VfL GummersbachKapitän Becker über die Zeit ohne Spiel- und Trainingsbetrieb
Gummersbach – Seit drei Wochen haben die Handballer des VfL Gummersbach kein Training mehr. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus stellte der Zweitligist am 17. März seinen Trainingsbetrieb ein. „Es fehlt das Miteinander, das Training und der Austausch mit den Mitspielern und den Trainern “, sagt VfL-Kapitän Alexander Becker. Handball mache nun mal sein Leben aus.
Freie Zeit fällt Spielern schwer
Dazu kommt die Unsicherheit, ob und wann es mit dem Spielbetrieb weitergeht. Es sei eben nötig, zu Hause zu bleiben, um die Ausbreitung des Virus zu bekämpfen, sagt der 28-Jährige, der seine sechste Saison beim VfL spielt. Auch ohne feste Trainingseinheiten gehe es darum, sich individuell fit zu halten und am athletischen Level zu arbeiten. „Wir haben das Glück, im Bergischen zu leben und können nach draußen gehen“, sagt der Handballer. Man müsse einfach das Beste aus der Situation machen.
Natürlich falle es manchmal schwer, fügt er hinzu. In der Saison freue man sich ja schon auf drei oder vier freie Tage, aber die jetzige Situation sei eben eine andere. Dabei haben die Gummersbacher Spieler viel Kontakt untereinander, vor allem als es in den vergangenen Tagen um die Verhandlungen um die Kurzarbeit ging. „Da haben wir viel kommuniziert, natürlich auch mit unserem Geschäftsführer Christoph Schindler“, berichtet Becker, der als Kapitän dem Mannschaftsrat angehört. Über die verschiedenen Medien sei es kein Problem, in Kontakt zu bleiben und sich privat auszutauschen. „Wir haben mit Janko Bozovic und Tin Kontrec zwei frischgebackene Väter in unseren Reihen“, erzählt der 28-Jährige.
Becker kocht jetzt mehr
Obwohl er den Verein im Sommer verlässt, sei es eine Selbstverständlichkeit gewesen, den Gehaltseinbußen zuzustimmen, sagt Alexander Becker. „Wer in der momentanen Situation nicht zu so etwas bereit ist, den kann ich nicht verstehen.“
Osteraktion
Der VfL Gummersbach sammelt Ostereier und Leckereien für die Oberbergische Tafel und lädt seine Fans ein, am morgigen Dienstag, 7. April, 9 bis 14 Uhr, an der VfL-Geschäftsstelle bunt bemalte Ostereier und andere osterübliche Leckereien für die Tafel abzugeben. Diese werden am Mittwoch bei einer Sonderausgabe der Tafel an Bedürftige verteilt. Daran beteiligen sich auch Mitarbeiter der VfL-Geschäftsstelle. „Wir freuen uns sehr über diese zusätzliche Unterstützung unserer Tafel und sind uns sicher, dass die Osterleckereien eine wunderbare Ergänzung zu unserem grundlegenden Sortiment sind“, so Ulrich Pfeiffer, Vorsitzender der Oberbergischen Tafel, der alle Spender darum bittet, Ostereier in einer entsprechend eiergerechten Verpackung abzugeben. (r)
Nach drei Wochen habe er sich an das eingeschränkte Leben gewöhnt, führt der Handballer weiter aus, dass er schon den Eindruck habe, dass die Menschen kreativer würden. Er selbst koche gerne und habe nun Zeit, das für sich und seine Freundin zu tun. Dazu kommen lange Telefonate mit Freunden. Selbst den alten Super Nintendo habe er wieder herausgeholt.
Becker verlässt den VfL
Auch wenn der Handball ruht, seinem zweiten beruflichen Standbein geht er weiterhin nach. Der Kreisläufer und Abwehrchef macht im Wipperfürther Autohaus Bergland eine Ausbildung zum Automobilkaufmann, die er eigentlich Ende April abschließen wollte. Doch die Prüfungen sind auf Juni verschoben. „Im Autohaus arbeiten wir unter strengen Auflagen“, erzählt Becker: Man müsse sich gut schützen, dann schütze man auch andere.
Zur neuen Saison wechselt der 28-Jährige zu Eintracht Hagen in die Dritte Liga. Der VfL Gummersbach hatte die Option gezogen, die den Vertrag mit dem Handballer, der in der laufenden Saison zu den wichtigsten Spielern gehört, ein Jahr früher als geplant beendete. „Es war eine Entscheidung aus wirtschaftlichen Erwägungen“, sagt Becker. Tin Kontrec habe noch ein Jahr Vertrag und gleichzeitig habe man mit dem jungen Jonas Stüber verlängert.
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„Hagen hat sich sehr um mich bemüht und mir zudem eine berufliche Perspektive über den Handball hinaus geboten“, erklärt der 28-Jährige seinen Wechsel in die Dritte Liga. Dort steht Hagen mit deutlichem Abstand auf Tabellenführer Wilhelmshaven auf Platz zwei. In Hagen hat Becker einen Vierjahresvertrag unterschrieben. Er bekomme viel Verantwortung und wolle daran mitarbeiten, dass Hagen sich entwickle und das bedeute schon in der nächsten Saison in die Zweite Liga aufzusteigen. „Dazu kommen die beruflichen Möglichkeiten, die mir geboten werden, denn als Handballer hat man ja nach seiner Karriere nicht ausgesorgt“, blickt er voraus.
„In dieser Zeit muss jeder Opfer bringen“
Zur Saison 2014/15 war der gebürtige Mannheimer nach Gummersbach gekommen und bleibt mit dem Wechsel nach Hagen jetzt im Bergischen. „Ich habe mich hier immer wohlgefühlt“, sagt er und blickt auch schon ein bisschen in die nächste Saison, wenn er mit Hagen in der Dritten Liga in der Schwalbe-Arena auf die VfL-Reserve treffen wird. „Das ist jetzt schon ein komisches Gefühl.“
Doch noch steht wegen der Einschränkungen durch den Coronavirus aus, ob Alexander Becker überhaupt noch ein Spiel für den VfL Gummersbach bestreiten wird. „Das habe ich mir sicher anders vorgestellt, aber in dieser Zeit muss jeder Opfer bringen“, sagt er und hofft, dass es eine Abschluss geben wird.