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Geburtstag mit tierischen GästenWaldbröls Vieh- und Krammarkt wird 170 Jahre alt

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Das Markttreiben ist jetzt 170 Jahre alt. Am gestrigen Donnerstag gab es noch einen gewöhnlichen Markt

Waldbröl – Der Mann am Telefon möchte wissen, ob der Händler mit dem Federvieh kommt. „Wir brauchen dringend neue Hühner“, sagt er. „Denn die alten haben wir schon aufgegessen.“ Wie ernst diese Anfrage gemeint war, das weiß auch Theo Schüller nicht so recht. Als Geschäftsführer von „Wir für Waldbröl“ ist er zwar erst seit etwas mehr als einem Jahr Teil des Vieh- und Krammarktes und dessen langer Geschichte, doch hat der 64-Jährige selbst in dieser kurzen Zeit schon viel erlebt. „Leider auch Corona“, klagt Schüller.

Der nächste aber soll an alte Zeiten erinnern, als lebende Tiere angeboten wurden.

In diesem Jahr wird der Markt in Waldbröls Mitte 170 Jahre alt. Natürlich sei dies kein waschechtes Jubiläum, räumt Schüller ein. „Aber weil die Menschen zuletzt nicht viel Grund zur Freude hatten, wollen wir ihnen etwas bieten, das ein bisschen festlich wirkt.“ Will sagen: Ein großes Fest gibt es nicht, aber wenigstens etliche Aktionen, wenn der nächste Markt am Donnerstag, 21. Oktober, um 8 Uhr eröffnet.

1860 kam schließlich auch der Kram dazu

Und der gerät zu einem tierischen Spektakel, denn nicht nur junge Ferkel werden durch ein Gehege purzeln: Denn so wie Anno dazumal sind dann in der Markthalle und ringsherum kleinere und diesmal auch etliche größere Tiere zu sehen. Schüller zählt auf: „Kalb und Kälbchen, ein paar Esel und Ponys, dazu Ziegen und Schafe verschiedener Rassen.“ Aber damit nicht genug. Günter Härting, Markturgestein und Marktmeister seit dem Jahr 1983, setzt noch einen drauf: „Der Waldbröler Kaninchenzuchtverein R 369 stellt eine Schau auf die Beine.“

Der nächste aber soll an alte Zeiten erinnern, als lebende Tiere angeboten wurden.

Damit möchte „Wir für Waldbröl“, seit 2006 Gastgeber des Marktes, an die Tradition des Geschehens entlang der Hochstraße und auf dem Marktplatz erinnern: Am 16. Oktober 1850 gestattet die preußische Bezirksregierung dem damaligen Landrat des Kreises Waldbröl, Oscar Danzier, zweimal im Jahr einen Viehmarkt abzuhalten. Der erste findet am 1. Mai 1851 satt – an einem Donnerstag übrigens, das ist auch heute noch der traditionelle Markttag.

Kram gesellte sich hinzu

„Damit kam man den jüdischen Händlern entgegen, damit diese von Freitagabend an den Sabbat begehen konnten“, erklärt Theo Schüller. Und 1860 gesellt sich der Kram hinzu: Das sind Dinge, die das Leben auf dem Land leichter und auch schöner machen. Heute zählt der Markt zwischen 100 und 150 Händler, in Spitzenzeiten hat er 20 000 Schaulustige gelockt. „Das ist nun leider nicht mehr so, nicht nur wegen Corona“, bedauert Schüller.

Zum 170-jährigen Bestehen hat „Wir für Waldbröl“ eine große Tombola organisiert, deren Hauptgewinn eine Fahrt über das Bergische Land in einem barrierefreien Ballon ist. Spendiert hat diese der Naturpark Bergisches Land. Dafür werden 2500 Lose verkauft, die letzten sollen am nächsten Markttag den Besitzer wechseln. „Die Unterstützung durch Institutionen, Geschäftsleute und Unternehmen aus der Region ist großartig“, freut sich Theo Schüller auch darüber, dass es mehr als 60 Preise gibt. Und als ein Anrufer aus Lindlar wissen möchte, ob’s Reibekuchen gibt, hilft Schüller gern: „Klar gibt es die – bei kalten Wetter kenne ich nichts Besseres als heiße Reibekuchen.“