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Teil des GroßenEin Oberberger ist bei der Weltklimakonferenz in Ägypten dabei

Lesezeit 4 Minuten
Sven Harten aus Drinhausen steht vor dem Schild der COP27 in Ägypten.

Sven Harten ist derzeit in der ägyptischen Küstenstadt Sharm el-Sheich.

Sven Harten stellt in Scharm el-Scheich die Ergebnisse aus der internationalen Arbeit der Bundesrepublik im Klimaschutz vor. Neben der großen Bühne ist der Politikwissenschaftler mit seiner Familie in der Waldbröler Ortschaft Drinhausen sesshaft geworden.

Erst New Orleans, seit vergangenem Sonntag nun Scharm el-Scheich. Viel Schlaf bekommt Sven Harten in diesen Tagen nicht. „Geht aber, ich bin daran gewöhnt“, verrät der 44 Jahre alte Politikwissenschaftler. Gerade ist die 27. Klimakonferenz der Vereinten Nationen, die COP 27, in ihre zweite und letzte Woche gestartet, Harten ist in der ägyptischen Küstenstadt Sharm el-Sheich dabei. Zuvor hat er bereits die weltweit größte Fachtagung für Evaluierung in der amerikanischen Großstadt New Orleans hinter sich gebracht.

Privat aber mag es der gebürtige Wuppertaler beschaulich: 2018 hat er mit der Familie ein Haus gekauft in der Waldbröler Ortschaft Drinhausen und dieses ein Jahr später nach umfangreicher Sanierung bezogen. „Da passte einfach alles – das Haus gefiel uns, die Anbindung zu den Schulen ist super.“ Harten und seine Ehefrau Ellen Blommaert sind Eltern von zwei Kindern, sechs und 14 Jahre alt sind die beiden.

Sven Harten pendelt von Drinhausen nach Bonn

Von Drinhausen pendelt der Wissenschaftler nach Bonn – wenn er in Deutschland ist. In der früheren Hauptstadt steht der Schreibtisch, dort ist sein Büro. Sven Harten arbeitet als stellvertretender Direktor des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit und leitet das Kompetenzzentrum Methoden: Wenn die Bundesrepublik Geld für Projekte in Entwicklungsländern ausgibt, zum Beispiel im Klimaschutz, dann schauen Harten und sein Team den Regierenden genau auf die Finger, analysieren ihr Vorgehen, bewerten es, schreiben Studien, sprechen Empfehlungen aus, üben Kritik.

Auftraggeber ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. „Dafür sind wir eben beratend tätig – in etwa so wie das Robert-Koch-Institut für das Gesundheitsministerium des Bundes“, erklärt der Neu-Waldbröler. In Scharm el-Scheich bestreitet Harten jetzt Diskussionsrunden. Diese begleiten die eigentlichen Verhandlungen – „in der Hoffnung, dass wir schon an Ort und Stelle etwas bewirken können“, sagt Harten.

COP27: Harten stellt vor, was Deutschland im Klimaschutz gut macht

Vor Expertinnen und Experten aus aller Herren Länder zeigt er bei der COP 27 auf, was Deutschland in der internationalen Arbeit für den Klimaschutz und gegen den Klimawandel gut macht und was nicht. „2020 hat die Regierung beschlossen, vier Milliarden Euro in solche Vorhaben zu investieren“, schildert Harten. „Unser Institut untersucht, wohin diese Mittel gehen, wie sie verwendet werden und ob die Vorhaben zur Strategie des Ministeriums passen.“ Bisher sei das durchaus der Fall.

„Doch ist der Klimaschutz nur eines von vielen Feldern, auf denen wir aktiv sind.“ Studiert hat er etwa an der School of Economics in London, zu früheren Arbeitgebern gehören die Weltbank und die Europäische Kommission. In den vergangenen Jahrzehnten ist Sven Harten nicht nur viel gereist, sondern auch oft umgezogen. Gelebt hat er in vielen Ländern, die heute im Fokus seiner Arbeit sind – darunter Kenia, der Senegal, Bolivien und Peru. „Die Erfahrungen von dort sind für meine Tätigkeit sehr, sehr wertvoll“, betont Harten und ergänzt: „Aber in Drinhausen sind wir endlich sesshaft geworden.“ Dort hat Ehefrau Ellen Blommaert einen Hof mit Permakultur aufgebaut, sie bietet Sprachferien für Kinder ebenso an wie Waldbaden, auch tummeln sich vier Alpakas auf den Weiden.

Was aber reizt den Wissenschaftler an seiner Arbeit? Da sei er ein Idealist, verrät Harten. „Ein Reiz ist tatsächlich, dass ich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, Dinge besser zu machen, vor allem in der Zusammenarbeit mit deutlich ärmeren Ländern. Und auch dafür sorgen kann, dass unsere Steuern sinnvoll ausgegeben werden.“ Das verstehe er auch als Auftrag, seinen Kindern eine bessere Welt zu hinterlassen. Und dazu passe auch das anstehende Projekt.

Hat Sven Harten Ägypten verlassen, erwartet ihn in Bonn die Arbeit an einer neuen Studie. Diese soll aufdecken, wie effektiv die internationale Entwicklungsarbeit auf die Reduzierung von Treibhausgasen wirkt. „Bisher gab es dazu noch keine Analyse“, sagt Harten und nennt ein Beispiel: „Grüne Energien in Afrika zu fördern ist richtig und wichtig. Aber die Menschen müssen dort auch Zugang zu diesen Energien bekommen – und diese müssen bezahlbar sein.“