst im Hotel einen Versuch machte: Der Ofen wurde zurück in den Saal gestellt, mit dem Kaminrohr verbunden und ordentlich befeuert. Schumann zeigt ein Video, auf dem der Sachverständige unter der Decke die Temperatur am Rohr misst. „Das Ergebnis war eindeutig“, sagt Dr. Puchner im Gespräch mit unserer Zeitung: „Das Kaminrohr konnte nicht so heiß werden, dass es selbst brennbare Materialien ringsherum entzündet.“ Seine Untersuchungen hätten die Brandursache bei der Elektrik ausgemacht, sagt Puchner. Das Gutachten habe Schumann Versicherung und Polizei vorgelegt. Bis die Brandursache geklärt ist, könne dieser nichts am Gebäudeteil machen. Den Schaden beziffert der Unternehmer auf „eins bis eineinhalb Millionen Euro“. Die Versicherung habe bislang nur einen Bruchteil bezahlt.

Unabhängig davon macht Schumann Abriss, Wiederaufbau und weitere geplante Investitionen davon abhängig, was unterhalb seines Hotels, am Ufer zum Bruchersee, geschieht. Dort hatte das Unternehmen MS Gartenreich zwei Parzellen gekauft, um ein Wochenendhausgebiet zu errichten – für Schumann ein Dorn im Auge: „Unseren Hotelgästen wird die Sicht auf die Brucher verbaut. Die Ästhetik des ganzen Gebiets würde dadurch erheblich gestört.“

Derweil berichtet Birgit Kallen von MS Gartenreich, dass man die Pläne für die Wochenendhäuser auf die lange Bank habe schieben müssen. „Bislang ist es so, dass die Häuser nicht zur Campingplatzverordnung NRW und dem jetzigen Bebauungsplan passen.“ Das bestätigt das Marienheider Rathaus.

Wochenendhausgebiet wird noch nicht gebaut

Die Verzögerung sei auf einen Rechtsstreit zwischen Hotel und Gartenreich zurückzuführen. Ein Kölner Gericht hatte entschieden, dass das Hotel einen Kanal, der über das Grundstück des geplanten Wochenendhausgebiets führt, weiter betreiben darf. Erst jetzt kann das Planverfahren für das Wochenendhausgebiet fortgeführt werden, heißt es aus der Verwaltung.

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An den erworbenen Flächen will MS Gartenreich festhalten, sagt Birgit Kallen: „Die Ecke ist wunderschön. Wir haben noch andere Möglichkeiten, sie vorerst zu nutzen.“ Kallen spricht von sogenannten Tiny-Häusern, eine Art Miniholzhütte auf Rädern, die auf einem Teil des Geländes stehen könnten. Ein anderer Teil könnte zu Wohnmobilstellplätzen werden. Die Vorschläge lägen bei der Gemeinde, sagt Kallen: „Und wenn das nicht geht, vermarkten wir dort Kleingärten.“

Größere Pläne für das eigene Gelände hat dagegen Waldhotelinhaber Schumann in der Schublade – für den Fall, dass die Flächen unterhalb seines Hotels frei bleiben. Eine Kapelle möchte er errichten. Nach wie vor wolle er auch einen großen Komplex mit 90 barrierefreien Wohnungen anbauen – er beziffert die Investition auf sieben Millionen Euro.

Hotelbetreiberin Christina Polancec wäre schon froh, wenn sie wieder einen Restaurantsaal mit großer Küche hätte. Bislang arbeitet sie in einer provisorischen Küche, die Weihnachtsgäste wurden zuletzt im Hochzeitssaal bewirtet. „So klein weiterzumachen, ist auf Dauer schwierig.“