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Merkur-GeländePläne für Waldbröl sind vorerst auf Eis gelegt

Lesezeit 3 Minuten
Das frühere Merkur-Gelände mitten in Waldbröl am 15. August: Zurzeit dient die etwa 12.000 Quadratmeter große Brache als Lagerplatz für Baumaterial.

Die Pläne für eine Bebauung des früheren Merkur-Geländes in Waldbröl sind vorerst auf Eis gelegt. Bauen will die Stadt aber trotzdem so schnell wie möglich: Der Grünzug Ost soll anlegt werden.

Obwohl der Investor seine Pläne für das Merkur-Gelände auf Eis gelegt hat, will die Stadt Waldbröl selbst bauen und den Grünzug Ost anlegen.

Noch in diesem Jahr sollen die Aufträge geschrieben werden, die Bauarbeiten danach so schnell wie möglich starten. Allerdings: Auf dem früheren Merkur-Gelände in der Stadtmitte von Waldbröl werden vorerst weder das geplante Hotel, noch der neue Stadtplatz oder die Wohn- und Geschäftshäuser ringsherum errichtet. Diese Pläne liegen auf Eis. Die Gummersbacher Investorengemeinschaft KPBAG hat der Stadtverwaltung mitgeteilt, dass ein Bauprojekt dieser Größenordnung in diesem Jahr nicht zu stemmen sei.

Würden wir dennoch bauen, müssten wir Nutzungsentgelte, zum Beispiel für die Mieten, und Quadratmeterpreise berechnen, die sich am Ende niemand leisten will oder kann
Investor Volker Müller

Als Grund nennt Geschäftsführer Volker Müller die rasant gestiegenen Kosten an sich und die Zinsen. „Würden wir dennoch bauen, müssten wir Nutzungsentgelte, zum Beispiel für die Mieten, und Quadratmeterpreise berechnen, die sich am Ende niemand leisten will oder kann.“ Dasselbe gelte für die Übernachtungspreise im Hotel, daher habe sich auch der Geschäftsmann Christopher Koch als Betreiber der Herberge aus dem Vorhaben zurückgezogen, die KPBAG halte Ausschau nach einem neuen Hotelier. „Uns allen sind die Kosten davongeschossen, der Immobilienmarkt und die Wohnungswirtschaft sind gerade tot“, sagt Müller und betont: „Das Projekt Waldbröl ist für uns aber weiterhin interessant – wir verschieben es bloß, um den Markt zu beobachten.“ Schon für die nahe Zukunft rechne er mit einer Konsolidierung des Bausektors und mit einem Abflachen der Baupreise, ergänzt der Architekt.

Ende April 2021 hatte Volker Müller als einziger Investor seine Pläne für die neue Mitte der Marktstadt vorgestellt und im Mai dann aus der Politik den Zuschlag erhalten. Geplant war der Baubeginn damals für die zweite Hälfte des vergangenen Jahres. Zwei Häuser mit drei und vier Geschossen, hellen Fassaden und viel Glas sind entlang der Kaiserstraße geplant. Das größere der beiden soll ein Hotel der Kategorie „Drei Sterne plus“ mit 48 Zimmern ebenso beherbergen wie ein Restaurant.

Das letzte Wort hat die Waldbröler Stadtpolitik in den Gremien

Gegenüber, also an der Bahnhofstraße, ist der dritte Neubau, ebenfalls mit Wohn- und Ladenlokalen, geplant. Verantwortlich dafür wiederum ist der Waldbröler Mehmet Ümit, die sein Projekt aber ebenso zurückgestellt habe wie die KPBAG, berichtet Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber. „Die bestehende Planung aber ist die Grundlage für jeden weiteren Schritt, sie bleibt.“ Losgehen soll es nun aber trotzdem auf dem rund 12.000 Quadratmeter großen Gelände: „Und zwar mit dem Grünzug Ost.“

Erste Entscheidungen soll der zuständige Arbeitskreis bereits in seiner Sitzung am 6. September treffen, bevor die Planung in die politischen Gremien geht. „Auch da bekommen wir es mit gestiegenen Kosten zu tun“, sagt Weber. „Am Ende entscheidet die Politik, ob sie die neuen Kosten akzeptiert – ebenso entscheidet sie darüber, welche Materialien etwa verbaut werden sollen.“ Sie hoffe, dass sie Geld für den Grünzug aus dem Budget für den geplanten Stadtplatz abzwacken könne, da der vorerst nicht gebaut werde.

Geplant sind ein insgesamt mehr als 720 Meter langer City-Radweg mit der komfortablen Breite von vier Metern, dessen Trasse vom Sportzentrum an der Talstraße durch die Stadtmitte bis an die Otto-Eichhorn-Straße führt, das Merkur-Gelände also einbindet und an der Friedenstraße an eine der fünf Mobilstationen andockt, eine Parkour-Strecke, ein Spielplatz und Wasserläufe. Der Stadtplatz soll dagegen Sitzstufen wie in einem Freilufttheater und eine Eventfläche erhalten. „Den können wir aber nur anlegen, wenn wir einen Investor haben, der zuvor die Tiefgarage darunter baut“, führt die Rathauschefin aus.