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Uneinigkeit seit zwei JahrenSo steht es um die Wipperfürther Villa Sander

Lesezeit 4 Minuten

Unter Denkmalschutz gestellt ist die Villa Sander.

  1. Das Ringen um das Schicksal der Villa Sander in Wipperfürth nimmt auch nach zwei Jahren kein Ende.
  2. Die Eugen-Wolfrich-Kersting-Stiftung (EWK) will ein Hospiz auf dem Grundstück der inzwischen denkmalgeschützten Villa bauen.
  3. Ein Plan, der auch von der Stadt und der Politik ausdrücklich unterstützt wird. Doch Stiftung, Stadtverwaltung und Politik streiten sich seit Jahren um die Umsetzung. Ein aktueller Stand und Überblick.

Wipperfürth – Es soll ein Ort werden, an dem todkranke und sterbende Menschen in Würde bis zuletzt leben können. Gut drei Jahre ist es her, dass die Eugen-Wolfrich-Kersting-Stiftung (EWK) ihre Pläne für ein Hospiz an der Gaulstraße 55, auf dem Grundstück der Villa Sandner, erstmals der Öffentlichkeit vorstellte. Ein Plan, der auch von der Stadt und der Politik ausdrücklich unterstützt wird. Doch Stiftung, Stadtverwaltung und Politik streiten sich seit Jahren um die Umsetzung.

Darum geht es genau

Nachdem die Politik Planungsrecht geschaffen hatte, reichte die Stiftung im Frühsommer 2018, zur großen Überraschung, einen Abrissantrag für die Villa ein. Die Stadt sah keine Möglichkeit, dies zu verwehren. Da schaltete sich das LVR-Amt für Denkmalpflege ein, die Stadt zog die unterschriebene, aber noch nicht erteilte Abrissgenehmigung wieder zurück. Im Herbst 2018 wurde die Villa Sandner unter Denkmalschutz gestellt. Die EWK-Stiftung klagte dagegen, die Klage wurde abgewiesen.

Am 11. August haben sich Vertreter der Stiftung vor Ort mit Dr. Klaus Thiel vom LVR-Akt für Denkmalpflege getroffen, für die Stadt Wipperfürth nahmen Beigeordneter Dirk Kremer und Stadtplanerin Katharina Tholen, auch zuständig für die Untere Denkmalbehörde, teil.

Das sagt die EWK-Stiftung

„Vorstand und Kuratorium sind sehr dankbar für das konstruktive Gespräch mit dem LVR und die daraus resultierenden Ideen, Unterstützungsempfehlungen und die in Aussicht gestellten Möglichkeiten . . . Die EWK-Stiftung hätte sich auch von städtischer Seite eine ebenso fruchtbare und förderliche Mitwirkung gewünscht“, so die EWK-Stiftung. Es sei allein der intensiven Mitwirkung des LVR zu verdanken, dass nun eine Überplanung zum Hospiz-Projekt erfolgen könne.

Hermann Förster, Vorstand EWK-Stiftung

Hermann Förster, seit 2019 Vorsitzender des Vorstands der EWK-Stiftung, hat in zwei Mails auf Fragen unserer Zeitung geantwortet. In den Schreiben werden schwere Vorwürfe an die Stadt erhoben. Die Verwaltung mache irreführende, rufschädigende Angaben zum Planungsstand, liefere „sinnwidrige, mehrdeutige Darstellungen“ und gebe Fehlinformationen heraus. Die Stadt habe das Hospiz schon einmal verhindert. Und weiter: „Vorstand und Kuratorium begrüßen es sehr, dass nach dem zweiten Ortstermin nun auch die Stadtverwaltung die besprochenen Empfehlungen und die in Aussicht gestellten Möglichkeiten positiv auffasst.“ Die von der EWK beauftragten Fachplaner hätten unmittelbar nach dem Ortstermin die Möglichkeiten konkretisiert und angepasst.

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Fragen zur Finanzierung des Hospizes und dem aktuellen Planungsstand könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten, so Förster. Es handele sich um sensible Informationen, deren jetzige Veröffentlichung das Projekt gefährden könnten.

Das sagt die Stadt

„Wir haben von dem Treffen am 11. August mehr erwartet“, sagt Bürgermeister Michael von Rekowski. Das Gespräch habe ohne ein klares Ergebnis geendet, die EWK-Stiftung habe immer noch keine neuen Pläne vorgelegt.

Michael von Rekowski, Bürgermeister

Man sei weiterhin in der Abstimmung, erklärt Dirk Kremer. Die EWK-Stiftung wolle von der Stadt wissen, was konkret möglich sei. Doch ohne neue Planung fehle die Grundlage. Die bisher vorlegte Planung sei nicht umsetzbar. „Wir brauchen eine Entwurfsplanung, um zu beurteilen, inwieweit das Denkmal beeinträchtigt wird“, so Kremer. Zugleich drängt die Stadt darauf, die Zählerstände im Keller der Villa erfassen zu können – um kontrollieren zu können, ob das Gebäude auch beheizt wird. „Beim Treffen am 11. August fehlte der Kellerschlüssel“, so Kremer. Auch in dieser Frage stimme man sich mit der Oberen Denkmalschutzbehörde ab.

Das sagt der Denkmalschutz

Als Referent beim LVR-Amt für Denkmalpflege ist Dr. Klaus Thiel für rund 7500 geschützte Gebäude zuständig – in Oberberg, Remscheid und Wuppertal.

Dr. Klaus Thiel, LVR-Amt für Denkmalpflege

„Wir beraten in allen Dingen, die Baudenkmäler betreffen“, so Thiel. Und die Villa Sandner sei ganz eindeutig ein solches Baudenkmal. Die Herausforderung sei, wie man die Villa vor Ort erhalten und mit der Nutzung als Hospiz in Einklang bringen könne. Die Stadt Wipperfürth leiste als Untere Denkmalbehörde hier eine sehr gute Arbeit, sie sei sehr sachlich vorgegangen, betonte Thiel.

Nach seiner Einschätzung könne das bestehende Gebäude, dass in einem sehr guten Zustand sei, einen Anbau vertragen. „Es geht alles, wenn man will.“ Dabei könnten auch Fördermöglichkeiten, die das Land NRW anbiete, und die bis zu 50 Prozent fördern würden, helfen. „Aufgrund der beabsichtigen Nutzung als Hospiz würde ich die Aussichten als sehr gut einschätzen“, so Thiel. „Ein Hospiz in einer denkmalgeschützten Villa kann ein Referenzobjekt sein.“ Thiel ist optimistisch, dass am Ende eine einvernehmliche Lösung gefunden wird.

So geht es weiter

Im Dezember wollen sich EWK-Stiftung, Stadt und LVR erneut zusammensetzen. Die Frage ist, ob die EKW dann neue Pläne vorlegen wird. Und ob die Stiftung Deutsche Krebshilfe, die Hans Hermann Voss-Stiftung und die Bruno und Helene Jöster Stiftung das geplante Hospiz weiterhin unterstützen wollen.