Die Waldbröler SPD formuliert neue Ideen für das mächtige Nazi-Bauwerk am Stadtrand – ein Park für alle Generationen im Schatten der Bäume.
FriedensmauerAn diesem Nazi-Bauwerk in Waldbröl könnte ein Fitness-Park entstehen
Ideen für die Friedensmauer hat es schon viele gegeben, immer wieder gibt es Vorstöße, das mächtige Nazi-Bauwerk oberhalb der Stadtmitte Waldbröls zu nutzen – auch für den Tourismus. Jetzt ist es die Fraktion der SPD, die Vorschläge für diese mehr als 700 Meter lange Mauer formuliert und jetzt dem Ausschuss für Kultur und Tourismus des Stadtrats vorgestellt hat – oder vielmehr für das üppige Grünland entlang der Straße „Auf der Kirchenhecke“, wie die Fahrbahn auf der Friedensmauer offiziell heißt.
„Die Straße müsste dafür aber verschoben werden“, erklärt Wastl Roth-Seefrid. Denn der Verkehr brauche mehr Platz, vor allem der auf zwei und vier Beinen sowie der auf zwei Rädern, dafür seien heute nicht ohne guten Grund Breiten zwischen zweieinhalb und drei Metern vorgesehen. „Die Situation dort ist sehr gefährlich – und Aufenthaltsqualität gibt es da keine“, führt der Schönenbacher aus.
Waldbröl: Park für alle Generationen
Dennoch ist das graue Bauwerk längst ein beliebtes Ziel für Ausflüge, liegt es doch am Panoramasteig ebenso wie an einer Route der Radregion Rheinland, zudem offenbart es weite Blicke auf die Marktstadt mit ihrer markanten Kirchturm-Silhouette und ein breites Panorama.
Dieses wollen die Sozialdemokraten auch Waldbröls Gästen nicht vorenthalten: Drei Stellplätze für Reisemobile sind in den ersten Skizzen der SPD enthalten. „Der gesamte Bereich muss natürlich barrierefrei gestaltet sein, damit dort auch Menschen im Rollstuhl oder mit dem Rollator vorwärtskommen“, schildert Roth-Seefrid.
Den Wald entlang der Straße versteht er als Park für alle Generationen, in dem etwa Outdoor-Fitnessgeräte Platz finden könnten. „Schatten spenden die Bäume auf jeden Fall genügend.“
Geschichte des Bauwerks darf nicht vergessen werden
Keinesfalls vergessen wolle er die düstere Geschichte dieses Bauwerks. Einst wollten die Nazis dort oben eine Kreisburg errichten, mit Eliteschule, Theater und Traktorenwerk. Die Mauer war Teil des Fundaments, von den Anfängen dieser Nazi-Feste stehen heute nur noch die Treppenstümpfe im dichten Grün.
Roth-Seefrid: „Also müsste es Hinweise geben zur Geschichte.“ Und nehme man die geografische Situation hinzu, so könne Waldbröl Programme der Regionale 2025 anzapfen, um für ein solches Projekt dann auch Förderungen zu bekommen.
Große Pläne, doch bis jetzt nur Tempo 30 umgesetzt
Im Frühjahr 2015 war es die CDU um die im Mai 2018 verstorbene Stadtverordnete Annette Tillmann, die eine touristische Nutzung der Mauer anstoßen wollte – zumal diese in der Nachbarschaft des (damals noch nicht eröffneten) Naturerlebnisparks Panarbora steht.
Hinweisschilder auf Historisches und Gegenwärtiges, eingelassen in den kargen Mauersims, Fahrradstreifen entlang des Mauerwerks und die Einrichtung von Aussichtspunkten, das war das Konzept, das diesen unwirtlichen Ort einladender, freundlicher machen sollte. Ein Hochzeitswald schwebte Anwohnern und Christdemokraten ebenso vor, auch gefielen ihnen Ruhebänke und ein Grillplatz.
Nichts davon kam bisher, immerhin eingerichtet worden ist Tempo 30. Auch wurden Aufpflasterungen vorgenommen, um den Verkehr zu bremsen – vor allem nächtliche Motorradrennen hatten an den Nerven der Nachbarn gezehrt. Heute ist es dort deutlich ruhiger als früher.
In der Sitzung des Ausschusses stießen die Pläne der SPD auf Wohlwollen, auch von Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber: „Die Mauer ist ein Alleinstellungsmerkmal, das Gelände wichtig für die Stadt.“ Es sei ein Schnittpunkt, an dem historische Zusammenhänge fassbar würden. Weil auch die anderen Ratsfraktionen Ideen dafür haben, soll das Projekt bis Juni weiterentwickelt und dann im Bauausschuss diskutiert werden.
Historische Häuser als Rubrik der städtischen Internetpräsenz
Die Petition „Nein zu einer ges(ch)ichtslosen Stadt“ von Susanne Schneider-Jacobs und Joachim Jacobs zum Erhalt historischer Häuser in Waldbröl findet großen Zuspruch, das berichtete das Rossenbacher Ehepaar jetzt dem Ausschuss für Kultur und Tourismus. Und auch die Stadtspitze will diese – im Rahmen ihrer engen Möglichkeiten – unterstützen, zum Beispiel mit einer Rubrik auf den städtischen Internetseiten. Mehr aber sei der Verwaltung kaum möglich, betonte Bürgermeisterin Larissa Weber, „auch wenn es auch uns wehtut“.
Ratsherr Wastl Roth-Seefrid forderte die Stadt auf, mit gutem Beispiel gegen den Abbruch alter Häuser voranzugehen und dafür auf den Verkauf des alten Petz-Marktes und der Böker-Villa, die bis 2006 eine Außenstelle des Amtes für Agrarordnung beherbergte, zu verzichten.