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Hoher BesuchPräses kommt zur Geburtstagsfeier der Kirche nach Waldbröl

Lesezeit 4 Minuten
Kirchengeburtstag mit Präses von links: Domonkos Altdorfer, Michael Braun, Dr. Thorsten Latzel, Larissa Weber, Jochen Gran, Dr. Sándor Károly Molnár

In Feierlaune (v.l.): der ungarische Konsul Domonkos Altdorfer, Superintendent Michael Braun, Präses Thosten Latzel, Bürgermeisterin Larissa Weber sowie die Waldbröler Pfarrer Jochen Gran und Sándor Molnár.

Der rheinische Präses Thorsten Latzel vergleicht in seiner Gastpredigt das Pfingstfest mit dem Eurovision Song Contest.

Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, hat in Waldbröl dazu aufgerufen, den Kontakt zu Nachbarn, Flüchtlingen und allen Hoffnungslosen zu suchen und ihnen mit Gottes Hilfe neue Kraft zu geben: „Pfingsten ist ein Powerfest, das zeigt, dass Gott uns in allem Schlamassel nicht alleine lässt.“

Zu Pfingsten feiern die christlichen Kirchen die Sendung des Geistes Gottes zu den Jüngern Jesu und somit den Geburtstag der Kirche selbst. Als Gast des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger sagte Latzel in seiner Predigt: „Ich liebe Pfingsten. Das ist Aufbruch und Empowerment.“ Das Fest sei geradezu „der ESC der ersten Christenheit“, schwärmte der oberste Geistliche der rheinischen Protestanten mit Blick auf den Schlagerwettbewerb vom vorhergehenden Wochenende. Dieser Geist sei in der jetzigen Zeit besonders notwendig.

Stadionatmosphäre machte sich auf einmal breit

Die modernen Kriegsschauplätze in der Ukraine und Israel verglich der Präses mit dem Schlachtfeld und seinen tausenden Toten in der Weissagung des Propheten Hesekiel: „In diesem Gefühl der Hoffnungslosigkeit bleibt nur Gott, um nicht zu verzweifeln.“ Latzel schilderte die Wiederbelebung der Skelette durch Hesekiel im Auftrag Gottes wie eine zweite Schöpfungsgeschichte: „Durch den Odem Gottes entsteht aus toter Materie neues Leben.“

Gleich darauf machte sich Stadionatmosphäre breit: Die Hymne des 1. FC Köln erklang. „Wir haben Grund, an Pfingsten begeistert zu sein“, sagte der Waldbröler Pfarrer Jochen Gran, und das sei ein Grund die Hymne zu singen. Diese hatten die Konfirmanden allerdings leicht verändert. Sie präsentierten ein Plakat „Mer stonn zo dir Jesus Christus“ und den entsprechend modifizierten Text in kölscher Mundart auf der Leinwand, den die Gläubigen freudig mitsangen. Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber sagte in ihrer Begrüßung: „Es ist uns eine besondere Ehre, Präses Dr. Latzel hier bei uns zu haben.“

Beim Pfingstgottesdienst das Gemeindelenen kennen lernen

Der Pfingstgottesdienst sei eine Gelegenheit, das Waldbröler Gemeindeleben kennenzulernen: „Unsere Kirche zeichnet sich dadurch aus, dass Nächstenliebe nicht nur gepredigt, sondern gelebt wird.“ Dabei denke sie nicht nur an den seelsorgerischen Bereich, sondern vor allem an den Verein „Miteinander unter dem Regenbogen“, der vielen Notleidenden helfe, und die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die das Gemeindeleben gestalten: „Ohne all diese Menschen wäre Waldbröl nicht so, wie wir es kennen.“ In einem Interview befragte Jochen Gran den Präses, ob ihn etwas mit dem Oberbergischen verbinde. Dessen Antwort: „Heimatgefühl – ich stamme aus Wittgenstein.“ Begeistert war Latzel von dem Empfang in der Stadt: „Wo sonst gibt es eine Bürgermeisterin, die so von ihrer Kirche schwärmt.“

An Gran gewandt erklärte er, dass ein wesentlicher Grund für seinen Besuch zu Pfingsten dessen baldiges Ausscheiden aus dem Amt sei: „Toll, was sie in 30 Jahren hier aufgebaut haben – ein grandioses Lebenswerk.“ Am Ende lud Pfarrer Gran den Gast aus Düsseldorf und alle anderen Gottesdienstbesucher zu Pfingstochsenschwanzsuppe und oberbergischer Kartoffelsuppe in das Gemeindehaus ein. Musikalisch begleitet wurde der Waldbröler Gottesdienst von Kantor Doo-Jin Park an der Orgel und am Flügel im Duo mit dem Reichshofer Trompeter Dr. Markus Müller sowie von dem Hermesdorfer Chor „Auftakt“ und der Band „Quatro“.


Kunst aus Ungarn

Der Pfingstgottesdienst war zugleich Abschluss der Ausstellung „Das Mysterium der Geburt Christi“, mit der das Budapester „Haus des Ungarntums“ acht Wochen lang in der Kirche zu Gast war. In einem Grußwort sagte der ungarische Konsul Domonkos Altdorfer, dass er dieses gelungene deutsch-ungarische Kulturprogramm in der jetzigen Zeit als besonders notwendig erachte: „Die gegenseitige Darstellung unserer kulturellen Werte soll als wichtige und stabile Basis unserer Beziehungen dienen.“ Die Ausstellung sei ein Paradebeispiel für fruchtbaren Kulturaustausch, sagte Altdorfer .

Ungarische Maler aus Siebenbürgen, der Wojwodina, Transkarpatien und dem Übermurgebiet hätten versucht, „das Unbegreifliche in Bildern zu ergreifen“. Beim Betrachten der Kunst und dem Nachdenken über das Undenkbare entstehe eine Verbindung zwischen ungarischen Künstlern und deutschen Kunstfreunden. Der ungarische Konsul dankte dem „Haus des Ungarntums“ und der Kirchengemeinde, dass sie diese Begegnung auf geistiger Ebene ermöglicht haben, insbesondere dem Waldbröler Pfarrer Sándor Károly Molnár, der ungarische Wurzeln hat und die Ausstellung koordinierte. Er sei zuversichtlich, dass weitere Ausstellungen folgen, die den hiesigen Menschen Ungarn mit seinen Schätzen näherbringen. (kup)