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„Tag der Architektur“Philipp Hillnhütter zeigt das Seven-Kino in Gummersbach

Lesezeit 3 Minuten

Das Seven im Steinmüllergelände von innen.

Gummersbach – „Im Grunde ist so ein Kino nur eine Halle“, sagt Philipp Hillnhütter. Es sei eine besondere Herausforderung, solch einen Bau attraktiv zu gestalten, denn es gebe zum Beispiel keine Fenster, die das Bauwerk gliedern könnten. Leitende Prinzipien waren für den Reichshofer Architekten die Offenheit zum Steinmüller-Gelände und die Gestaltung mit Licht.

Am 25. „Tag der Architektur“ hat Hillnhütter sein Bauwerk präsentiert. Der Schautag war in diesem Jahr nur ein Digitalangebot.

Kino öffnet wieder

Am Donnerstag, 16. Juli, will das Seven-Kino in Gummersbach nach der Corona-Pause wieder den Betrieb aufnehmen. Es soll Nachmittagsvorstellungen um 14.30 oder 15 Uhr und Abendfilme geben, mehr steht noch nicht fest. Auch nicht, welche Filme gezeigt werden. Zu den Infektionsschutzregeln gehört die Begrenzung der Zuschauerzahl auf 100 pro Saal. (tie)

Die Architektenkammer NRW lud ein zu virtuellen Besuchen in 180 Häusern. Ausgewählt wurden Bauten, die in den vergangenen fünf bis acht Jahren realisiert worden sind. Im Oberbergischen wurden drei Objekte vorgestellt: das Lindenforum, das Evangelische Pfarrheim in Marienberghausen und das Multiplexkino „Seven“ in Gummersbach – alle mit Fotos und Daten auf aknw.de. Für uns machte Architekt Philipp Hillnhütter eine Ausnahme und führte durch sein Kino auf dem Steinmüllergelände (für einen persönlichen Termin kann man sich anmelden unter info@hillnhuetter-architekten.de).

LED-Hinterleuchtung als wesentliches Element

„Ein Kino ist ein Lichtspielhaus“, sagt Hillnhütter mehrdeutig. So ist die Profilglasfassade mit ihrer farbigen LED-Hinterleuchtung ein wesentliches Element geworden. Das „Spiel“ geht weiter mit den zahllosen Hängeleuchten im Eingangsbereich, die farbliche Stimmungen erzeugen können. Das Foyer wird mit Tageslicht versorgt und wurde so weit ausgelegt, dass hier auch größere Veranstaltungen Platz haben, „kleine Messen oder Vorträge beispielsweise“. Der Teppichboden zeigt hier ein graues bis rotbuntes Pixelmuster und suggeriert den Piazza-Charakter. Er wurde vorab auf Popcornkrümel und Colaflecken getestet. In die Sitzlounges wurden Ladestationen für Handys eingelassen.

Offenheit herrscht auch gegenüber den Nachbarn: Die Halle 32 hat einen Lagerraum im Kino, eine Arztpraxis ist eingezogen und die Fachhochschule nutzt eines der sieben Kinos für Vorlesungen mit Multimediatechnik.

Offene Fassade, ausgeklügeltes Leuchtenkonzept: Philipp Hillnhütter hat sich bemüht, aus dem Zweckbau auf dem Steinmüllergelände einen architektonischen Hingucker zu machen.

Baustoff ist Sichtbeton, der im Innenbereich von einem Betonkosmetiker behandelt wurde – kleine und kleinste Schadstellen wurden beseitigt. Auch außen war Handarbeit im Spiel. Mit einem Schwamm wurde in Tupftechnik eine Beton-Struktur erzeugt, die Graffiti-Schäden minimieren soll.

Die sieben Kinos können bis zu 1200 Gäste unterhalten. Vom Clubkino bis zum Großraum sind sie mit modernster Technik ausgestattet. Highlight ist der Laserprojektor im Kino 7 und der Dolby-Atmos-Sound für den vollen 3D-Effekt: „Man meint, der Regen fällt von oben.“ Im roten D-Box-Surround-Sessel kann man die Action sogar fühlen. Bestuhlt wurden die Säle so, dass genug Beinfreiheit und freie Sicht über den Vordermann gewährleistet sind. Ein bisschen Luxus gibt es im Clubkino mit „Decliner-Sesseln“, in denen man fast liegen kann. Barrierefreiheit wurde auf beiden Stockwerken geschaffen. Die rollstuhlgerechten WCs sind sogar geschlechtergetrennt.

 Philipp Hillnhütter

Das Dach ist mit Solarzellen belegt, das Klima kommt aus Fernwärme und Fernkälte. Belüftungsgeräte stehen dicht gedrängt unterm Dach, damit sie nicht in den Himmel ragen. Ein Objektfunk-Kabel, dick wie ein Tau, durchzieht verdeckt den Komplex und sichert den Sprechfunk für die Feuerwehr. Den „Filmvorführer“ gibt es nicht mehr. Alle Filme könnte der Kinochef auch von zu Hause aus steuern.

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Hillnhütter hat bereits früher zusammen mit seinem Vater Ortwin Kinos gebaut. Das „Seven“ ist bislang sein größtes Objekt. Er weiß, worauf es ankommt. Die nächste Anfrage liegt bereits vor – ein Kino soll in Monheim errichtet werden. Sein Schwerpunkt ist für den Reichshofer aber die Region und hier die Altbausanierung und der Denkmalschutz. Sein Lieblingsfilm ist „Zurück in die Zukunft“ – natürlich Teil 1.