Im Interview erinnert sich die 29-Jährige aus Waldbröl an Tennisstunden, zu denen die Klienten Bodyguards mitbrachten.
Oberbergerin auf TourTennis-Ass Nicole Ballach aus Waldbröl trainierte Promis auf den Malediven
Ein Tiebreak vor mächtigen Pazifikwellen auf Hawaii oder ein Match mit Blick auf die Strände der Malediven. Ein Traum für viele Tennisfans – den Nicole Ballach aus Waldbröl bereits gelebt hat. Nun ist die 29-Jährige zurück in Oberberg. Im Interview mit Florian Sauer verrät sie, wie sich Tennis an den schönsten Orten der Erde anfühlt – und wie es überhaupt dazu gekommen ist.
Frau Ballach, Hand aufs Herz: Können Oberbergs Tennisplätze wenigstens einigermaßen mit denen auf den Malediven mithalten?
Nicole Ballach: Naja (lacht). Die Malediven sind ein richtiges kleines Paradies. Da die Inseln recht klein sind, wohnt man praktisch überall direkt am Strand. Das Meer ist tatsächlich türkisblau, ab und an schwimmen Haie und Schildkröten vorbei.
Als wir zuletzt miteinander gesprochen haben, arbeiteten Sie gerade an Ihrem Mathematik-Bachelor an der Universität in Honolulu und reisten mit dem Damen-Tennisteam zu Spielen in ganz Amerika.
Stimmt, auf Hawaii habe ich im Juni 2021 die letzten Prüfungen bestanden. Im August darauf bin ich dann nach Michigan gewechselt, um dort meinen Master in Mathe zu machen. Bis Dezember 2022 habe ich für Michigan ein Jahr lang selbst College-Tennis gespielt und danach die Herren- und die Damen-Auswahl der Uni trainiert. Dann hatte ich den Master in der Tasche. Im Anschluss ging es noch einmal für fünf Monate zurück nach Hawaii und im Mai letzten Jahres nach Deutschland.
Was hat Sie zurück in die oberbergische Heimat gezogen?
Familie und Freunde haben mir in der Ferne einfach gefehlt, das war der Hauptgrund. Und dann war da ja noch etwas: Ich hatte ja 2018 mein Lehramtsstudium in Mathematik und Sport mit Blick auf das Tennis in den USA unterbrochen und wollte das einfach zu Ende bringen. Im Oktober habe ich mein Erstes Staatsexamen bestanden.
Waldbrölerin heuerte in Promi-Ressort auf den Malediven an
Glückwunsch! Statt Referendariat standen dann aber die Malediven im Kalender.
Nach dem Examen wollte ich eine kurze Auszeit nehmen und etwas reisen, bevor ich mich mit meinem Master bewerbe. Während ich meine Reise plante, erhielt ich ein verlockendes Angebot, als Tennis- und Padel-Coach in einem Luxusresort auf den Malediven zu arbeiten – das konnte ich nicht ablehnen. Meine Reisepläne habe ich über den Haufen geworfen und so saß ich Mitte Dezember im Flugzeug, Ziel war das Waldorf Astoria Resort, eine unglaublich noble Anlage, die oft von Prominenten und erfolgreichen Persönlichkeiten gebucht wird.
Das alte Vorurteil, dass Tennis der Sport für die Schönen, Reichen und die ganz schön Reichen ist, wollen Sie trotzdem nicht unterschreiben.
Überhaupt nicht! Unser Resort hatte sich halt ein Stück weit auf Tennis spezialisiert. Zum Angebot dieses Resorts gehörte eben auch, dass Tennisprofis für ein paar Tage eingeflogen werden, kurz vor meiner Ankunft war etwa Tomas Berdych da. Aber es wurden eben auch viele andere Sportarten angeboten, Fußball oder Volleyball etwa. Das haben dann Animateure begleitet, genau wie in Resorts in der Türkei oder in Ägypten. Für das Tennistraining wurden semi-professionelle Spielerinnen und Spieler als Trainer eingestellt.
Waldbrölerin schon viele Jahre als Tennistrainerin aktiv
Hatten Sie eigentlich Berührungsängste bei den Megareichen aus aller Welt?
Nein, überhaupt nicht. Ich denke, das liegt an meiner langjährigen Erfahrung als Tennistrainerin in den USA und in Deutschland, vor allem in Oberberg. Kurios war allerdings eine Trainingsstunde auf den Malediven, als mein Klient den Platz von Bodyguards umstellen ließ. Meine Sporttasche hat allerdings niemand kontrolliert, ich sah offenbar vertrauenswürdig aus.
Wäre das für Sie nicht ein Job fürs Leben gewesen?
Die Arbeitstage waren lang, die Freizeit knapp und trotzdem würde ich von einem Traumjob sprechen. Hätte ich nicht Mathe studiert, hätte ich mir das sehr gut für viel länger als dreieinhalb Monate vorstellen können.
Haben Mathematik und Tennis eigentlich Gemeinsamkeiten?
Das ist eine wirklich gute Frage! (lacht) Ich glaube in gewisser Weise profitiert das eine vom anderen. Der Tennissport hat mir eine Menge Persönlichkeit gegeben. Durch ihn konnte ich mich beim Lernen fürs Studium auch mal den ganzen Tag hinsetzen und mich richtig quälen. Andersherum hilft mir mathematisches Raumverständnis im Match. Letztlich haben Mathematik und Tennis einiges gemeinsam, jedenfalls mehr, als man denkt.
Wie geht es jetzt mit Ihrer Tenniskarriere weiter?
Erstmal bleibe ich in Deutschland. Ich spiele ja nach wie vor für den Essener Club TC Bredeney, wo wirklich hochklassiges Tennis gespielt wird. Allein für die Mannschaftsspiele muss ich unbedingt im Training bleiben. Und ich möchte als Mathematikerin arbeiten, gerne im Rheinland, aber außerhalb der Schule. Erste Angebote im Bereich Data Science oder Künstliche Intelligenz habe ich mir schon angesehen.
Nicole Ballach, Jahrgang 1994 und in Waldbröl zu Hause, Abitur am Hollenberg-Gymnasium, spielt Tennis, seit sie sieben Jahre alt ist, und gehört zu den besten Spielerinnen aus Oberberg. Mit den Damen des TC Bredeney tritt sie in der Regionalliga an, schon vor ihrem Aufenthalt in den USA war sie dort Mitglied des Kaders. Aber auch jenseits des Atlantiks war Ballach erfolgreich. So holte sie mit den „Sharks“ der Hawaii Pacific University die NCAA-Vizemeisterschaft im US-amerikanischen Hochschulsport. Im Mai ist sie nach Deutschland zurückgekehrt.