Vertrag mit Caterer gekündigtIm Wipperfürther EvB-Gymnasium bleibt die Küche kalt
Wipperfürth – Die Möglichkeit zur gemeinsamen Einnahme eines gesunden Mittagessens im neuen EvB-Bistro gehört zum pädagogischen Gesamtkonzept. Mit diesem Satz hat das Rathaus im September 2019 die nagelneue Mensa an der Lüdenscheider Straße vorgestellt. Nimmt man die Verwaltung beim Wort, dann hinkt das beschworene Konzept des Städtischen Engelbert-von-Berg-Gymnasiums aktuell.
Das ist passiert
In dem 3,4 Millionen Euro teuren Neubau bleibt die Küche seit Ende der Sommerferien kalt. Es gibt derzeit kein Catering. Die Gymnasiasten sind auf prall gefüllte Brotdosen angewiesen oder müssen in die Innenstadt, um in eine warme Mahlzeit zu investieren. Seit der Einführung des sogenannten gebundenen Ganztags büffeln die Unter- und Mittelstufenschüler bis zu dreimal pro Woche über Mittag, die Oberstufenschüler auch noch häufiger.
Das sagt die Schule
Intern rechnet das Gymnasium nach Informationen unserer Zeitung nicht mehr damit, dass in diesem Jahr noch serviert wird. Öffentlich will sie den Zustand allerdings nicht kommentieren. Schulleiter Erhard Seifert verweist auf die Verantwortlichkeit der Stadtverwaltung.
Das sagt die Stadt
Stadtsprecherin Sonja Puschmann bestätigt die Kündigung des bisherigen Essenslieferanten zum letzten Unterrichtstag vor den Sommerferien. Das Catering werde nun europaweit ausgeschrieben. Bis ein neuer Auftragnehmer seine Arbeit aufnehmen könne, werde es nach aktueller Einschätzung der Stadt allerdings bis zum Jahresbeginn 2022 dauern, so Puschmann.
Das sagen die Eltern
„Die aktuelle Situation ist unbefriedigend, denn eine Ganztagsschule braucht ein Mittagsangebot“, findet Karin Wroblowski. Die Hückeswagenerin hatte im vergangenen Schuljahr den Vorsitz der EvB-Schulpflegschaft inne und kandidiert in diesen Tagen erneut für das Amt. Die Wahl soll in Kürze stattfinden.
Wroblowski berichtet von derzeit zahlreichen Anfragen der Eltern, was beim Thema Mensa denn nun Sache sei. Als „großes Plus“ wertet die designierte Vorsitzende das EvB-Schulcafé im Foyer, in dem sich zu den Pausenzeiten einige Mütter engagieren. „Unser Café ist hervorragend aufgestellt und kann sicher einiges kompensieren“, so Wroblowski. Ein vollwertiger Ersatz könne es allerdings nicht sein.
Das sagt der Caterer
Bis zum letzten Schultag vor den großen Ferien versorgte ein großer Caterer aus dem Rheinisch-Bergischen die EvBler. „Allerdings haben wir die Stadt frühzeitig darauf hingewiesen, dass wir diese Aufgabe nach dem Sommer nicht mehr stemmen können“, betont Vertriebsleiter Markus Grimberg auf BLZ-Nachfrage. Als Gründe nennt er den Personalmangel infolge der Corona-Pandemie. Tatsächlich gab es während der Lockdowns der vergangenen zwei Jahren monatelange Schließungen der Mensa, weil die Schüler zu Hause blieben. „Niemand kann mir garantieren wie lange die Schulen diesmal geöffnet bleiben“, beschreibt Grimberg die Unsicherheit bei der Planung. Von den vier am EvB für die Essensausgabe und den Spüldienst eingesetzten Mitarbeitern hätten inzwischen drei gekündigt und sich neue Jobs gesucht.
Das könnte Sie auch interessieren:
Was passiert mit den Guthaben der Schüler?
Die Jugendlichen hatten die Möglichkeit, ihr Menü mittels einer Chipkarte zu bezahlen, auf die ihre Eltern ein Guthaben einzahlten. Mit der Schulleitung sei vereinbart, dass dieses Geld zunächst nicht zurückgezahlt werde, berichtet Grimberg. Denn es sei möglich, dass ein Unternehmen die Ausschreibung gewinne, das nur das Personal stelle, das Essen aber weiter aus der Küche des früheren Caterers beziehe. In diesem Fall würde sich an der Bezahlung nichts ändern, die Guthaben blieben. Aber: „An dem Tag, an dem uns die Stadt mitteilt, dass wir endgültig raus sind, werden wir die Erstattung einleiten“, verspricht Grimberg.
Welche Ideen gibt es für den Übergang?
Die Stadt arbeite „mit Hochdruck an einem Alternativangebot in der Mensa“, erklärt Puschmann. Wie die Pläne aussehen und wer der Betreiber sein könnte, will sie nicht verraten.
Der frühere Caterer versichert, dass es seinem Unternehmen nicht am Willen zur weiteren Zusammenarbeit fehle. „Wir kochen täglich etwa 10 000 Mahlzeiten, da fällt das EvB-Gymnasiium nicht ins Gewicht.“ Außerdem bediene das Unternehmen zwei Kindergärten in der Stadt, dazu weitere Einrichtungen in Hückeswagen. „Der Fahrer rollt mit dem Essen ohnehin durch Wipperfürth. Wenn die Stadt morgen bestellt, liefern wir übermorgen – es fehlt das Personal für die Ausgabe am EvB“, so Grimberg. Innerhalb der Elternschaft wird inzwischen beraten, ob man diesen Dienst nicht übernehmen könnte.
Bei der Schulpflegschaftssitzung am morgigen Dienstag steht die Mensa jedenfalls auf der Tagesordnung. Über die erforderlichen Gesundheitszeugnisse verfügten zumindest die Frauen aus dem Schul-Café, erklärt Karin Wroblowski, die die Idee mit Blick auf die Berufstätigkeit der allermeisten Mütter und Väter trotzdem für „illusorisch“ hält. Denn dann bräuchte man noch mehr Helfer als für den reinen Betrieb des Schul-Cafés. Allerdings, das schiebt die Hückeswagenerin nach, seien manche Eltern derart stark engagiert, dass eine Überraschung nach der Sitzung nicht auszuschließen sei. „Womöglich nehmen wir die Mensa vorübergehend doch selbst in die Hand.